Forstinning:Wie die Störche den Wintereinbruch überleben

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Foto: Christian Endt (Foto: CHRISTIAN ENDT)

Sollen Störche bei geschlossener Schneedecke gefüttert werden? Auf keinen Fall, sagt Richard Straub vom LBV. Er warnt davor, die Vögel im Winter zu stören.

Interview: Isabel Meixner

Die Forstinniger Störche verbringen diesen Winter lieber in heimischen Gefilden und haben sich den Weg in den Süden gespart. Solange die Temperaturen so milde waren, war das auch kein Problem. Doch wie verhält es sich jetzt nach dem Wintereinbruch? Richard Straub, Horstbetreuer und Vorsitzender der Kreisgruppe des Landesbundes für Vogelschutz, sieht keinen Grund zur Sorge.

SZ: Es hat geschneit, vor allem nachts ist es sehr kalt: Muss man jetzt Angst haben um die Störche, die dieses Jahr in Forstinning überwintern?

Richard Straub: Absolut nicht. Was man machen soll, ist, die Tiere in Ruhe zu lassen. Nicht nähern, um sie nicht aufzuscheuchen. Störche sind Wildtiere und sollen auf gar keinen Fall gefüttert werden, sonst werden sie vom Menschen abhängig und sind nicht mehr animiert, selbst nach Nahrung zu suchen.

Finden sie denn bei geschlossener Schneedecke genügend Futter?

Ja. Was würden denn sonst all die Reiher machen? Von denen leben im Winter mehr im Landkreis als im Sommer, weil hierher nämlich Wintergäste aus nördlicheren Gegenden, aus Tschechien und Polen herkommen. Die Vögel halten sich überwiegend ruhig und lassen sich zum Teil auch einschneien. Sie fressen im Winter weniger und versuchen, wenig Energie zu verbrauchen. Ein großer Vogel ist besser geschützt als zum Beispiel ein kleines Rotkehlchen, und das überlebt den Winter hier ja auch. Die Störche besitzen auch so viel Instinkt, dass sie weiterfliegen, wenn die Nahrung hier knapp wird.

Es könnte also noch sein, dass die Forstinninger Störche doch noch wegfliegen?

Ja, das ist durchaus normal. Am Bodensee oder am unteren Inn finden sie oft noch mehr Nahrung. Man darf auch nicht vergessen, dass es die Entscheidung der Störche ist, hier bei uns zu überwintern. Das ist Evolution, dass über Erfolg und Misserfolg eine natürliche Auslese über Jahrtausende betrieben wird. Greift man da ein, zieht man sich vielleicht eine Population, die genetisch nicht so gut ist. Das wird vor übertriebener Tierliebe manchmal übersehen.

Leben die Störche im Winter auch im Horst, wo sie für Wind und Wetter besonders anfällig sind?

Der Horst wird nur selten aufgesucht. Es ist ja keine Brutsaison und auch keine Paarungs- und Balzzeit, in der mit Fremdstörchen zu rechnen wäre. Die Störche übernachten auf Dächern und hohen Bäumen. Wo sie genau sind, wissen wir oft nicht, da braucht man sich aber auch keine Sorgen machen. In anderen Gebieten haben Naturschützer teilweise die Polizei gerufen, weil sie befürchtet haben, dass Störche verhungern könnten. Als man dann versucht hat, sich ihnen anzunähern, mussten sie dann fliehen und Energie verbrauchen. Das ist sicher nicht das Richtige.

© SZ vom 21.01.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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