Wohnen im Landkreis:Poing baut und baut

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So gut wie einzugsbereit: Eines der Doppelhäuser der Südhausbau am Poinger "Lerchenwinkel". (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Das neue Wohnquartier im Lerchenwinkel bewegt sich momentan zwischen Baustelle und Lebensraum. Perspektivisch entsteht hier ein moderner Mikrokosmos.

Von Lino Herrmann, Poing

Ein sonniger Tag hätte dem großen Vorzeige-Wohnprojekt am Poinger Lerchenwinkel definitiv besser zu Gesicht gestanden. Im strömenden Regen mussten nun die Gesichter der Arge Poing "Am Bergfeld", die als Gemeinschaft der Wohnungsbaugesellschaften und der Gemeinde Poing das Bauprojekt leitet, ihr entstehendes Wohnquartier, den "Lerchenwinkel", vorstellen. Doch auch das schlechte Wetter tat der Stimmung keinen Abbruch. "Poing zeigt in Zeiten von Wohnungsmangel wie es gehen kann", betonte Bürgermeister Thomas Stark (parteilos) sichtlich stolz.

Bis 2028 entstehen auf der nördlichen Seite der Poinger Bergfeldstraße knapp 800 Wohneinheiten, die rund 2000 Menschen eine neue Heimat bieten sollen. Gewofag und GWG, die von 2024 an gemeinsam als die "Münchner Wohnen" agieren, errichten dabei zusammen 387 Wohnungen. Ganze 156 Wohnungen davon fallen unter die sogenannte Einkommensorientierte Förderung (EOF), das heißt, Mieter und Mieterinnen erhalten einen gehaltsabhängigen Zuschuss zur Miete. Darüber hinaus sind 91 Wohnungen preisgedämpft. Der Rest ist frei finanziert.

Helmut Sloim (Arge Poing), Thomas Stark (Erster Bürgermeister), Klaus Stemmer (GF Südhausbau), Doris Zoller (Geschäftsführerin Gewofag) und Armin Hagen (Geschäftsführer GWG München) am Poinger Lerchenwinkel (v.l.n.r.). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Dass solche Projekte so schnell und reibungslos angegangen werden können, liegt auch an der Arge als Schnittstelle zwischen Baugenossenschaften und Gemeinde. "Man sitzt gemeinsam an einem Tisch und ist nah an der Gemeinde", betont auch Gefowag-Geschäftsführerin Doris Zoller. Das Projekt erhalte breite Zustimmung aus der Gemeinde, auch weil bisher wenig Mietwohnung in Poing existieren würden.

Neben den Projekten der Gewofag und der GWG sind im Poinger Lerchenwinkel unter der Bauherrschaft der Südhausbau bereits 60 EOF-geförderte und 37 frei finanzierte Wohnungen entstanden. Zudem stehen 26 Wohneinheiten als Doppel-und Reihenhäuser zum Verkauf. Andere Häuser und Wohnungen, die sich noch in der Planung und im Bau befinden, werden von weiteren Bauunternehmen errichtet. Die Poinger Wohnprojekte bezeichnet auch Südhaus Geschäftsführer Klaus Stemmer aufgrund der guten Zusammenarbeit zwischen Baugenossenschaften, Gemeinde und Bürgern als "Erfolgsmodell". Genehmigungsprozesse würden hier deutlich einfacher gehen als anderswo.

Noch ist der Lerchenwinkel Baustelle und Heimat zugleich

Während sich der Lerchenwinkel einerseits also noch mitten im Werden befindet, leben hier auf der anderen Seite bereits einige Menschen. Die Mietwohnungen, von denen zwölf Prozent bereits fertiggestellt sind, sind so gut wie alle bezogen. Von den geplanten Eigentumshäusern und -wohnungen sind bereits gut 50 Prozent gebaut und davon wiederum circa 60 Prozent bereits verkauft und bezogen. Projektleiter Helmut Sloim geht davon aus, dass bis September dieses Jahres alle fertigen Wohneinheiten vergeben sind. Insgesamt seien 502 Bewerbungen für die geförderten Mietwohnungen eingegangen, so Bürgermeister Stark.

Perspektivisch soll hier ein gemeinschaftlicher Mikrokosmos entstehen, der durch die Mischung aus sozial geförderten Wohnungen sowie Eigentumswohnungen und -häusern, Menschen mit verschiedenen Hintergründen zusammenbringt. "Eine Mischung, die gut funktioniert", so Zoller. Dabei soll sich auch neue Infrastruktur ansiedeln.

Überblick über die Baufelder aus einem der noch leerstehenden Reihenhäuser. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Ein Gymnasium und eine Kita sind bereits in Planung für den Lerchenwinkel - auch wenn aktuell fraglich ist, wie lange es mit der Schule noch dauern wird. Heuer jedenfalls wird es mit ziemlicher Sicherheit noch keinen Baustart geben. Das Projekt steht wegen der angespannten Haushaltssituation im Landkreis aktuell auf der Warteliste. Außerdem denke man über ein Ärztehaus und weitere gewerbliche Nutzung nach, so Christian Böhm, der leitende Planer des Projekts.

Dadurch versuche man im Sinne der Nachhaltigkeit einen Raum zu schaffen, der seinen Anwohnern alles bietet: Marktplatzähnliche Begegnungsräume im Zentrum, Grünflächen, Sitzmöglichkeiten, Spielplätze, Fahrradinfrastruktur und Einkaufsmöglichkeiten sind fester Bestandteil des Lerchenwinkel-Konzepts. "Man soll nicht darauf angewiesen sein, ins Auto zu steigen und in die Stadt zu fahren", sagt Böhm. Verschiedene Anlaufpunkte solle es möglichst auch vor Ort geben. Um diesem nachhaltigen Bild zu entsprechen, entsteht eine Tiefgarage für das Quartier - das bedeutet Platz für viel Grün und Natur, Radlfahrer und Spaziergänger.

Städtebauliche Tradition am Poinger Bergfeld

Generell schwärmt man hier von der hohen Poinger Lebensqualität. Die junge Gemeinde ziehe durch derartige Projekte mehr und mehr Leute an. In Zeiten von Wohnungsmangel und hohen Mieten sei der Lerchenwinkel als positives Beispiel für sozial geförderten Wohnungsbau zu sehen.

Über den Lerchenwinkel hinaus lässt sich anhand von Poing eine echte städtebauliche Evolution beobachten: Vom Wohnungsbau der Achtzigerjahre südlich der Bergfeldstraße bis hin zu den aktuellen Projekten nördlich im Norden. Je weiter man der städtebaulichen Zeitachse folgt, werden die Wohnflächen immer kleiner, die Gebäude immer höher und die Flächen immer dichter bebaut.

Gleichzeitig gewinnen Gemeinschaftsflächen stark an Bedeutung. Nach dem aktuellen Projekt Lerchenwinkel im Baugebiet W7 steht mit dem Bebauungsgebiet W8 bereits das nächste große Wohnbauprojekt in den Startlöchern. Hier rechnet man mit einem Satzungsbeschluss, sprich den Beschluss des Bebauungsplans, im Jahr 2025. Bis dahin werden auch die Häuser im Lerchenwinkel, die zwar aktuell schon fertiggestellt, aber noch nicht bezogen sind, jemandes neue Heimat geworden sein.

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