Heftige Regenfälle:Land unter in Steinhöring

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Aus Wiesen werden Seen, aus harmlosen Bächlein Wasserfälle: Der ohnehin durchweichte Boden kann kein weiteres Wasser aufnehmen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Minutenlanger Platzregen führt zu Überflutungen mehrerer Straßen vor allem im Gemeindebereich von Steinhöring. In Winkl wird ein Pferdehof überspült, doch die Feuerwehren können Schlimmeres verhindern.

Von Barbara Mooser, Steinhöring

Auf einmal war das Wasser da, die braune Flut schwappte über den Hof, spülte den Kies von der Straße und nahm Kinderspielsachen, die auf dem Rasen lagen, einfach mit. Die Brühe floss in den Keller, die Reithalle, die Pferdeboxen. Doch immerhin hat sie das Wohnhaus verschont. "Gott sei Dank", sagt Angela Schmidt, die am Donnerstagmittag gemeinsam mit ihrer Mutter allein auf dem idyllischen Hof in Winkl war, auf dem sie eine Pferdepension betreiben. Noch ein paar Tage zuvor hatte sie im Fernsehen verfolgt, wie es den Menschen in Simbach am Inn gegangen war, die Angst war deshalb groß, als innerhalb weniger Minuten das Wasser nach einem extremen Regenguss von dem kleinen Hügel über dem Hof herunterstürzte.

Doch insgesamt ist es noch einigermaßen glimpflich ausgegangen für die Familie - wie auch im Rest des Landkreises, so jedenfalls die Zwischenbilanz von Kreisbrandrat Andreas Heiß am späteren Nachmittag. Freilich hatten die Feuerwehren dennoch einiges zu tun: Die extremen Regenfälle, die gegen Mittag vor allem auf die Gegend rund um Ebersberg und Steinhöring herunterprasselten, ließen die kleinen Bäche im Tal entlang der B 304 innerhalb weniger Minuten anschwellen, schnell bildeten sich Seen, wo sonst Wiesen sind. Zwischen Ebersberg und Steinhöring schwappte das Wasser auf weiten Strecken über die B 304, bis zum Abend war die Straße gesperrt, eine ungewohnte Blechkarawane wand sich deshalb durch Oberndorf. Dort bildete sich neben der Bahnstrecke ein eindrucksvoller Teich, der Zugverkehr war dadurch laut Heiß aber nicht beeinträchtigt.

Schon zuvor waren die Bachläufe voll

Außer in Steinhöring hatte die Feuerwehr in Grafing Einsätze, hier lief unter anderem die Unterführung in Grafing-Bahnhof voll. Verwunderlich ist es laut Heiß nicht, dass sich das Wasser neue Wege gesucht hat: "Nach dem tagelangen Regen sind die Bachläufe sowieso schon voll gewesen, die Wiesen waren gesättigt." So rauschte das Wasser da, wo es ging, einfach bergab.

Und selbst diejenigen, die weit oben auf den Hügeln über Steinhöring ihre Häuser haben, blieben nicht verschont, wie das Beispiel der Pferdepension zeigt. "Das ist wie ein Sturzbach die Hänge heruntergeflossen. Das hat wirklich dramatisch ausgeschaut", sagt Einsatzleiter Anton Höfer von der Steinhöringer Feuerwehr, die Unterstützung von den Kollegen aus Tulling, St. Christoph, Vaterstetten und Pöring bekam. Sie schützten die Gebäude mit Sandsäcken und pumpten den vollgelaufenen Keller leer. Die 33 Pferde waren ohnehin in Sicherheit, auf der aufgeweichten Koppel neben der Hofzufahrt.

Autofahrer mussten Mut beweisen

Außer in Winkl mussten die Feuerwehrleute auch in Abersdorf Keller auspumpen und mit Sandsäcken schützen: Hier, am Zaißinger Weg, sind die Häuser ohnehin hochwassergefährdet; so schlimm wie 2011, als das Wasser Möbel und Inventar im Erdgeschoss mehrerer Häuser zerstörte, wurde es aber diesmal nicht. Im gesamten Gemeindebereich von Steinhöring wurden Straßen überspült; Autofahrer mussten ein gewisses Maß an Mut beweisen, wenn sie dennoch nicht lieber umkehren wollten. Einem Autofahrer, der die Unterführung bei der Kapser Allee benutzen wollte, hätte allerdings statt Mut eher Vorsicht genutzt: Sein Auto saugte Wasser an und blieb liegen, wie die Polizei mitteilte. Ansonsten gab es einige kleine Auffahrunfälle, die möglicherweise auch der schlechten Sicht wegen der Regengüsse geschuldet waren.

Am Nachmittag zeigte sich der Kreisbrandrat vorsichtig optimistisch, was die weitere Entwicklung betraf: Das Regenradar zeigte zu dem Zeitpunkt keine weiteren heftigen Regenfälle an. Allerdings bedürfe es angesichts der vollen Bäche und durchweichten Wiesen auch nicht mehr viel, so Heiß, um wieder kritische Entwicklungen auszulösen. In Moosach halfen die Feuerwehrleute jedenfalls mit, den Landkreis für weitere Krisenfälle zu rüsten: Auf Vorrat wurden neue Sandsäcke gefüllt - schließlich war der Verbrauch in den Stunden zuvor ganz schön hoch gewesen.

© SZ vom 10.06.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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