Leonhardstraße:Grafinger machen gegen Supermarkt mobil

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Kritiker halten das Supermarkt-Projekt an der Leonhardstraße für überdimensioniert. Sie wollen ein Bürgerbegehren starten.

Thorsten Rienth

Das Projekt sei viel zu groß und problematisch für die Schulwegsicherheit: In Grafing formiert sich organisierter Widerstand gegen den geplanten Supermarkt an der Leonhardstraße. Seit Ende der Woche liegen in Grafing Listen für ein Bürgerbegehren aus. Ziel ist es, die geplanten Lebensmittel- und Drogeriemärkte deutlich zu verkleinern. Die Initiatoren kritisieren auch mangelnde Transparenz im Verfahren.

Konkretes Ziel des Begehrens ist die Aufhebung einer Entscheidung, die der Bauausschuss im September gefasst hat. Damals hatte das Gremium den Bebauungsplan für das "Sondergebiet für einen großflächigen Lebensmittelmarkt und großflächigen Drogeriemarkt" gegenüber der St. Ägidius-Kirche an der Leonhardstraße beschlossen.

Den Initiatoren des Begehrens ist die Planung viel zu umfangreich. "Zu der bestehenden Bergehalle von 800 Quadratmetern bebauter Fläche soll ein zusätzliches Gebäude von 2350 Quadratmetern hinzukommen - insgesamt also circa 3200 Quadratmeter", heißt es in der Begründung für das Bürgerbegehren. "Das so beantragte Bauvorhaben ist in seinem Ausmaß für die Altstadt von Grafing überdimensioniert. Das in den letzten beiden Jahren sowieso schon stark gestiegene Verkehrsaufkommen in der Leonhardstraße wird durch ein Einkaufszentrum dieser Größenordnung nochmals deutlich erhöht."

Die aktuelle Planung bezeichnen die Gegner als "industriegebietsähnliche Gestaltung der Grafinger Innenstadt". Das Vorhaben gefährde "insbesondere Kinder zu Fuß und per Rad" sowie den "bestehenden Einzelhandel und die Lebensmittelbetriebe in der Grafinger Altstadt". Zu den Initiatoren gehören Leute mit Reputation in Grafing - beispielsweise Thomas Lechner von der gleichnamigen Schreinerei oder Kreishandwerksmeister Hans Schwaiger. Offenbar gibt es mehrere Motive für den Start des Bürgerbegehrens.

"Die Planung mag ja rechtlich in Ordnung verlaufen sein", beschreibt Silke Lechner die vergangenen Monate. "Was aber total gefehlt hat, waren Dinge wie Offenheit und Transparenz." Als Beispiel nennt die Mutter zweier Kinder eine Simulation der Verkehrsströme. "Da sind zwei, drei Fußgänger zu sehen gewesen und als wir gefragt haben, wo die hunderte Fahrradfahrer sind, die da jeden Tag entlang fahren, hat man uns gesagt, das würde nicht zur Untersuchung gehören."

Sie und ihre Mitstreiter hätten "nichts gegen einen Supermarkt an dieser Stelle", versichert Silke Lechner - aber eben nicht in dem geplanten Ausmaß. Auf den Unterschriftenliste formulieren es die Initiatoren abstrakt: Dort fordern sie eine "der Grafinger Innenstadt angemessene, einfühlsame Gestaltung und Bebauung des Geländes mit einer sicheren Verkehrsführung für alle Verkehrsteilnehmer". Ursprünglich habe man gehofft, "die offenen Punkte im Guten zu lösen". Die Investorenseite sei jedoch schlicht "nicht gesprächsbereit" gewesen. Das Begehren soll nachhelfen - oder den Markt notfalls per Bürgervotum verkleinern. Was die Chancen dafür angeht, ist Lechner zuversichtlich: "Wir spüren eine Riesenresonanz. Viele sind richtig verwundert, wenn sie auf einem Plan mal die Ausmaße von dem Vorhaben sehen." Einige Listen sind schon verteilt, ab Anfang der Woche würden sie bei den meisten Grafinger Einzelhändlern rund um den Marktplatz ausliegen.

Unterschreiben mindestens zehn Prozent der Grafinger Wahlberechtigten - ungefähr 900 Bürger - kommt das Begehren als Bürgerentscheid zur Abstimmung. Es wäre nach den Entscheiden gegen das Parkhaus und für die Ostumfahrung der dritte Entscheid in nicht einmal vier Jahren.

© SZ vom 18.10.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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