Streckenausbau:S-Bahn nach Pliening wird geprüft

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S-Bahnhof Poing: Der morgendlicher Rush am S-Bahnhof Gleis Richtung München. Vielleicht bekommt auch Pliening eine Anbindung. (Foto: Photographie Peter Hinz-Rosin)

Das Verkehrsministerium hat eine Machbarkeitsstudie für eine Verbindung zwischen München-Riem und Pliening vergeben.

Von Clara Lipkowski, Pliening

Könnte künftig eine S-Bahn nach Pliening fahren? Dieser Frage geht zurzeit das bayerische Verkehrsministerium nach. Eine Machbarkeitsstudie dazu soll bis Jahresende erste Ergebnisse liefern, das teilte das Ministerium am Montag auf Nachfrage der SZ mit. Die Idee ist demnach, dass die Bahn von München-Riem über die neuen Haltestellen Messe München, Aschheim, Kirchheim und Landsham bis nach Pliening fahren könnte.

Diese Strecke hatte der Landkreis München schon 2016 in einem Workshop vorgeschlagen, nun wird sie vom Freistaat als eine von 34 Streckenausbaumaßnahmen in der Region München geprüft. Das Ziel: Der Osten Münchens und die Messe sollen besser in den öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) eingebunden werden.

Für die 5000-Einwohner-Gemeinde Pliening im Landkreis Ebersberg würde das den Neubau der Bahnhöfe Landsham und Pliening und die direkte Anbindung an München bedeuten. Bisher fahren Busse nach Markt Schwaben, Poing oder Grub, dort können Fahrgäste in die S-Bahnlinie 2 Richtung Landeshauptstadt umsteigen, Fahrtzeit etwa 50 Minuten.

Befürchtungen, dass so der ländliche Charakter verloren geht

Der Bürgermeister der Gemeinde, Roland Frick, unterstützt die Idee grundsätzlich, beschwichtigt aber auch: "Pliening wächst, wenn auch nicht so stark wie Poing oder Kirchheim, irgendwo müssen die Leute hin." Aber was da komme, müsse man sich genau ansehen. "Viele befürchten, dass durch so etwas der ländliche Charakter verloren geht." Und er gibt zu bedenken: Selbst wenn die Bahn nach Pliening käme - "wir müssen uns freimachen von der Idee, dass das in den nächsten zwei oder auch fünf Jahren passiert". Ein solches Großprojekt sei langfristig zu sehen.

Besonders konkret sind die Pläne tatsächlich noch nicht. Das Ministerium teilt dazu mit, dass die Studie im vergangenen Dezember an ein Gutachterkonsortium vergeben wurde. In einem ersten Schritt werde nun untersucht, ob sich die S-Bahn-Anbindung nach Pliening aus verkehrsplanerischer Sicht überhaupt lohne und wie hoch zum Beispiel erste Schätzkosten wären. Erst dann sollen mögliche Trassen in Augenschein genommen werden.

Der Plieninger Bürgermeister indes ärgert sich über das Vorgehen - denn informiert wurde er nicht. Zwar kannte er den Vorschlag des Landkreises München von 2016, Gemeindevertreter waren bei dem Workshop dabei. Dass die Idee nun aber tatsächlich mit einer Studie geprüft wird, erfuhr er beiläufig im Dezember von einem Landshamer Landwirt.

Der hatte Post vom Ministerium wegen der Untersuchungen bekommen. Darauf hatte der Mann sich beim Ministerium erkundigt, was der mögliche Streckenausbau für ihn als Grundstückbesitzer bedeute. Frick bekam Wind davon und erkundigte sich selbst beim Ministerium. "Da habe ich erst erfahren, dass das Ministerium noch an der Sache dran ist. Das hat mich schon geärgert", sagt er.

Der Speckgürtel München kann hier noch wachsen

Hinzu kam, dass er über die Ergebnisse des Workshops nicht informiert worden sei, zu deren Vorstellung sei niemand aus der Gemeinde eingeladen worden und die dazugehörige Abschlusspräsentation habe er auch erst "nach einigem Suchen" auf der Internetseite des Landkreises München gefunden. Immerhin: Darin sind die Berechnungen für die Vorteile einer S-Bahn ein wenig konkreter: Die Fahrtzeit aus Pliening zum Hauptbahnhof könnte sich um eine Viertelstunde auf etwa 35 Minuten verkürzen.

Explizit wird in dem Schreiben auch darauf hingewiesen, dass es im Osten Münchens und in Pliening "größere landwirtschaftlich genutzte Flächen" gebe, die "Möglichkeiten zur Siedlungsentwicklung" böten und für den ÖPNV "entwickelt werden könnten". Getreu dem Motto: Der Speckgürtel München kann hier noch wachsen, und wo viele Menschen leben, macht auch eine Bahnverbindung Sinn.

Bürgermeister Frick will nun erst einmal die Ergebnisse der Studie abwarten. Er hat das Thema aber bei einem nicht-öffentlichem Treffen in Aschheim zur Sprache gebracht, am Mittwoch kam dort ein Verkehrsbündnis unter anderem aus Vertretern seiner Gemeinde, Kirchheim und Poing sowie den Landkreisen München, Erding und Ebersberg zusammen, um die Verbesserung des Verkehrs in der Region zu diskutieren.

Der Bürgermeister setzt auf den Austausch mit umliegenden Orten. "Wenn jeder seine eigene Kirchturmpolitik macht, kommen wir nicht weiter." Gleiches gilt wohl auch für die Zusammenarbeit mit dem Verkehrsministerium.

Die Ergebnisse des Workshops von 2016 zur Verbesserung des ÖPNV im Münchner Osten sind unter www.landkreis-muenchen.de/themen/mobilitaet/oepnv/oepnv-studie/ abrufbar.

© SZ vom 06.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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