SZ-Serie: Der Start ins Amt:Poings neuer Bürgermeister: Stark beschäftigt

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Hat Thomas Stark, Bürgermeister von Poing, Ambitionen auf die Stadterhebung der zweitgrößten Landkreiskommune? (Foto: Christian Endt)

Mit dem Umzug vom Büro der Poinger Geschäftsleitung in das des Bürgermeisters ist der Terminkalender von Thomas Stark voller geworden und vor allem vielseitiger.

Von Johanna Feckl, Poing

Thomas Stark nimmt an dem runden Besprechungstisch in seinem Büro im Poinger Rathaus Platz. Ein bisschen karg sieht es noch aus, ganz als ob der 55-Jährige erst am Tag zuvor hier eingezogen wäre - nur ein Bild von einem Schachbrett hängt an der Wand, die übrigen Wände sind blank. Pflanzen: Fehlanzeige. Es scheint, als ob Stark gut beschäftigt war in den ersten 100 Tagen in seinem Job als Poings neuer Bürgermeister - andernfalls wäre die Kargheit seines Büros wohl längst gewichen. "Mein Terminkalender ist schon voller als davor, auf alle Fälle", sagt Stark. Überrascht? "Nee, gar nicht", Stark schüttelt seinen Kopf. "Ich wusste ja, was auf mich zukommt."

Von 2016 bis zum April dieses Jahres war Stark Geschäftsleiter der Gemeinde, sein Büro lag direkt gegenüber von dem des Rathauschefs, wo er jetzt selber sitzt - bis Ende April das Dienstzimmer seines Amtsvorgängers Albert Hingerl. Als Geschäftsleiter habe er Zugriff auf den Kalender seines langjährigen Chefs gehabt, erzählt er. Er hat also wie kaum ein anderer mitbekommen, wie eng getaktet für gewöhnlich die Tage eines Bürgermeisters mit Terminen sind. Klar, auch er hatte zuvor schon viel zu tun. Jeder mit einer Leitungsfunktion im Rathaus habe einen vollen Terminkalender, so der 55-Jährige. Aber es gebe einen entscheidenden Unterschied: Als Geschäfts- oder Bauamtsleiter sei man eben auch nur in bestimmte thematische Bereiche involviert. "Jetzt geht es bei mir viel vielseitiger zu", sagt Stark, parteiloser Bürgermeister für die Poinger CSU, "das ist spannend, mir gefällt das!"

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Stark sitzt immer noch an seinem Besprechungstisch, ein Glas Wasser vor sich, ab und an nimmt er einen Schluck davon. Da hinten, sagt er nun und deutet mit einer Handbewegung auf die blanke Wand gegenüber seines Schreibtisches, da komme noch ein Bild hin. Es soll ja nicht auf ewig so karg bleiben, sein Büro. Eine große Pflanze hätte er eigentlich auch gern, so wie früher. Aber jetzt würde sie im Weg umgehen, ganz egal wo sie stünde. Nicht so schlimm, sagt Stark, denn im kommenden Jahr zieht der neue Chef der Verwaltung mitsamt Geschäftsleitung und Sekretariat hoch in den zweiten Stock. Vielleicht passt es mit dem großen Grün ja dort besser. In den aktuellen Bürgermeister- und Geschäftsführungsräumen im Erdgeschoss sollen dann ein barrierefreies Bürgerbüro und Standesamt entstehen.

Apropos Barrierefreiheit: Eine solche garantiert auch die neue Unterführung am S- Bahnhof in der Ortsmitte. Seit April ist es möglich, mit Rollstuhl oder Gehbeeinträchtigung, mit Kinderwagen oder einfach mit dem Radl vom Poinger Süden in den Norden zu gelangen. "Ich bin froh, dass nach jahrzehntelanger Arbeit das Ding in Betrieb ist", sagt Stark. Einen kleinen Haken gibt es dabei aber: Viele Poinger wandten sich deswegen mit Unverständnis an ihren Bürgermeister. Zu viel versiegelte Fläche, ein Betonklotz. Mit solcher Kritik habe er bei der Größe des Bauwerks aber gerechnet, gibt Stark zu.

