Ukrainische Geflüchtete:Eingespieltes Team

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Die Ebersberger Behörden können dank der Erfahrung des Flüchtlingssommers 2015 auf bestehende Strukturen zurückgreifen.

Von Alexander Karam, Ebersberg

Die Aufnahme ukrainischer Flüchtlinge stellt die Ebersberger Behörden vor Herausforderungen. Doch diese sind vorbereitet, auch dank der bereits vorhandenen Strukturen der großen Flüchtlingsbewegungen im Jahr 2015. "Die Koordination verläuft bisher ausgesprochen gut", so Kathrin Stemberger von der Agentur für Arbeit Ebersberg, dort sei man bereits "krisenerprobt". Kommunikationswege mit beispielsweise den Helferkreisen müssen nur reaktiviert und nicht erst neu aufgebaut werden.

Zunächst brauchen die Neuankömmlinge vor allem Sicherheit und ein Obdach. Da ein großer Anteil der ankommenden Frauen mit Kindern sind, ist auch das Organisieren des Schulbesuchs einer der häufigsten ersten Schritte. Die klassischen Aufgaben der Arbeitsagentur - Vermittlungs-, Beratungs-, oder Förderangebote - würden daher derzeit nur wenige der Geflüchteten in Anspruch nehmen.

Für die Aufnahme einer Beschäftigung ist keine Erlaubnis der Agentur für Arbeit nötig. Jeder, so heißt es, könne unbürokratisch einen Job beginnen, es reiche der ukrainische Pass, der Einreisestempel und eine Zustimmung der Ausländerbehörde.

Unwissend darüber, ob und wann die Rückkehr in die Heimat möglich sei, so Stemberger, herrsche unter den Geflüchteten eine große Unsicherheit über die Zukunftsaussichten. Für die Personen, die sich auf dem Arbeitsamt meldeten, würden individuelle Möglichkeiten ausgelotet. Manche der Ratsuchenden seien bereits in der IT-Branche tätig gewesen und sprächen mehrere Sprachen, andere suchten noch den Einstieg ins Arbeitsleben: "Der Lebensweg der Ukrainerinnen und Ukrainer ist zu individuell, als dass man pauschale Lösungen vorschlagen könnte", so Stemberger.

Für jene, die einen Job suchen, sei der Ebersberger Arbeitsmarkt bisher ausreichend aufnahmefähig. Viele Arbeitgeber meldeten sich bei der Ebersberger Agentur für Arbeit mit offenen Stellenangeboten. Insbesondere Betriebe aus dem Hotel- und Gastrobereich, Kleinbetriebe der Lebensmittelherstellung oder aus dem Reinigungsbereich haben Arbeit. In den nächsten Wochen wird mit einem steigenden Beratungsbedarf gerechnet, da sich die Geflüchteten langsam einlebten. Für die Gespräche steht den Vermittlern der Agentur für Arbeit Ebersberg ein professioneller Dolmetscherdienst zur Verfügung, der bei Bedarf telefonisch hinzugezogen werden kann. Eine rechtlich und sprachlich korrekte Übersetzung könne so garantiert werden.

Wie die Bundesregierung kürzlich beschloss, haben nach Deutschland geflohene Ukrainer von 1. Juni an Anspruch auf Sozialhilfe. Die Ausländerbehörde übergibt die Zuständig an das Jobcenter. Beratung, Arbeitsvermittlung und Sozialleistungen werden in einer Stelle abgewickelt. Dort bereite man sich bereits vor, zwar helfen auch hier die Erfahrungen aus 2015, doch man sei noch lernend, so Benedikt Hoigt vom Jobcenter Ebersberg.

Derzeit erhalten die in Ebersberg gemeldeten ukrainischen Flüchtlinge einen Antrag der Arbeitsagentur mit weiteren Informationen. Bei Erhalt von Sozialleistungen oder einer Arbeitsaufnahme besteht demnach die Pflicht für eine gesetzliche Krankenversicherung. Um den Ablauf reibungslos zu gestalten, wird im Jobcenter frühzeitig gehandelt. Die verschickten Anträge sollten daher bis Mitte Mai ausgefüllt an das Jobcenter zurückgeschickt werden: "Unsere Zielsetzung ist der nahtlose Übergang", so Hoigt.

Für Hoigt steht fest, dass ohne die Hilfe der ehrenamtlich Engagierten die Bewältigung der Aufgaben so nicht möglich wäre. Diese kümmern sich häufig um die private Bereitstellung der Unterkünfte, Spenden, Behördenabsprachen. Ihnen gelte "ein großes Danke".

Infotelefon der Bundesagentur für Arbeit (Ebersberg): 08092 8256750. Weitere Infos unter www.lra-ebe.de/aktuelles/informationen-zur-ukraine-krise/ und unter www.jobcenter-ebersberg.de/index.php/hilfestellungen-fuer-ukrainische-gefluechtete .

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