Neue Behördenräume:Umbau der Sparkasse wird dreimal so teuer wie ursprünglich geplant

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Vor einem Jahr hat der Ausschuss die neue Liegenschaft besichtigt, damals war von dem großen Investitionsbedarf noch nichts bekannt. (Foto: Christian Endt)

Damit das Ebersberger Landratsamt neue Räume bekommt, müssen nun nochmal 4,3 Millionen Euro mehr investiert werden. Im Kreistag hagelt es Kritik.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Früher kamen die Kunden hierher, um ihr Geld anzulegen. Ums Geld geht es nun auch für den neuen Eigentümer des früheren Hauptsitzes der Kreissparkasse: Der Landkreis Ebersberg, der in die Immobilie in Bahnhofsnähe Teile des Landratsamts auslagern will, muss deutlich mehr in die Instandsetzung investieren als anfangs kalkuliert.

Um 4,3 Millionen Euro wird der Umbau teurer, das liegt unter anderem an nötigen Brandschutzmaßnahmen und schädlichen Dämmstoffen in den Wänden, die entsorgt werden müssen. Die Kreisräte im zuständigen Liegenschaftsausschuss am Mittwochnachmittag zeigten sich über diese Kostenmehrung zum Teil höchst verärgert. Man habe ganz offensichtlich die Katze im Sack gekauft, kritisierte Franz Greithanner (Grüne). Als "Fass ohne Boden" beschrieb Elisabeth Platzer (SPD) die Immobilie.

Tatsächlich war der Kreis zunächst davon ausgegangen, dass das Gebäude ein Schnäppchen ist. 12,1 Millionen Euro zahlte man dafür, knapp vier Millionen sollten die notwendigen Änderungen damals noch kosten. "Erste Begehungen und Untersuchungen haben ergeben, dass sich das gut 25 Jahre alte Gebäude in einem sehr guten Zustand befindet und mit nur geringeren Umbauten für eine Nutzung durch den Landkreis sehr gut geeignet wäre", so äußerte sich Landrat Robert Niedergesäß im September 2016 in einer Pressemitteilung. Später korrigierte man die Kosten auf 6,8 Millionen Euro, inzwischen rechnet man mit in 11,1 Millionen Euro, dabei ist ein Sicherheitspuffer einkalkuliert.

Landrat Robert Niedergesäß (CSU) versuchte sich in Vorwärtsverteidigung gegen erwartete Kritik zu wehren: Man habe nichts wissen können von den Umständen, die jetzt das Vorhaben so immens verteuerten, sagte er. Schließlich habe der Kreis das Gebäude erst zum Jahresbeginn übernommen und auch dann erst beispielsweise die Wände öffnen können, in denen jetzt künstliche Mineralfasern als Dämmstoff gefunden wurden, die als potenziell krebserregend gelten und entsorgt werden sollen. Ebenfalls erst nachträglich festgestellt wurde, dass Teile des Gebäudes abweichend von der Baugenehmigung errichtet wurden, dies zieht zusätzliche Brandschutzmaßnahmen nach sich.

"Über den Tisch gezogen"

Dennoch hielten die Kreisräte mit der Kritik nicht hinter dem Berg: Sie habe den Verdacht, dass Kosten niedrig gerechnet worden seien, um die Zustimmung des Kreisgremiums zum Kauf der Immobilie zu erreichen, sagte Melanie Kirchlechner (Grüne). Ähnlich ordnete es Elisabeth Platzer ein. Sie unterstelle zwar nicht, dass den Kreispolitikern absichtlich etwas verschwiegen wurde, aber die Prüfung der Immobilie sei offensichtlich nicht so gründlich erfolgt, wie es nötig gewesen wäre. "Ich weiß nicht, ob alle dem Kauf zugestimmt hätten, wenn sie gewusst hätten, dass es um mehr als 23 Millionen Euro geht", sagte Platzer.

Ihr Fraktionskollege Uli Proske erzählte, er habe einmal ein Auto im Dunkeln gekauft und später, bei Tageslicht, gemerkt, dass er einen riesigen Fehler gemacht habe. So ähnlich komme ihm das nun vor. Er könne sich nicht vorstellen, so Proske, dass der Vorbesitzer von den nun erkannten Mängeln nichts gewusst habe, man sei "über den Tisch gezogen" worden. "Ich bin davon ausgegangen, dass alle Eventualitäten geprüft worden sind. Ich weiß nicht, wie man das dem Bürger erklären soll", sagte Greithanner.

Auch aus den Reihen der CSU gab es unzufriedene Wortmeldungen. Bettina Zetzl kritisierte, dass das Gremium erst spät über die Kostenmehrung informiert worden sei und forderte, man müsse bei künftigen Immobilienkäufen genauer hinschauen: "Ich werde in Zukunft auch genauer hingucken", sagte sie. Der Landrat verteidigte sich und seine Mitarbeiter: Im Rahmen der Möglichkeiten habe man alles getan.

Der Ausschuss billigte zwar letztlich gegen die Stimmen der Grünen und von Christian Eckert (Bayernpartei) das Sanierungspaket, das heißt aber nicht, dass es nicht nochmals heftige Debatten darum geben wird. Denn nun wollen sich erst einmal die Fraktionen beraten, im September soll es eine Sondersitzung des Liegenschaftsausschusses geben. Auch der Kreisausschuss und der Kreistag müssen das Paket noch absegnen.

© SZ vom 20.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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