Poing:Bahn frei für eine Unterführung

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Weil die Strecke nach Markt Schwaben doch nicht viergleisig wird, will die Gemeinde auf eigene Kosten einen Tunnel errichten.

Barbara Mooser

Geredet wird über das Projekt seit vielen Jahren, nun will Bürgermeister Albert Hingerl (SPD) endlich Nägel mit Köpfen machen: Schon im Jahr 2016, so hofft er, könnte ein Fußgänger- und Radlertunnel unter der S-Bahn Alt- und Neu-Poing miteinander verbinden. Weil inzwischen klar ist, dass der viergleisige Ausbau der Bahnstrecke nach Markt Schwaben allenfalls in ferner Zukunft erfolgt, muss die Gemeinde das Projekt zum großen Teil alleine schultern - ein gewaltiger finanzieller Kraftakt. "Aber für mich steht außer Frage, dass man an dem Projekt festhält - sonst haben wir irgendwann hier zwei Kleinstädte", argumentiert Hingerl.

Die alte Unterführung am Poinger Bahnhof ist klein und zu weit vom Zentrum entfernt. (Foto: EBE)

Die Gemeinde selbst hätte das Projekt gerne viel früher in Angriff genommen, allerdings wurde sie immer gebremst mit dem Hinweis, dass ja schließlich der viergleisige Ausbau der Bahnlinie zwischen dem Münchner Ostbahnhof und Markt Schwaben anstehe. Im Zuge dieser Maßnahme hätte die Unterführung gebaut werden sollen - und dann hätte auch die Bahn ihren finanziellen Beitrag geleistet. Schon in der Vergangenheit waren Kommunalpolitiker skeptisch gewesen, ob dieser Ausbau in absehbarer Zukunft erfolgen würde - gestern nun haben Vertreter des Wirtschaftsministeriums und der Bahn bei einem Gespräch im Poinger Rathaus Klartext geredet. In den nächsten 15 Jahren passiert demnach nichts mit dem viergleisigen Ausbau, die Gemeinde muss - und kann - das Unterführungsprojekt selbst vorantreiben.

Das hat Hingerl nun auch vor. In diesem und im nächsten Jahr sind zwar vorerst nur Planungskosten im Haushalt angesetzt, die Baukosten müssten erst noch eingearbeitet werden. Wie hoch diese ausfallen, ist noch unklar. Für eine Untertunnelung von vier Gleisen war einmal mit 8,2 Millionen Euro gerechnet worden. Nun müssen nur zwei Gleise untertunnelt werden, daher könnte diese Summe nach Einschätzung Hingerls noch etwas sinken.

Die Gemeinde müsste allerdings nicht die gesamten Baukosten finanzieren: In Verträgen habe sich der Bauträger des Wohngebiets am Bergfeld verpflichtet, einen Beitrag von vier Millionen zu leisten. Ein Teil davon sei bereits für Planungskosten ausgegeben, der Großteil stehe aber noch zur Verfügung, so Hingerl. Demnächst wird sich der eigens für das Projekt eingesetzte Lenkungsausschuss mit den neuen Entwicklungen beschäftigen, im Februar dann voraussichtlich bereits der Gemeinderat. In der Vergangenheit hat sich das Gremium immer mit großen Mehrheiten für das Projekt ausgesprochen.

Hingerl sieht die Unterführung als zwingend notwendig an. Sie werde den Weg zwischen den beiden Ortsteilen für Fußgänger und Radler um rund einen Kilometer verkürzen, im Gegensatz zur bestehenden Unterführung bei der S-Bahn wäre der Tunnel außerdem auch für Gehbehinderte und Eltern mit Kinderwagen problemlos nutzbar. Nicht nur Alt-Poinger werden Hingerls Einschätzung nach den Tunnel nutzen, um beispielsweise zum City Center, den Läden und Ärzten in der neuen Ortsmitte zu gelangen. Auch Alt-Poing habe für Bürgerinnen und Bürger in den neuen Wohngebieten einiges zu bieten: einen Bioladen, ein Elektrogeschäft und eine Metzgerei zum Beispiel, auch das Rathaus, das Büro des Pflegesterns und der Wildpark lägen im alten Ortsteil.(Kommentar)

© SZ vom 20.01.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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