Realschule Poing:Zivilcourage als neues Markenzeichen

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Die Poinger Realschule hat bereits mit der Wahl von Dominik Brunner als Namensgeber Flagge gezeigt. Nun will sie auch offiziell eine "Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" werden.

Von Barbara Mooser, Poing

Es war einer dieser Morgen, an dem überhaupt nichts so lief, wie es geplant war. Und dann irgendwie trotzdem alles zusammenpasste. Denn eigentlich wollte Matthias Wabner, der Leiter der Realschule Poing, an jenem 22. Dezember ganz in Ruhe mit seinen Schülerinnen und Schülern über zwei wichtige Themen reden: über die Flüchtlinge, die seit kurzem in der Dreifachturnhalle der Schule lebten - und darüber, ob man sich ganz offiziell um den Titel "Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage" bewerben sollte.

"Doch dann haben sich die Ereignisse überschlagen", erinnert sich der Pädagoge. Völlig aufgewühlte Schüler kamen zu ihm, berichteten über Hakenkreuzschmierereien an der benachbarten Seerosenschule, wo ebenfalls Asylbewerber leben. "Herr Wabner, da muss man doch was machen", drängten die jungen Leute. Und sie und alle anderen Schülerinnen und Schüler der drei Schulen, die in Poing nah aneinander liegen, machten etwas sehr Beeindruckendes:

Mit selbstgemalten Plakaten demonstrierten sie spontan gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit und für Toleranz. Auf die Praxis folgte wenig später dann doch die Theorie: Noch am selben Tag unterschrieben die Schüler in allen Klassen und die Lehrer den Antrag für das Prädikat "Schule ohne Rassismus". Bisher tragen zwei Schulen im Landkreis den Titel: das Gymnasium Grafing seit 2002 und das Franz-Marc-Gymnasium in Markt Schwaben seit 2008.

Rektor Matthias Wabner, Konrektorin Sylvie Schnaubelt, die Schülersprecher Dominik Junga, Katharina Hess und Benny Sadler sowie die Vertrauenslehrer Melanie Hafner und Johannes Schmid (von links) hoffen auf das Siegel. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Mit Zivilcourage intensiv auseinandergesetzt

Dass sich nun auch die Realschule Poing hier einreihen will, ist für Matthias Wabner nur eine logische Konsequenz der bisherigen Arbeit der Schule, für die man sich schließlich Dominik Brunner als Namensgeber gewählt hat, einen Mann, der Zivilcourage und Einsatz für andere bewiesen und dafür letztlich mit seinem Leben bezahlt hat. "Wir haben uns aufgrund der Namensgebung sehr intensiv damit auseinandergesetzt, wofür wir stehen", erläutert der Schulleiter.

"Wir sehen uns als couragierte Schule, wir wollen - wenn nötig - auch eingreifen." Wie wichtig Toleranz und gegenseitige Rücksichtnahme sei, das werde den Kindern und Jugendlichen täglich vermittelt, sogar in den Pausen in der Aula haben sie es ständig vor Augen: "Akzeptieren. Tolerieren. Respektieren" steht auf einem großen Banner. "Wir schauen hin und greifen ein" auf einem anderen.

"Wichtig ist der Geist, der an der Schule vorherrscht", sagt der Schulleiter, der in dieser Hinsicht durchaus stolz ist auf seine Schüler: "Sie holen Hilfe, wenn jemandem Unrecht passiert. Sie zeigen Courage und Verantwortungsgefühl." Auch Dominik Junga, einer der Schülersprecher, bestätigt, was Wabner sagt: "Schule ohne Rassismus. Schule mit Courage: Das würde schon ziemlich gut zu uns passen. Wir stehen für Toleranz und dafür, dass man anderen Leuten hilft." Für ihn wie für seine Mitstreiter war es daher keine Frage, ob man das Projekt unterstützen würde.

Mit Unterschriften die Grundsätze bestätigt

Per Unterschrift haben sich auch die übrigen Schülerinnen und Schüler bereits zu den Grundsätzen des Siegels bekannt und versprochen, sich für langfristige Projekte gegen Diskriminierung einzusetzen, aktiv zu werden gegen Gewalt und diskriminierende Handlungen und auch daran zu arbeiten, dass an der Schule einmal im Jahr ein Projekt zum Thema Diskriminierung veranstaltet wird.

Den großen Packen mit den Bewerbungsunterlagen hat der Schulleiter bisher allerdings noch im Büro liegen und nicht abgeschickt. Denn eine Hürde gibt es doch noch zu überwinden: Die Schule braucht auch einen Paten oder eine Patin für das Projekt. Man habe zwar die Fühler ausgestreckt und hoffe, möglicherweise einen berühmten Sportler aus dem Landkreis zu gewinnen, erläutert Wabner. Noch aber habe man keine Zusage. Dass es klappt, das Prädikat wie ursprünglich geplant bis zum Dominik-Brunner-Fest am 12. Mai zu erhalten, ist deshalb noch eher unsicher.

© SZ vom 22.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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