Schlechte Versorgung in Vaterstetten:Poststraße ohne Post

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Zum Ärger vieler Bürger ist die Postbank-Filiale in Baldham seit einiger Zeit geschlossen. Das Unternehmen begründet das mit der Corona-Pandemie

Von Andreas Junkmann, Vaterstetten

Auf was genau sich die Enkeltochter von Günter Glier zum Geburtstag freuen darf, geht aus dem Schreiben des Opas nicht hervor, wohl aber die Sorge, dass das Geschenk nicht rechtzeitig ankommen könnte. So wie dem Ortsvorsitzenden der Grünen in Vaterstetten geht es zur Zeit vielen Menschen, die ihre Postgeschäfte in der Filiale im Baldhamer Zentrum abwickeln wollen, denn die Anlaufstelle - ironischerweise unter der Adresse Neue Poststraße zu finden - ist seit einiger Zeit komplett geschlossen. Dem Unternehmen zufolge soll das aber kein Dauerzustand sein, wann die Filiale allerdings wieder aufmachen kann, ist derzeit nicht abzusehen.

"Der lieblose Zettel hinter der Scheibe hat mich maßlos aufgeregt", schreibt Günter Glier in seinem offenen Brief, in dem er die mangelnde Kommunikation des Unternehmens beklagt. Auf besagtem Zettel nämlich steht lediglich zu lesen, die Postbank-Filiale sei "bis auf Weiteres" aus "betrieblichen Gründen" geschlossen. Was die Post aus Sicht des Rentners versäumt hat, holt dieser nun selbst nach und hat einen Informationszettel an die Tür geklebt, auf dem er unter anderem auf die nächstgelegene Anlaufstelle in Haar verweist. "Ich sehe mich auch als einer der Ortsvorsitzenden der Grünen aufgefordert, so manchen Missstand wenigstens zu mildern", sagt Glier.

Über diesen Missstand in Baldham ist man sich bei der Deutschen Bank AG, zu der die Postbank als Zweigniederlassung gehört, durchaus bewusst. Darauf aber, dass dieser bald gelöst sein könnte, macht das Unternehmen wenig Hoffnung. Auf Nachfrage der SZ Ebersberg heißt es von der zuständigen Pressestelle in Bonn, dass man die Schließung der Filiale sehr bedauere, diese aber leider aktuell nicht vermeidbar sei. Als Grund für die Serviceeinschränkung nennt das Unternehmen die "umfangreichen Vorkehrungen, die die Postbank angesichts der Corona-Pandemie treffen musste, um ihren Geschäftsbetrieb weitestgehend aufrecht zu erhalten und gleichzeitig Mitarbeiter, Kunden und Geschäftspartner soweit wie möglich vor einer Ansteckung zu schützen".

Demnach würden alle Filial-Mitarbeiter bundesweit derzeit in wechselnden, voneinander getrennten Teams im Schichtbetrieb arbeiten. Hierfür seien die Öffnungszeiten eines Teils der Filialen verkürzt worden beziehungsweise diese vorübergehend geschlossen. "Die Schließung trifft leider die Filiale in Baldham. Die dort tätigen Mitarbeiter werden aktuell in umliegenden Filialen eingesetzt, um dort den Betrieb aufrechterhalten zu können", schreibt das Unternehmen.

Doch nicht nur die Corona-Pandemie macht der Postbank eigenen Angaben zufolge zu schaffen. Zusätzlich zu den Einschränkungen gebe es gerade in diesem Filialgebiet Personalausfälle zu beklagen. "Diese haben auch dazu beigetragen, dass wir in Baldham zur Zeit unseren Service nicht anbieten können." Und: "Aktuell kann ich noch keine Prognose abgeben, ab wann die Filiale wieder geöffnet werden kann", so die zuständige Pressesprecherin. Der Geldautomat in Baldham werde jedoch regelmäßig gewartet und stehe den Kunden für die Bargeldversorgung zur Verfügung.

Den Baldhamern bleibt also vorerst nichts anderes übrig, als auf eine andere Filiale auszuweichen. In näherer Umgebung ist das die Anlaufstelle in der Leibstraße in Haar. Die Postbank verweist zudem auch auf die Services der Partner-Agenturen in Poing, Anzing, Kirchseeon und Aschheim. Bleibt zu hoffen, dass Günter Glier diesen Weg auf sich nimmt, damit das Geschenk für die Enkelin trotz der Umstände noch rechtzeitig ankommt.

© SZ vom 09.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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