Mitten in Ebersberg:Dem Pumuckl sei Guatl

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Da schaukelt er, der kleine Wicht, und dichtet übers Licht. Ob er das auch auf Bairisch kann? (Foto: A9999 Db Ard/dpa)

Wenn die Enkel kein Bairisch können, hat das oft einen ganz speziellen Grund: einen roten Kobold mit nordischen Wurzeln.

Glosse von Franziska Langhammer, Ebersberg

Welcher Bayer kennt sie nicht: die Sorge um den eigenen Dialekt. Den eigenen Kindern kommt er schon öfter mal abhanden, von den Enkelkindern ganz zu schweigen.

Statt lupenrein "Oachkatzlschwoaf" wiederholen zu können, bringen sie den Opa aus der Fassung, indem sie "Pilzragout" rufen - und der verärgert zurückschießt: "Des hoaßt Schwammerlsoß!" Auch wenn es ums Gemüse geht - "Möhren!" -, ist der Opa ganz eigen: "Moanst du Geibe Ruam?" Fragen die Kleinen nach Seifenblasen, die er bitte pusten soll, ist es ganz aus: "Blosn hoaßt des!"

Auf die Frage, warum es denn so schiefgegangen ist mit dem Dialekt, schon bei den Kindern, können Oma und Opa den Schuldigen sofort benennen: "Wengam Pumuckl." Ja, wieso denn das? Was hat denn der kleine, rothaarige Kobold damit zu tun, dass das Preißische Einzug gehalten hat in den Kinderzimmern?

Der Pumuckl, das wissen wir, ist ein Nachfahre der Klabautermänner. Ein Klabautermann aber, das wissen nicht so viele, wohnt der Sage nach in Laderäumen von Schiffen. Wenn er sich blicken lässt, ist das Schiff dem Untergang geweiht. Und weil diese Schifffahrt zumeist im hohen Norden und nicht auf dem heimeligen Chiemsee stattfand, schnacken die Klabautermänner höchstwahrscheinlich eher als dass sie ratschen. Natürlich ist also auch der Pumuckl, Held so vieler Kinderträume, sprachlich nordisch geprägt.

Wer an dieser Stelle immer noch nicht beruhigt ist und sich weiterhin das Hirn zermartert, warum denn die lieben Enkelchen nur Bahnhof verstehen, wenn man ihnen "a Guatl" anbietet, dem sei gesagt: Mei, warum sollt's dir anders gehen als anderen.

Vor einigen Tagen nämlich, im Kino in Grafing. Der neue Pumuckl-Film ist angelaufen, kleine und große Fans strömen in den Saal, der bald gesteckt voll ist. Die beiden Hauptpersonen in dem liebevoll gemachten Streifen haben noch keine zwei Sätze gesagt - natürlich sprechen sie gepflegtes Münchner Bairisch -, da ruft ein Kind von hinten entsetzt: "Die sprechen Englisch!" Während die Mutter noch eilig zischt: "Nein, das ist doch Bairisch!", wandert schon ein Kichern durch den Saal. Ach ja. Oder, wie der alte Meister Eder zu sagen pflegte: "Do mochst wos mit."

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