SZ-Adventskalender:Wenn es an allen Ecken fehlt

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SZ-Leser können auch in diesem Jahr wieder für Bedürftige spenden

Von Alexandra Leuthner, Ebersberg

Wenn die ersten Lebkuchen fast schon alt geworden sind, der Sommer endgültig abgehakt und das Zubehör für den Adventskranz bereits eingekauft ist, kommt regelmäßig der Tag, an dem einem beim Aufschlagen der SZ das Logo des Adventskalenders ins Auge springt. Manche Dinge ändern sich zum Glück nicht über die Jahre, dazu gehört auch die Spendenaktion der Süddeutschen Zeitung. Doch leider ist in den 68 Jahren ihres Bestehens auch eines gleich geblieben: Dass es Menschen gibt, die froh sein müssen, wenn sie ein alt gewordenes Päckchen Lebkuchen geschenkt bekommen; Familien, die von einem Sommerurlaub nur träumen können, vielleicht weil ein Elternteil krank geworden ist und die teuren Medikamente alles Geld verschlingen, weil die Eltern den Job verloren haben oder die Bezahlung schlicht gerade mal fürs Überleben reicht. Es gibt die alleinerziehenden Mütter oder Väter, die an den glitzernden Auslagen der Vorweihnachtszeit mit ihren Kindern möglichst schnell vorbei huschen, weil sie sich nichts davon leisten können; die alten Menschen, deren Rente so gering ist, dass sie trotz lebenslanger Berufstätigkeit, zum Arbeitsamt gehen müssen um Grundsicherung zu beantragen, damit ihre Rente wenigstens auf das Existenzminimum von knapp 1 075 Euro aufgestockt wird.

Den einen oder anderen Wunsch konnten sich solche Menschen immerhin durch die Spenden der SZ-Leser im vergangenen Jahr wieder erfüllen. Eine Rekordsumme von 6,2 Millionen Euro insgesamt ist für den Adventskalender 2015/2016 zusammen gekommen, 600 000 Euro mehr als im Jahr davor. Davon profitieren auch wieder soziale Institutionen, Hilfsprojekte und Bedürftige im Landkreis Ebersberg.

So werden zum Beispiel die Sozialpsychiatrischen Dienste mit Geld aus dem Spendentopf unterstützt; so manche dicke Decke oder ein neues Bett für einen der psychisch kranken Menschen, die im Rosenhof untergebracht sind, konnte gekauft werden. Auch der Kreisverband der Arbeiterwohlfahrt oder bedürftige Bewohner des GSD-Seniorenwohnparks Vaterstetten profitierten von den Spenden. Und selbst der Zentrale Sozialdienst im Landratsamt kann immer wieder unbürokratische Hilfe aus dem Adventskalender-Spendentopf leisten, dort wo staatliche Mittel oft nicht ausreichen.

So sind mit der Einführung der Hartz-IV-Gesetze die so genannten einmaligen Beihilfen abgeschafft worden, mit denen zuvor so manche neue Brille oder kaputt gegangene Wachsmaschine bezahlt werden konnte. Im vergangenen Jahr haben wir über ein Ehepaar berichtet, das sich keinen neuen Kühlschrank leisten konnte, hier sprang der Adventskalender ein. Eine alleinerziehende Mutter dreier Kinder, die nur in Teilzeit arbeiten kann, weil der Jüngste noch im Kindergarten ist, konnte ihren Kindern mit der Spende ein zweites Paar Winterstiefel kaufen - und ein bescheidenes Weihnachtsfest feiern. Einem Jungen, der nach einer missglückten Operation im Säuglingsalter nicht sitzen und nicht laufen kann, finanzierte der Adventskalender eine orthopädische Sitzschale.

Wenn das eigene Kind schwer krank wird, ist das ja ein Schicksalsschlag, wie man in sich schlimmer kaum vorstellen kann. Für die betroffenen Familien sind es aber oft die finanziellen Begleitumstände, die es ihnen noch schwerer machen, halbwegs normal weiter zu leben. Familien mit schwer kranken Kindern gilt diesmal unser besonderes Augenmerk. In der zweiten Adventswoche wollen wir uns dem Thema Armut und Einsamkeit im Alter widmen. Um den Alltag mit einer Behinderung geht es in der dritten Woche. Und, dass man besonders in einer reichen Region wie dem Großraum München leicht finanziell unter die Räder kommen kann, ist zuletzt immer wieder im Zusammenhang mit dem Fehlen von günstigem Wohnraum thematisiert worden. Was aber macht das mit einer Familie? Darum soll es in der Woche vor dem Heiligen Abend gehen.

© SZ vom 19.11.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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