SPD-Jubiläum:Rotes Fest

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Zum hundertjährigen Bestehen des Markt Schwabener SPD-Ortsvereins kommen zahlreiche Gratulanten. Sie lassen die Geschichte der Sozialdemokratie Revue passieren, richten den Blick aber auch in die Zukunft

Von Andreas Junkmann, Markt Schwaben

Nein, der Bundestagsabgeordnete Andreas Lenz (CSU) hatte sich nicht in der Partei geirrt, als er seine Rede mit den Worten "Liebe Genossinnen und Genossen" eröffnete. Das, so Lenz, mache er eigentlich nur, wenn er vor den Vorständen einer Raiffeisenbank spreche. Aber an diesem Freitagabend war alles ein bisschen anders. Der Markt Schwabener SPD-Ortsverein hatte ins Rathaus geladen, um seinen 100. Geburtstag zu feiern. Und zu diesem Jubiläum hatten alle irgendwie ein rotes Herz.

Dicht gedrängt lauschen die Besucher am Freitagabend dem Grußwort von Bürgermeister Georg Hohmann. (Foto: Christian Endt)

Die Sektkorken knallten und im Foyer war kaum mehr ein Durchkommen - von diesem Andrang schien selbst der SPD-Ortsvorsitzender Manfred Kabisch überrascht zu sein. Er hatte zusammen mit seinen Helfern eine Ausstellung im Rathaus auf die Beine gestellt, die den historischen Werdegang des Ortsvereins von seinen Ursprüngen bis zur heutigen Zeit skizziert. Wie es sich für einen Geburtstag gehört, standen an diesem Abend aber vor allem Glückwünsche im Mittelpunkt. Die Gratulantenschar war zahlreich, es kamen Gäste aus der ganzen Region. Während Parteichefin Andrea Nahles ihre Grußworte schriftlich übermittelte, ließen es sich andere nicht nehmen, die Markt Schwabener Genossen persönlich zu besuchen.

Wissenswertes zur Geschichte des Markt Schwabener SPD-Ortsvereins, gibt es auf den Infotafeln im Rathausfoyer nachzulesen. (Foto: Christian Endt)

So etwa der SPD-Abgeordnete und Vizepräsident des Bayerischen Landtags, Markus Rinderspacher. Er nahm den 100. Geburtstag zum Anlass, um einen Blick zurück in die Geschichte der bayerischen Sozialdemokratie zu werfen. Deren Vertreter seien es gewesen, die den Freistaat iniziiert und ihn verteidigt hätten. "Wir sollten nicht nur an die Herzöge, Fürsten und Monarchen erinnern, wie man es in Bayern gerne tut, sondern auch an jene, die die Köpfe hingehalten haben", so Rinderspacher. Er mahnte dazu, die Demokratie zu verteidigen. "Das sind wir denen schuldig, die dafür gekämpft haben."

Es wurden 100 Jahre SPD-Ortsverein gefeiert. (Foto: Christian Endt)

An die Verdienste der Partei beim Thema Gleichberechtigung erinnerte die SPD-Landtagsabgeordnete Doris Rauscher. Die Sozialdemokraten hätten sich stets dafür eingesetzt, den Menschen und insbesondere den Frauen mehr Rechte zu geben. "Das ist auch der Hauptgrund, warum mein Herz für die SPD schlägt", so Rauscher.

Das Herz von Andreas Lenz schlägt zwar eher für die CSU, geht es nach SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil, könnte das aber durchaus anders sein. "Der Lars hat mal zu mir gesagt, es wundert ihn, dass ich bei der CSU bin - weil ich doch so normal sei", gab Lenz einen launigen Einblick über die Zusammenarbeit in der Bundesregierung. Natürlich sei man da nicht immer einer Meinung, aber es entwickle sich eine gewisse Vertrautheit. Über den Koalitionspartner sagte Lenz: "Die SPD hat immer verantwortungsvoll für das Land gehandelt und ist auch vor unpopulären Entscheidungen nicht zurückgeschreckt."

Den Bogen zur Lokalpolitik schlug Landrat Robert Niedergesäß (CSU), der den Ortsverein für seine umtriebigen Mitglieder lobte. Politisch Engagierte hätten nicht immer das beste Ansehen in der Bevölkerung und würden gerne mal vergessen, wenn es ums Ehrenamt gehe. Dabei sei gerade dieser Einsatz von enormer Bedeutung für die Demokratie, die "nicht selbstverständlich ist und die wir uns immer wieder neu erkämpfen müssen", so Niedergesäß.

Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann (SPD) richtete den Blick nach vorne. Alle politischen Gestalter würden einzig und allein von der Zukunft leben. Wer da nichts anbiete, müsse die Bühne heutzutage schneller denn je verlassen. Auch seine eigene Partei nimmt Hohmann deshalb in die Pflicht, denn "eine Zukunft ohne die Sozialdemokratie will und kann ich mir nicht vorstellen."

Der Jubiläumsabend wurde mit einer szenischen Lesung abgerundet, bei der aktuelle und ehemalige Schüler des Franz-Marc-Gymnasiums die Geschichte der Sozialdemokratie in Bayern nachzeichneten. Außerdem kamen die beiden Markt Schwabener SPD-Urgesteine Anton Richter und Thomas Lackermeier zu Wort, die Einblicke in ihre Jugendzeit und die Ortsentwicklung gaben.

© SZ vom 08.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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