Ortsdurchfahrt:Lieber langsam

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Die Glonner wollen Tempo 30 für Schlacht nicht beantragen. Die Entscheidung fällt im Gemeinderat denkbar knapp.

Von Anja Blum, Glonn

Der Glonner Gemeinderat wird vorerst nicht versuchen, für den Ortsteil Schlacht eine Beschränkung auf Tempo 30 zu erreichen. Ein entsprechender Antrag von der SPD wurde am Dienstagabend denkbar knapp abgelehnt: Das Ergebnis der Abstimmung war ein Patt von acht zu acht Stimmen. Das Nein kam - mit Ausnahme Georg Empls - von der CSU und den Glonnern für Glonn, auf der anderen Seite standen SPD und Grüne.

Die SPD hatte gefordert, eine Anfrage an die Staatsregierung zu stellen: Man solle doch bitte prüfen, ob auf der Ortsdurchfahrt Schlacht eine verschärfte Tempobeschränkung möglich sei, da nach der Sanierung der Staatsstraße 2079 dort eine besondere Gefährdung von schwächeren Verkehrsteilnehmer wie Kindern, Senioren oder Radfahrern vorliege. Die Argumente dafür trug die Initiatorin Renate Glaser (SPD) vor. Tempo 30 koste im Gegensatz zu vielen anderen Maßnahmen kein Geld, auch Grunderwerb und Planungen seien dafür nicht nötig. Ein Tempolimit sei damit unaufwendig und "maximal effektiv". Zudem handle es sich dabei um eine Maßnahme, die in Form von Lärmschutz auch die Lebensqualität der Anwohner verbessere.

Auf der anderen Seite stünde eine marginale Einschränkung der Autofahrer: "Es dauert 25 Sekunden länger, mit 30 statt mit 50 durch den Ort zu fahren. Pro Woche muss ein Pendler also etwa drei Minuten mehr Zeit für seinen Arbeitsweg aufbringen,eine Zeit, die möglicherweise Leben von Kindern schützt", so Glaser.

Die Gegner des Antrags beteuerten während der anschließenden Diskussion immer wieder, dass sie dies alles genauso sähen. "Aber es ist einfach der falsche Zeitpunkt für so eine Anfrage", fasste Georg Raig die Haltung von CSU und den Glonnern für Glonn zusammen. Denn: Die Marktgemeinde hat sich mit den zuständigen Behörden bereits auf eine Querungshilfe, also eine Insel für Fußgänger in der Mitte der Fahrbahn, verständigt. "Es ist zwar noch nichts sicher, aber diese Lösung wurde uns in Aussicht gestellt", sagte Bürgermeister Josef Oswald. "Und das ist mehr, als wir in den vergangenen 40 Jahren je erreicht haben."

Ein Erfolg also, den viele im Glonner Gemeinderat nun nicht durch eine weitere Anfrage zu Tempo 30 gefährden wollen. Beides werde ohnehin nicht möglich sein, vielmehr bestehe die Gefahr, dass man die Sachbearbeiter mit so einem Verhalten verärgere - und schlussendlich weder das eine noch das andere bekomme, so der Tenor. "Ich persönlich finde es jedenfalls besser, jetzt erst einmal das Ergebnis bei der Querungshilfe abzuwarten", sagte auch der Bürgermeister.

Allerdings hängt der Bau der Fußgängerinsel nicht nur ab von der Beurteilung durch das Ebersberger Landratsamt und Rosenheimer Straßenbauamt, sondern auch davon, ob es Oswald gelingt, von den Anwohnern Grund für die Verbreiterung der Fahrbahn rund um die Querungshilfe zu erwerben. "Die Gespräche laufen - mehr will ich dazu nicht sagen", erklärte er am Dienstag.

SPD und Grüne indes sind der Meinung, dass für eine ausreichend sichere Situation in Schlacht sowohl eine Insel als auch Tempo 30 nötig sind. "Man muss die Menschen mal vor die Autos stellen, nicht immer anders herum", sagte Jutta Gräf (SPD). Außerdem teilen SPD und Grüne die Befürchtungen der Gegner des Antrags nicht: "Ich kann mir nicht vorstellen, dass eine Behörde beleidigt ist", sagte Katharina Singer (SPD).

Und Glaser erklärte: "Das eine ist ein Prüfverfahren, das andere eine konkrete Planung - das hat miteinander doch nichts zu tun." Und auch wenn die Tempo-30-Anfrage keine Aussicht auf Erfolg habe, sei es wichtig, dem Beispiel des Landrats im Falle Nettelkofens zu folgen und mit einer Anfrage an die Staatsregierung ein Signal zu setzen. "Wir könnten damit auch anderen Gemeinden Mut machen, so dass vielleicht irgendwann die Stimmung kippt", sagte Glaser. Für sie gehe es hier um eine politische Willensbekundung mit dem Ziel, die gesetzlichen Vorgaben auf den Prüfstand zu stellen. "Man muss endlich darüber nachdenken, was für Lösungen für eine gleichberechtigte Teilnahme am Verkehr es geben kann", so die SPD-Gemeinderätin.

© SZ vom 18.12.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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