SZ-Adventskalender:Mitten im Leben

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Krankheit, Arbeitslosigkeit, Unfälle, schlechte Startbedingungen - es gibt viele Lebensgeschichten, die nicht geradlinig verlaufen. Der SZ-Adventskalender sammelt zum 70. Mal Spenden für Bedürftige

Von Alexandra Leuthner

Keiner von uns weiß, was das Schicksal morgen mit ihm vorhat. Vielleicht ist er die Strecke zum Arbeitsplatz schon hundert Mal gefahren, und dann, plötzlich, holt ihn ein unaufmerksamer Autofahrer von seinem Fahrrad, und er sitzt fortan im Rollstuhl. Ein anderer hat vielleicht als junger Mensch mit Freunden in einer Fußballmannschaft gekickt; jeder schien die gleichen Zukunftsaussichten zu haben. Doch zwei Jahrzehnte später fliegen die gut bezahlten früheren Teamkollegen mit ihren Familien jedes Jahr in den Luxusurlaub, er aber kann sich kaum das Frühstücksbrot für seine Kinder leisten - nur weil er einen Job hat, der ihn in unserem reichen Land kaum ernährt. Ins Rentenalter gekommen, reicht ihm das Geld wieder nicht, und er muss Grundsicherung beantragen, wird zum sogenannten Aufstocker. Den Lebensabend hat er sich anders vorgestellt. 318 Menschen im Landkreis erhielten 2017 Grundsicherung im Alter.

Der "SZ-Adventskalender für gute Werke" will in diesem Jahr zum 70. Mal dazu beitragen, dass die Ungerechtigkeiten des Lebens ein bisschen gemildert werden. 6,6 Millionen Euro sind im vergangenen Jahr für die Spendenaktion der Süddeutschen Zeitung zusammengekommen, aus Spenden von Lesern oder Firmen, als Erlöse aus Benefizveranstaltungen wie Schulbasaren oder Flohmärkten, aber auch aus Konzerten wie dem Auftritt der Drei Damen, die im November 2017 für den Adventskalender in Ebersberg gespielt haben. Auch der Erlös aus dem Konzert des Grafinger Jugendorchesters, das in der Vorwoche im Alten Speicher die Besucher begeisterte, geht an die SZ-Organisation. Der Adventskalender gibt das Geld eins zu eins weiter: an Hilfsorganisationen und -projekte, an die Sozialämter der Kommunen; es fließt in die Anschaffung von Fahrzeugen für Hilfsprojekte, in Schulessen, Lebensmittelpakete oder in die Musikvermittlung für bedürftige Familien. Die in der SZ vorgestellten Einzelpersonen oder -familien bekommen Direktzuwendungen für den dringendsten Bedarf.

Auch im Landkreis Ebersberg haben die Spenden der SZ-Leser im vergangenen Jahr viel Gutes bewirkt. Ein Teil des Geldes floss direkt an die Betroffenen, doch auch mit sozialen Verbänden und Behörden arbeitet die SZ zusammen. Das Sozialamt im Landratsamt ist dabei ebenso eingebunden wie das Jobcenter, auch die Senioren- und Familienbeauftragten sind Ansprechpartner. Mit dem Geld aus dem Spendentopf können auch die Behördenmitarbeiter einmal unbürokratisch dort helfen, wo ihnen sonst die Hände gebunden sind, weil die Grundsicherung einfach nicht mehr hergibt als 409 Euro. Weil die alte Brille eines psychisch kranken Mannes zerbrochen ist, die Krankenkasse eine neue aber nicht bezahlt. Weil der Friseurbesuch einer Rentnerin schon seit Wochen fällig wäre, die nötigen 25 Euro am Ende aber nie übrig sind.

Sogar neue Winterschuhe für ihre beiden Kinder waren im Vorjahr schon ein zu großer Luxus für eine alleinerziehende Mutter aus dem Landkreis, die nach dem Tod ihres Mannes nun nicht nur mit der Trauer, sondern auch mit Schulden kämpfen musste, aber wegen einer eigenen Erkrankung nicht arbeiten konnte. Eine 66-Jährige, die nach einem Leben voller Gewalterfahrung und Depressionen mit Demenz in einer Sozialwohnung sitzt, konnte sich von der Grundsicherung weder das dringend nötige Sofa noch einen Ersatz für ihren maroden Kühlschrank leisten. Und die über 65-jährige Mutter einer 42-Jährigen, die nach Sauerstoffmangel während der Geburt ihr Leben mit schweren Behinderungen im Rollstuhl verbracht hat, wünschte sich ein bisschen Unterstützung von einem Ergänzungspfleger.

Mehr Teilhabe am Leben will der SZ-Adventskalender in diesem Jahr Menschen mit Behinderungen ermöglichen. Auch alte Menschen, die nach einem Leben in Arbeit nicht genug Geld zum Leben haben oder sogar vom Verlust ihrer Wohnung bedroht sind, sollen wieder Unterstützung bekommen, ebenso wie chronisch Kranke, die mit Hartz-IV-Leistungen oder Sozialhilfe auskommen müssen. Und gleich zu Beginn des Adventskalenders geht es darum, Bildungschancen für Kinder und Jugendliche mit Flüchtlingshintergrund oder aus armen Familien zu verbessern.

© SZ vom 24.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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