SZ-Serie: Das erste Jahr:Die Bilanz des neuen Kommandanten

Lesezeit: 3 min

Lenkt als Bürgermeister seit etwa einem Jahr die Geschicke seiner Heimatstadt Markt Schwaben: der parteilose Michael Stolze. (Foto: Christian Endt)

Bahnhof, Verkehr, Sparplan, Schule: Markt Schwabens neuer Bürgermeister Michael Stolze versucht, wichtige Projekte anzuschieben. Was sich mit dem neuen Gemeinderat für die Einwohner geändert hat - und wo die Hürden stehen

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Das Leben ist für die Markt Schwabener teurer geworden - dafür sind aber in Kürze diverse Upgrades zu erwarten. Seit etwas mehr als einem Jahr führt der parteilose Michael Stolze, 51, nun die Geschicke im Rathaus der Gemeinde. Der frühere Feuerwehrkommandant ist mit seiner Familie in Buch am Buchrain wohnen geblieben, in der Heimatstadt seiner Kindheit hat er in 13 Monaten erste Veränderungen erreicht, die den Bürger direkt betreffen. Die SZ fasst Stolzes Zwischenbilanz zusammen.

Schwäbische Verhältnisse

Markt Schwabens Bürger müssen künftig Geld fürs Parken bezahlen. Was viele Jahre im Gemeinderat diskutiert wurde, hat das neue Gremium im ersten Jahr der Amtsperiode umgesetzt. Im Ortskern sollen noch im Laufe dieses Jahres Parkautomaten aufgestellt werden. Hintergrund ist der Sparplan, den Markt Schwabens Gemeinderat und sein Vorsitzender konsequent durchziehen. Um Fördergelder vom Freistaat für diverse Projekte zu erhalten, hat das Gremium in vielen Bereichen des Lebens leichte Eingriffe vorgenommen: So stieg der Trinkwasserpreis, der Eintritt im Hallenbad wurde erhöht, die öffentlichen WCs in Rathaus- und Bahnhofsnähe kosten mehr.

Der Bahnhof

Eigentlich sollte der Bahnhof Markt Schwaben schon 2019 barrierefrei ausgebaut werden. Doch die Maßnahme wurde auf unbestimmte Zeit verschoben. Der Gemeinde geht das seit Jahren gegen den Strich, weswegen Bürgermeister Stolze im Gespann mit dem Bundestagsabgeordneten Andreas Lenz (CSU) eine Frist gesetzt hat, um die dringendesten Fragen zu den Plänen zu beantworten. Die Deadline an die Bahn läuft zur Jahresmitte aus - demnach bleibt nicht mehr viel Zeit.

Der Verkehr

Nicht zuletzt wegen der S-Bahn-Anbindung wird Markt Schwaben immer stärker von Autos frequentiert. Das neue Gremium wagte nun einen ersten Vorstoß zur Reduzierung des Tempolimits von 50 auf 30 Kilometer pro Stunde im Ortskern. Das Anliegen der SPD findet im Gremium fraktionsübergreifend Unterstützung. Ob es gelingt, die entsprechenden Stellen beim Freistaat davon zu überzeugen, wird sich zeigen.

Jünger und effektiver

Zuschauer der Markt Schwabener Gemeinderatssitzungen dürften deutliche Veränderungen aufgefallen sein. Die Quote der Grauhaarigen ist deutlich gesunken. Und die Sitzungen dauern nur noch sehr selten bis kurz vor Mitternacht. Im zu zwei Dritteln neu besetzte Gemeinderat scheint die Zusammenarbeit der Fraktionen und Mitglieder einfacher von der Hand zu gehen als vorher. Nicht nur beim Thema Verkehr, auch wenn es um die Schule oder die Finanzen im Ort geht, scheint die Kommunikation unter den Fraktionen, Bürgermeister Stolze und seinen Stellvertretern Walentina Dahms (CSU) und Raphael Brandes anders abgestimmt als in den Vorjahren.

Ein neuer Rekord

2021 hat Markt Schwabens Kämmerer Andreas Kleebauer so früh und flott wie nie den Haushalt für das fortlaufende Jahr verabschiedet. Mit insgesamt 72,6 Millionen ist Kleebauers zweites Werk nach 2020 so voluminös wie nie zuvor. Grund sind hohe Ausgaben für Hochwasserschutz und das neue Schulzentrum.

70 Millionen für 1000 Schüler

300 Mittelschüler und gut 600 Markt Schwabener Grundschüler sollen im September 2022 das größte und teuerste Bauprojekt in der Ortsgeschichte beziehen, so der Plan. Der Bau der neuen Grund- und Mittelschule wird - Stand jetzt - knapp 70 Millionen Euro kosten, finanziert von der Gemeinde und staatlichen Fördergeldern. Der Spatenstich für dieses Mega-Projekt im Juli 2020 war die erste große Amtshandlung des neuen Bürgermeisters Stolze, seitdem wird in der Ortsmitte gebaut. Für einen zweiten Spatenstecher hingegen war es die letzte große Amtshandlung.

Ein Abschied

Die Rede ist von Frank Eichner, der unter Stolzes Vorgänger Georg Hohmann (SPD) im Bauamt neue Strukturen geschaffen hat. Er und Hohmann sind die Gründerväter dieses Projekts. Hohmann hatte vor der Wahl die Altersgrenze erreicht, Eichner hingegen war für die CSU gegen Stolze angetreten. Nach der verlorenen Stichwahl entwickelte sich ein professionelles, aber erwartbar kompliziertes Verhältnis zwischen dem Bauamtschef und seinem neuen Rathauschef. Anfang Februar kündigte Eichner seinen Abschied an. Walter Rohwer ist mittlerweile Interims-Chef. Frank Eichner wechselte in die Wirtschaft, sein größtes Werk aber wird den Ort aufwerten.

Ein Ausblick

Natürlich ist der Fortschritt des Schulbaus in den kommenden eineinhalb Jahren das zentrale Thema. Kann der Zeitplan eingehalten werden? Wie entwickeln sich die Kosten? Zudem wird es in Markt Schwaben weiter um die großen Themen Verkehrsberuhigung und den Bahnhofausbau gehen. Zu klären wird auch sein, wie es mit dem altehrwürdigen, aber kostspieligen Hallenbad weitergeht. Die Lösung dieses Problems könnte eine komplizierte Mission werden - und alles andere als billig.

© SZ vom 14.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: