Grafing:Im Herbst kommt der neue Pfarrer

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Ein halbes Jahr müssen sich die Katholiken noch gedulden: Im September soll Anicet Mutonkole-Muyombi das Amt übernehmen - in einem Pfarrverband, der generell als konfliktfreudig gilt.

Von Wieland Bögel, Grafing

Ein halbes Jahr müssen sich die Katholiken in Grafing noch gedulden, dann bekommt ihr Pfarrverband endlich wieder einen eigenen Pfarrer. In diesem Herbst wird Anicet Mutonkole-Muyombi die seit vergangenem August vakante Stelle übernehmen, der Pfarrverband wurde seitdem vom Kreisdekan und Ebersberger Pfarrer Josef Riedl mitbetreut.

Vom 28. September an wird Mutonkole-Muyombi, der bislang in Planegg und Stockdorf wirkte, nach Grafing kommen, dies teilte das Erzbischöfliche Ordinariat am Montag mit. Der 50-Jährige ist derzeit Pfarradministrator und Vorstand der Kirchenverwaltung in St. Elisabeth in Planegg, diese Ämter übt Mutonkole-Muyombi seit 2004 beziehungsweise seit 2006 aus. Geboren wurde er in Zaire - der heutigen Demokratischen Republik Kongo. Nach dem Studium der Philosophie und der katholischen Theologie in Lubumbashi, im Süden Kongos, setzte Mutonkole-Muyombi sein Studium 1992 in Fulda fort, dort wurde er auch 1995 zum Diakon geweiht. Ein Jahr später folgte die Priesterweihe im Bistum Kamina im Kongo. Für seine Doktorarbeit kehrte er nach Deutschland zurück: Mutonkole-Muyombi promovierte an der Philosophisch-Theologischen Hochschule St. Georgen in Frankfurt am Main im Fach Moraltheologie.

Der Grafinger Pfarrverband, zu dem neben den drei katholischen Gotteshäusern der Stadt selbst auch die Kirchen in Straußdorf sowie in Ober- und Unterelkofen gehören, steht mit dem Amtsantritt von Mutonkole-Muyombi personell vor einem kompletten Neuanfang. Nach einer Amtszeit von immerhin dreizehneinhalb Jahren verabschiedete sich im August Pfarrer Hermann Schlicker aus Grafing und trat seine neue Pfarrstelle in Tacherting im Landkreis Traunstein an. Ebenfalls eine neue Aufgabe gab es für Pater Jaimes Varghese Panickaruveettil. Der Pfarrvikar, den einige in der Stadt bereits als Nachfolger Schlickers sahen, wechselte nach Aschheim und Feldkirchen. Als sein Nachfolger wurde zunächst Vikar Alvaro Elioht Valderrama Erazo bestimmt, dieser musste sein Amt allerdings wenige Wochen später aus gesundheitlichen Gründen aufgeben.

Die Aufgaben Schlickers übernahm daraufhin Kreisdekan Riedl, doch für den Ebersberger Stadtpfarrer war immer klar, dass dies nur eine Übergangslösung sein werde. Spekulationen, hier werde quasi durch die Hintertür ein neuer großer Pfarrverband vorbereitet, erteilte Riedl von Anfang an eine Absage. Dass eine solche Fusion schon alleine aus personellen Gründen unmöglich ist, zeigte sich ausgerechnet zu Weihnachten. Denn nach dem Weggang Erazos war Riedl der einzige hauptamtliche Pfarrer in Grafing, mit der Folge, dass wegen Personalmangels einige Messen ausfallen mussten. So feierten Grafing und Straußdorf die Christmette am Heiligen Abend und auch Silvester gemeinsam. Bei anderen Messfeiern über die Feiertage konnten entweder Pfarrer aus anderen Gemeinden einspringen oder es wurden Wortgottesdienste abgehalten, bei denen kein Priester anwesend sein muss.

Doch nicht nur wegen der angespannten Personaldecke gab es im Pfarrverband Probleme, generell gilt dieser als konfliktfreudig. Etwa als sich der Mesner von St. Ägidius vor drei Jahren im Pfarrbrief gegen die Ökumene aussprach, mit der Folge wochenlanger ernster Verstimmungen zwischen der katholischen und der evangelischen Gemeinde. Auch die derzeit laufende Kirchenrenovierung von St. Ägidius birgt einiges Konfliktpotenzial. Begonnen wurde diese noch unter Pfarrer Schlicker, schon damals gab es viel Gegenwind, besonders was die Renovierung des Kirchenraumes angeht. Wütende Gläubige warfen Schlicker teilweise anonym Geltungssucht, Geldverschwendung und die Verschandelung der Pfarrkirche vor. Auch gab es Eingaben beim Ordinariat. Im Herbst, als bereits Riedl die Leitung des Pfarrverbandes übernommen hatte, wurden anonyme Flugblätter verteilt, in denen die Vorwürfe der Verschwendung wiederholt und die Grafinger zu einem Spendenboykott aufgerufen wurden.

© SZ vom 24.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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