Schauspielerin aus Baiern:Kunst trifft Realität

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Corona schafft eine neue Realität und die gilt es, auf der Bühne abzubilden - das sagt Sabina Schröer. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Sabine Schröer sieht für die Bühne auch Chancen in der Krise

Von Johanna Feckl, Baiern

Es dauert keine Stunde, bis Sabina Schröer per Mail antwortet. Klar habe sie Interesse an einem Gespräch über ihre aktuelle Lage als Künstlerin. Aber zeitlich werde das schwierig: Sie unterrichtet an diesem Tag bis spät abends an der Internationalen Schule für Schauspiel und Acting (ISSA) in München. Darüber hinaus doziert die 56-Jährige aus Baiern auch an der von VHS und arbeitet als freie Regisseurin sowie Schauspielerin, etwa beim Ebersberger Theaterverein Zwischenton. Sie werde einfach in einer Pause anrufen.

Das Telefon klingelt. Eine viertel Stunde hat Schröer Zeit, ehe die nächste Unterrichtsstunde beginnt. Es klingt, als ob sie gut beschäftigt ist. Das Chaos, das die Pandemie in der Kulturbranche gestiftet hat, ist das bei ihr etwa gar nicht angekommen? Doch. "Es ist wie ein Eiertanz", sagt die 56-Jährige. Um Hygiene- und Schutzvorkehrungen herum, immer wieder müsse man prüfen und modifizieren: Was geht, was nicht?

Ihr Job als Dozentin hat sich stark verändert. Auf der Bühne dürfen nur vier Schülerinnen und Schüler gleichzeitig stehen, statt den bisherigen 45 Publikumsplätzen im kleinen Schultheater gibt es jetzt noch zehn. Ein Austausch zwischen den Klassen ist kaum möglich, viele Stücke konnten nicht gezeigt werden. Auch Schröer konnte nur das Werk ihrer eigenen Klasse sehen. "Schauspiel ist Kommunikation und Leben, dazu gehört auch Austausch in alle Richtungen oder eine Berührung auf der Bühne", sagt sie. Aber das alles ist bis auf weiteres gestrichen.

Auch auf ihre Arbeit als Regisseurin und Schauspielerin hat Corona Einfluss. Ein Stück für den Theaterverein Zwischenton sollte im Oktober Premiere feiern. Abgesagt. Bis zu neun Schauspielerinnen und Schauspieler hätten da gleichzeitig auf der Bühne gestanden. "Das geht im Moment einfach nicht", so Schröer. In diesem Herbst hätte sie noch ein Zwei-Personen-Stück inszeniert. Aber darin geht es um Liebe, die Protagonisten würden sich berühren, nah beieinander stehen - also auch erst einmal gecancelt.

Trotz all dieser Widrigkeiten möchte die 56-Jährige positiv bleiben. "Aus einer extremen Situation kann für die Kunst immer etwas Neues entstehen." Es sei die Aufgabe von Kunst, auf Gesellschaftliches und Politisches zu reagieren und zwar mit den Mitteln, die ihr zur Verfügung stehen. "Kunst bildet Realität ab", so Schröer. Dann stehe halt auch mal ein Monitor auf der Bühne, der zuvor aufgenommene Szenen zeigt. Das könne sogar spannender sein als ein konventionelles Spiel. Die Sorge, dass Bühnen aus finanziellen Gründen geschlossen bleiben müssen, hat Schröer dennoch. Denn ein Gewinn für die Kunst bedeutet noch lange keinen für die Theaterkassen.

© SZ vom 10.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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