Stadthalle Grafing:Die Wiederbelebung beginnt

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Sebastian Schlagenhaufer, künstlerischer Leiter der Stadthalle, präsentiert das erste Programm unter seiner Regie. Größte Neuerung ist die Eröffnung der Turmstube als Kleinkunstbühne.

Von Anja Blum, Grafing

Die neue Turmstube: Viel Weiß, ein paar rote Akzente und Jazzfotos sowie ein schöner, dunkler Boden machen aus der ehemaligen Gaststätte einen einladenden Ort für Kleinkunst. Platz für 70 Zuschauer, Flügel, Scheinwerfer, Zapfanlage - alles da. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Knapp ein Jahr ist es nun her, dass Sebastian Schlagenhaufer die künstlerische Leitung der Grafinger Stadthalle übernommen hat - nun beginnt die erste Saison unter seiner alleinigen Regie. Erklärtes Ziel des Grafinger Schauspielers, Kabarettisten und Musikers ist es, neue inhaltliche Akzente zu setzen und so die chronisch defizitäre Stadthalle wieder mehr zu beleben.

Und das scheint Schlagenhaufer durchaus zu gelingen: Das neue Programm beinhaltet zum einen deutlich mehr und zum anderen auch unterschiedlichere Veranstaltungen, als das bislang der Fall war. "Uns war es wichtig, ein breites Spektrum für alle Grafinger zu bieten", sagt der neue Stadthallen-Chef bei der Präsentation des Programms.

Und so findet der Interessierte im Spielplan Kindertheater genauso wie Lesungen, Multivisionen, Konzerte, Kabarett, Jam-Sessions oder Volkstheater. Außerdem habe man auf moderate, familienfreundliche Preise geachtet, so Schlagenhaufer: Kaum eine Veranstaltung kostet mehr als 20 Euro, manche sind sogar deutlich günstiger. Hinzu kommt, dass es ein neues Abo-System gibt: Wer mindestens drei Veranstaltungen besucht, kann eine Abo-Card und dank ihr erhebliche Vergünstigungen in Anspruch nehmen.

Die größte Neuerung aber ist die Wiederbelebung der seit langem leer stehenden Turmstube, die sich an der linken Seite der Stadthalle befindet: Nach einer umfangreichen Renovierung wird sie künftig als Kleinkunstbühne dienen und so das Portfolio des Stadthallensaals ergänzen. "Hier können die Zuschauer auf Tuchfühlung mit den Künstlern gehen", schwärmt Schlagenhaufer.

Auf die Idee sei er durch die 150-Jahr-Feier des Grafinger TSV gekommen: "Schon in den Nachkriegsjahren hat sich die Turmstube zum gesellschaftlichen Mittelpunkt entwickelt, hier war einfach immer was los." Und so einen Ort, den brauche es eben wieder in der Stadt, ist sich der neue Stadthallen-Chef sicher. Und hat sich für die Turmstube jede Menge ausgedacht: Die regelmäßigen Sessions der Initiative Jazz.Grafing werden hier stattfinden, außerdem zahlreiche Kabarettabende und ein neues Format, die sogenannten "Mixed Shows".

Unter dem Motto "Vier in einem Turm" stellen hier jeweils unterschiedliche Künstler wie Kabarettisten, Liedermacher, Comedians oder Zauberer etwa 20 Minuten ihr Können unter Beweis, kurzweilig moderiert von Kabarettist Ferdinand Maurer, der in der Region mit "Creme Baverese" bereits viele Erfolge feierte. "Wer da auf der Bühne steht, soll eine Überraschung bleiben, aber so viel kann ich verraten: Wir haben teils wirklich hervorragende, aufstrebende Namen im Programm sowie tolle regionale Gewächse", erklärt Schlagenhaufer.

Überhaupt, sagt er: "Regionalität ist Trumpf - der Dialekt schwingt sich gerade zum Gegengewicht der globalen Vernetzung auf." Deshalb setze man verstärkt auf Künstler aus der Umgebung, sei es die Münchner Iberl-Bühne, den Liedermacher Michael Fitz, den Tatort-Kommissar Udo Wachtveitl, der mit seiner Lesung "Mörderisches Bayern" zu Gast ist, die Drei Männer nur mit Gitarre oder eben Ebersberger Talente wie die Artistik-Truppe M.PAC, die aus ehemaligen Movimentos besteht und ein Dinnervarieté präsentiert.

Der Programmgestaltung zugute kommt freilich, dass Schlagenhaufer selbst Künstler und in der Szene bekannt ist: Die meisten Veranstaltungen beruhten auf persönlichen Kontakten, sagt er. Für Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) hat sich die Verpflichtung des neuen künstlerischen Leiters ohnehin schon jetzt gelohnt: "Ich bin vor allem sehr froh, dass es ihm gelungen ist, die Jazzinitiative für die Turmstube zu gewinnen, das ist ein ganz großer Coup", sagt sie und strahlt.

Geplant sind außerdem laut Schlagenhaufer weitere Kooperationen vor Ort: mit dem Kulturverein, der Musikschule oder dem Gymnasium. "Uns ist es wichtig, auch dem Nachwuchs eine Plattform zu bieten - mal sehen, was da alles noch entsteht."

Premiere von "Jazz im Turm" mit dem Nina-Plotzki-Septett ist am Donnerstag, 24. September, Eröffnung der Turmstube mit einer "Mixed Show" am Donnerstag, 8. Oktober, Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Karten für die Veranstaltungen der Stadthalle und Turmstube gibt es im Rathaus, in der Buchhandlung Braeuer oder online unter www.stadthalle-grafing.de.

© SZ vom 24.09.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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