Stark verteidigt die Unterführung: "Beim Geschmack scheiden sich nun einmal die Geister." Es gebe schließlich ebenso viele positive Stimmen, die den Tunnel unter den Gleisen loben, weil er keinem "Nadelöhr" gleiche, so Stark. Außerdem sei die Gestaltung auch noch nicht abgeschlossen, betonte der Bürgermeister in den vergangenen Wochen wiederholt öffentlich. So stellte in der jüngsten Sitzung des Bau- und Umweltausschusses eine Landschaftsarchitektin Gestaltungsvorschläge vor. Voraussichtlich im September soll im Gemeinderat eine endgültige Entscheidung dazu fallen. Es klingelt auf Starks Schreibtisch. Sein Handy. Er entschuldigt sich, drückt auf das Handydisplay und bringt damit das Klingeln zum Schweigen. "Hallo Michael", spricht Stark in sein Telefon. Grad ist's schlecht. Ja, ja. Später dann, dann passt's gut. Alles klar, bis dahin! Stark legt sein Mobiltelefon zurück auf den Besprechungstisch. "Das ist auch sehr schön", sagt er dann. "Der Austausch mit den Bürgermeistern der umliegenden Gemeinden funktioniert super!" Die Stimme am Telefon muss wohl zu Michael Stolze gehört haben, Bürgermeister von Markt Schwaben und ebenfalls neu im Amt.

Wenn Stark auf die ersten 100 Tage in seinem Amt zurückblickt, dann ist freilich ein Thema beherrschend: Corona. Bis Ende Juni hatte die Gemeinde eine Corona-Hotline eingerichtet, an die sich Bürgerinnen und Bürger mit Fragen und Sorgen wenden konnten. Darf ich mit meiner Mutter, die in einem anderen Haushalt lebt, noch zum Einkaufen fahren? Solche Sachen. An den Wochenenden war Stark derjenige, der die Hotline betreute. Weil immer weniger Poinger unter der Nummer angerufen haben, hat die Gemeinde die Rufnummer mittlerweile eingestellt.

Trotzdem bleibt Corona ein Thema - nicht nur, weil in seinem Kalender wegen der überschaubaren Zahl der derzeit stattfindenden Veranstaltungen an den Wochenenden weniger Termine eingetragen sind als er es von seinem Vorgänger kennt. So hat der 55-Jährige in den vergangenen Wochen etwa ein Hilfspaket für Poinger Vereine auf den Weg gebracht, in deren Kassen die Folgen von Corona in vielen Fällen ein Loch hinterlassen haben. Auch Spenden ansässiger Betriebe habe es dafür gegeben, erklärt Stark. Der Neubürgermeister blickt aus dem seitlichen Fenster und zeigt mit dem Finger in Richtung Westen, auf die Rückseite des Rathauses. Dort ist das neue Gebäude für die Karl-Sittler-Grundschule im Entstehen. Vom bevorstehenden Schuljahr an soll in dem neuen Schulhaus der Unterricht für zwölf Klassen stattfinden - beinahe ein Jahr später als ursprünglich geplant. "Es sieht gut aus, wird aber sportlich", sagt der Bürgermeister. Es wird sportlich? Also klappt's vielleicht wieder nicht? Stark winkt ab. Durchs Fenster sieht er Möbelpacker Tische und Stühle ins neue Schulhaus hineintragen, "das ist ein gutes Indiz dafür, dass es klappt". Bereits seit Ende Juli sei der Umzug des Mobiliars im Gange, Restarbeiten würden aber auch danach bestimmt noch erledigt werden müssen.

Ehe das neue Schuljahr startet, ist Stark nun erst einmal im Urlaub - zumindest drei Wochen lang. Es ist sein erster in diesem Jahr. Eine Woche geht es für einen Besuch bei seinen Eltern ins Fichtelgebirge, in Woche drei für ein paar Tage nach Hamburg zur Familie seiner Frau Martina, und die mittlere Woche ist noch relativ offen für spontane Aktivitäten. Und trotzdem hat Stark eigentlich schon wieder viel zu wenig Zeit. Für den Besuch im Fichtelgebirge hat er eine Liste angelegt; darauf stehen Freunde und Bekannte, die er treffen möchte, und andere Aktivitäten, die er machen könnte. Er wird also auch während seines Urlaubs gut beschäftigt sein.

© SZ vom 21.08.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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