Titelkampf in Ebersberg:Oberbayerische Witzemeisterschaft: Grafinger wird Vizemeister

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Martin Lechner aus Grafing am Samstagabend bei der oberbayerischen Witzemeisterschaft im Alten Speicher in Ebersberg. (Foto: Christian Endt, Fotografie & Lic)

Nur ein Kandidat ist am Samstagabend im Alten Speicher besser als Lokalmatador Martin Lechner.

Von Korbinian Eisenberger, Ebersberg

"Grafing hat zwei Bahnhöfe: Einen in der Stadt und einen in Grafing Bahnhof. Ein Einheimischer will nach Peking fahren und geht zum Schalter in Grafing. Dort heißt es, so eine Fahrkarte gibt es hier nicht, vielleicht in Grafing Bahnhof. Fährt er dort hin und fragt da nach der Fahrkarte. In Grafing Bahnhof verweisen sie ihn nach München. Am Hauptbahnhof bekommt er eine Fahrkarte nach Moskau, und in Moskau bekommt er sein Ticket bis Peking. Nach 14 Tagen in Peking will er wieder zurückfahren und geht dort am Bahnhof an den Schalter. Er hätte gerne eine Fahrkarte nach Grafing. Sagt der am Schalter: Glafing Stadt oder Glafing Bahnhof?"

Der Lokalbezug eines Witzes ist wichtig, nicht nur, wenn er in einem Wirtshaus erzählt wird. Erkannt hat das der Lokalmatador dieses Abends: Martin Lechner aus Grafing, einer von elf Kandidaten, die ihre Pointen am diesem Samstagabend auf einer Bühne zünden müssen. Mit seinem Bahnhofswitz schafft es der 63-Jährige beim Heimspiel im Alten Speicher in Ebersberg ins Finale der oberbayerischen Witzemeisterschaft. Die drei besten Witzerzähler treten am Ende in einer Schnellwitzrunde an. Lechners Gegner: der 58-jährige Rudi Breiteneicher aus Burghausen und der 69-jährige Toni Sponsel aus Mittenwald.

Es ist die bisher dritte oberbayerische Auflage dieses Formats, kommendes Jahr geht's dann zur vierten nach Dachau. Erfunden hat die Witzemeisterschaft Harry Meier aus Neumarkt, der Moderator. Vor elf Jahren ging es in der Oberpfalz los, mittlerweile gibt es in jedem bayerischen Regierungsbezirk eine Meisterschaft. Oberbayern ist der mit Abstand größte und wahrscheinlich auch gröbste Teil des Freistaats. Wenn es um eine Pointe geht, ist den Kandidaten in Ebersberg jedenfalls jedes Mittel recht, viele Witze bewegen sich unterhalb der Gürtellinie. Die meisten der 400 Gäste im Alten Speicher scheint das allerdings nicht zu stören. Das Publikum ist deutlich jünger als sonst, wenn der Alten Speicher zum Kabarett oder Konzert lädt.

Entscheidend ist das Votum einer dreiköpfigen Fachjury. Die Kabarettistin Gerda Steiner verkündet schließlich die Finalplatzierungen. Martin Lechner wird Vizemeister, vor dem Burghausener Breiteneicher und hinter dem neuen oberbayerischen Titelträger Toni Sponsel.

Hinter der Bühne ist Zeit für ein Gespräch mit Lechner, CSU-Kreisrat in Ebersberg und trotzdem - oder vielleicht gerade deswegen - mit viel Sinn für Humor gesegnet. Tatsächlich, sagt er, habe er seine Pointen "auf der letzten Fraktionsklausur nochmal trainiert". Dann erzählt er seinen Lieblingswitz: von einer Frau, die im Sterben liegt und den Pfarrer um die Salbung bittet, letztlich aber mit einem jungen Metzger kostspielige Stunden im Bett verbringt. Später präsentiert Lechner diesen Witz auf der Bühne. Einer, bei dem es zwar um gekaufte Liebe geht, der aber dennoch charmant, fast romantisch daherkommt.

Der Bezwinger: Der Mittenwalder Toni Sponsel, 69, überzeugte die Jury am meisten. (Foto: Christian Endt)

Wahrscheinlich ist genau diese Strategie das Erfolgsgeheimnis der Finalisten: Alle drei sind nicht nur begnadete Erzähler, sondern auch wohlüberlegt in der Auswahl ihrer Witze. Toni Sponsel, Werdenfelser Tracht, Federhut, erklärt nach der Siegerehrung sein Geheimnis: "Mein Vater hat auch schon keine schweinischen Witze erzählt", sagt er. Und der Vater musste es wissen, war er doch, wie der Sohn erklärt, in der ganzen Garmischer Region als Witzerzähler angesehen. Über den Vater und diverse Stammtische hat der 69-jährige Sponsel "300 Witze gesammelt". 30 hat er an diesem Abend dabei, als Liste mit Stichworten wie: "Kupplung richten" - den Rest seines Finalwitzes hat er freilich im Kopf:

Lernen sich zwei Verheiratete bei der Tanzmusi kennen und fahren mit dem Auto in den Wald. Im Fahrzeug ist es eng, also legt das Paar sich darunter. Wenn wer fragt, soll sie sagen, dass die zwei gerade die Kupplung richten. Kommt tatsächlich wer vorbei und fragt. Sie: ""Wir richten die Kupplung." Der Passant: "Richtet besser eure Bremse, s' Auto steht hundert Meter weiter vorn."

© SZ vom 12.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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