Neues Angebot:Intensivere Betreuung

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In Florian Czapek haben Jugenliche einen eigenen Ansprechpartner

Interview von Johanna Feckl, Grafing

Seit Juni berät Florian Czapek Jugendliche im Alter von 15 bis 22 Jahren zum Thema Sucht. Im Gespräch mit der SZ hat der 39-jährige Sozialpädagoge aus dem Kreis Erding () erklärt, wieso ein Jugendangebot notwendig ist.

SZ: Herr Czapek, Sie haben eine Stelle, die es vor einigen Monaten noch nicht gab. Heißt das, Jugendliche mit einer Suchtauffälligkeit haben davor Pech gehabt und mussten alleine klarkommen?

Florian Czapek: Das nun nicht, selbstverständlich war kein Jugendlicher unversorgt. Wenn einer bei der Suchtberatung aufgeschlagen ist, wurde er im Rahmen der bestehenden Strukturen versorgt.

Warum braucht es dann aber überhaupt eine Beratung eigens für Jugendliche?

Es ist aufgefallen, dass die bestehenden Strukturen bei Jugendlichen häufig nicht den passenden Rahmen bilden. Der Vertrauensaufbau ist bei der Arbeit mit Jugendlichen besonders wichtig. Oft ist die Zusammenarbeit mit Eltern, Geschwistern, Freunden oder der Schule notwendig. Die Probleme erfordern mehr Flexibilität in der Beratung als bei Erwachsenen. Einmal in der Woche eine Stunde Beratung ist da oft zu wenig. Da braucht es einfach eine intensivere Betreuung und das übersteigt aber das, was im Rahmen des bisherigen Angebots möglich war.

Gab es schon Beratungsgespräche?

Ja, von Beginn an. Zusammen mit meiner Aufbau- und Vernetzungsarbeit bin ich also gut beschäftigt. Ich könnte mir vorstellen, dass wir mit nur einer 30-Stunden-Stelle irgendwann an eine Grenze stoßen könnten, nachdem das Angebot ja schon jetzt gut in Anspruch genommen wird.

Wenden sich die Jugendlichen direkt an Sie, oder kommt der Kontakt über Eltern und Lehrkräfte zustande?

Es gibt beides, meistens aber gibt es Druck aus der Umwelt. Entweder machen sich Eltern Sorgen, oder die Jugendhilfe vermittelt Jugendliche aus einem Strafverfahren an uns. Generell bin ich aber Ansprechpartner für alle besorgten Bezugspersonen. Für eine längere Beratung sollte der Jugendliche jedoch bereit sein mitzumachen. Wichtig ist nämlich immer, dass ich nicht zum verlängerten Arm der Eltern werde, sondern die Jugendlichen unabhängig unterstütze.

Und das funktioniert immer?

Manchmal ist es schwierig, da die Eltern mit ihren Sorgen ja meist selbst Leidensdruck und Beratungsbedarf mitbringen. Wichtig ist mir, dass es bei der Elternarbeit um Aufklärung zu suchtspezifischen Themen und meiner allgemeinen Arbeit mit ihrem Kind geht. Für darüber hinausgehende Beratung verweise ich dann an die Erziehungsberatungsstelle in unserem Haus. Generell ist es immer schwer, allgemeingültige Ratschläge zu geben. Es sind verschiedene Konstellationen und Menschen. Klar wiederholen sich Probleme auch, aber es sind immer Einzelfälle.

Auch wenn Sie sagen, dass es sich um individuelle Fälle handelt: Könnten Sie trotzdem einen Einblick geben, wie eine Beratung bei Ihnen aussieht?

Wenn sich Eltern oder Jugendliche bei mir telefonisch melden, verschaffe ich mir einen Überblick über die Situation und vereinbare einen ersten Termin bei uns oder einem anderen Ort. Wenn die Eltern beim ersten Termin dabei sind, gebe ich Ihnen die Möglichkeit, ihre Sicht der Dinge darzustellen. Danach beschäftige ich mich alleine mit dem Jugendlichen, der normalerweise ein anderes Bild schildert. Übrigens stehe ich unter Schweigepflicht. Dann unterstütze ich den Jugendlichen bei eigenen Lösungsansätzen. Das sieht unterschiedlich aus, von Konfliktbewältigung in der Familie bis hin zur Vermittlung in therapeutische Angebote. Dabei spielen der vorhandene Suchtmittel- oder Medienkonsum, seine Funktion und Auswirkung eine zentrale Rolle.

Kontakt gibt es unter (08092) 23241-50 oder fachambulanz-ebe@caritasmuenchen.de.

© SZ vom 07.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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