Planungen laufen:Nur für Zornedinger

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Fünf Reihenhäuser und acht Wohnungen sollen auf dem 3900 Quadratmeter großen Areal vergünstigt entstehen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

An der Eglhartinger Straße entsteht das erste Projekt mit sozialgerechter Bodennutzung. Profitieren sollen ausschließlich Einheimische

Von Viktoria Spinrad, Zorneding

Es ist eines der beiden Vorzeigeprojekte in Zorneding, die die Wohnungsnot im Ort zumindest etwas dämpfen sollen: das geplante Wohngebiet an der Eglhartinger Straße am Ortsrand von Pöring. Hier, wo ursprünglich die Berufsschule für den Landkreis entstehen sollte, laufen nun Planungen für das erste Projekt mit sozialgerechter Bodennutzung, also vergünstigtem Wohnen in Zorneding.

Ein Nachmittag in einem Grafinger Architekturbüro. Preislisten, Modelle, Exposés. Mittendrin: Michael Hüttinger, er ist der Architekt des Projekts. Er war im Zornedinger Gemeinderat, als der das Projekt im November 2017 auf den Weg gebracht hat. Mittlerweile gibt es regelmäßige Treffen von Interessenten. Sie wollen entweder in eines der fünf Reihenhäuser oder in eine der acht Wohnungen ziehen, die gegenüber der Pöringer Kita, also zwischen der Eglhartinger Straße 16 und den provisorisch aufgestellten Flüchtlings-Containern vergünstigt entstehen - über das Mehrfamilienhaus und die beiden Einfamilienhäuser nebenan darf der Eigentümer frei verfügen.

Nicht aber über die westliche Hälfte des 3 900 Quadratmeter großen Quartiers. Hier sollen 13 Parteien zu Eigentümern werden, sich zu einer Baugemeinschaft für günstiges Wohnen zusammenfinden. "Wir gründen eine Gesellschaft bürgerlichen Rechts", erklärt Hüttinger. Also eine Personengesellschaft, die sich aufgrund der Förderung finanziell an das Projekt bindet und den Bau gemeinsam betreibt. Die Gesellschafter sollen sich regelmäßig treffen und die einzelnen Verträge mit den Baufirmen gemeinsam beschließen.

Wer sich zum Beispiel für eine der Wohnungen im Mehrfamilienhaus interessiert, zahlt 5000 Euro Reservierungsgebühr. Nachdem sich die Bewerber formell zu einer Baugemeinschaft zusammengefunden haben, unterschreiben sie den Baugemeinschaftsvertrag. Danach bringt man gemäß Zahlungsplan als erste Eigenkapitaleinlage pro Quadratmeter der eigenen Wohnfläche 100 Euro als Grundkapital in die Gemeinschaft ein; die Planungsphase beginnt.

Und wenn man es sich vorher doch anders überlegt? "Dann kann man auch einen anderen Interessenten als Ersatz präsentieren", sagt Hüttinger. Er zählt die Vorzüge des Gruppenprojekts auf: verhältnismäßig geringe Preise gegenüber herkömmlichen Bauträgermodellen, Mitsprache in allen Planungs- und Bauphasen, Bildung einer Gemeinschaft von Anfang an; eine Gemeinschaft, in der mehrere Generationen auf dem "Dorfplatz" und im Gemeinschaftsraum zusammenkommen; barrierefreie Wohnungen, die bei Bedarf auch behindertengerecht ausgebaut werden können; moderne Energiestandards mit Solarenergie; Aufzüge bis ins Dachgeschoss; dreifach verglaste Schallschutzfenster.

Wer hierherziehen darf, hat die Gemeinde in Anlehnung an das Einheimischenmodell nach SZ-Informationen mit einem Kriterienkatalog in ihrer nicht-öffentlichen Sitzung im Januar festgezurrt. Qualifiziert sind demnach volljährige Zornedinger, die insgesamt mindestens zehn Jahre mit Hauptwohnsitz in Zorneding gemeldet gewesen sind. Aber auch Ex-Zornedinger, die mindestens zehn Jahre in der Gemeinde gelebt haben und nicht länger als zehn Jahre weggezogen sind, dürfen sich bewerben.

Ist das vielleicht ein bisschen arg streng? "Nein", sagt Bianka Poschenrieder (SPD), Zornedings Zweite Bürgermeisterin. "Unsere Bürger gehen vor, wir lassen nicht vergünstigt für Zugezogene bauen." Hüttinger hatte zunächst vorgeschlagen, auch Bürger aus umliegenden Landkreisen zum Zuge kommen zu lassen; doch der Gemeinderat sprach sich für die "Zornedinger first"-Variante aus. Ein Punktesystem soll die Berechtigung der Bewerber ermitteln. Punkte gibt es für die Wohndauer, Kinder, Pflegegrade und geringes Einkommen der Zornedinger. Diese müssen durchaus Bindungsfähigkeit mitbringen: Mit ihrer Unterschrift versprechen sie, ihr Eigenheim 20 Jahre lang zu halten. Hüttinger betont: "Man kann Haus oder Wohnung aber auch vorher verkaufen, wenn aber auch nicht zum Marktpreis, aber mit Inflationsausgleich." Im Vordergrund stehe in jedem Fall die Eigennutzung.

Das nächste Interessententreffen findet am Freitag, 12. April, um 19 Uhr im Seminarraum am Herzogplatz 12 statt. Informationen im Internet: http://bg-poering.mitbau.bayern.

© SZ vom 01.04.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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