Schule:Plädoyer für Wahlfreiheit

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Kerstin Schreyer-Stäblein erläutert in Grafing Ganztagsmodelle

Von Thorsten Rienth, Grafing

An diesem Ziel gibt es wenig zu deuteln: "Bis 2018 soll jeder Schüler bis 14 Jahre ein Ganztagsangebot wahrnehmen können." Es war nicht irgendein Plan, aus dem Kerstin Schreyer-Stäblein da zitierte. Die Maxime steht so im "Bayernplan", dem Regierungsprogramm der CSU für die aktuelle Legislaturperiode. Wie die Umsetzung konkret gelingen soll, hat die stellvertretende Vorsitzende der CSU-Landtagsfraktion jetzt auf Einladung des Grafinger Ortsverbands im Café Hasi erläutert.

Vor allem müsse man der Ganztagsschule unvoreingenommen, ideologiefrei und aus der Perspektive der Eltern begegnen, forderte die Vorsitzende der CSU-Projektgruppe Ganztag. "Im Endeffekt müssen sich die Kommunen also fragen: Was brauchen die Leute hier bei uns?" Um diese Nachfrage bedienen zu können, biete der Freistaat mittlerweile ein ganzes Sammelsurium an Möglichkeiten an, warb Schreyer-Stäblein. Gebundene und offene Ganztagsschulen seien die wohl bekanntesten Ansätze.

Einmal haben die Schüler an mindestens vier Wochentagen rhythmisiert bis in den Nachmittag hinein Schule. Übungs- und Lernzeiten wechseln sich mit sportlichen, musischen und künstlerischen Angeboten ab. Bei der offenen Ganztagsschule findet die Betreuung dagegen im Anschluss an den regulären Unterricht statt. Deshalb lässt sie sich auch für einzelne Wochentage buchen. Dazu gebe es ein Kombi-Modell zwischen der offenen Ganztagsschule und dem Hort. Hinzu würden noch Möglichkeiten kommen, Ehrenamtliche einzubinden oder die Option, neben der Mittagsbetreuung auch eine Frühbetreuung einzurichten.

"Grundsätzlich geht es darum, die jeweiligen Lebenswirklichkeiten der Familien abzubilden", stellte Schreyer-Stäblein klar. "Passgenaue Angebote", laute das Motto deshalb. "Die Lebenswirklichkeit einer Vollzeithausfrau und Mutter ist nun einmal anders als die einer Vollzeit-Berufstätigen." Klinge einfach, sei es aber nicht. "Bayern ist unglaublich verschieden. Wir können eben nicht eine Einheitsvariante über ganz Bayern abspielen." Aber man können den Kommunen einen Werkzeugkasten mitgeben, aus dem sie sich bedienen könnten.

Das heißt nicht, dass Abwandlungen davon nicht möglich sind. "Wenn aus den Kommunen sinnvolle Vorschläge kommen - sehr gerne", erklärte Schreyer-Stäblein. Da sei der Freistaat natürlich auf Rückmeldung angewiesen und auch ein gewisses Maß an Beharrlichkeit. Eine Initiative des Grafinger Landtagsabgeordneten Thomas Huber stehe beispielhaft dafür. Deren Ergebnis war, dass Kinder aus Sonderpädagogischen Förderzentren mit regulären Schulkindern in der Mittags- und Nachmittagsbetreuung mitversorgt werden. "Ebersberger Modell" lautet inzwischen die Bezeichnung dahinter.

Das alles müsse natürlich auch bezahlt werden. "Aber jetzt gibt's vom Freistaat richtig mehr Geld!" Der Kommentar der ebenfalls anwesenden Grafinger Bürgermeisterin Angelika Obermayr (Grüne) war da weniger euphorisch. "Diese 10 000 Euro reichen bei weitem nicht aus, um ein qualitativ gutes Modell anzubieten - da schießt die Stadt noch enorm viel Geld hinzu." Etwa 100 000 Euro sind es laut Stadtverwaltung zurzeit im Jahr alleine für den laufenden Betrieb. Also etwa für die Mensa oder pädagogisches Personal, das nicht durch die Lehrerstundenförderung des Freistaats abgedeckt ist.

Schließlich meldete sich eine Zuhörerin zu Wort. Ob denn sicher sei, dass Eltern auch in Zukunft frei über das Schulmodell ihrer Kinder entscheiden könnte? "Solange die CSU regiert, wird es diese Wahlfreiheit geben", antwortete Schreyer-Stäblein. "Es hat schon einmal ein System gegeben, das den Leuten die Erziehung ihrer Kinder vorschreiben wollte - davon halte ich nichts", spielte sie auf die ehemalige DDR an. Ganz ohne Ideologie geht es also offenbar nicht.

© SZ vom 09.07.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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