Behördenumzug:Besuch der neuen Hausherren

Der Liegenschaftsausschuss des Kreistags besichtigt die Räume der früheren Kreissparkasse. 2018 wird ein Teil des Landratsamts dorthin ausgelagert

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Ein bisschen fühlt es sich an wie die Besichtigung eines seit langem vergessenen Dornröschenschlosses. Die Luft in der früheren Schalterhalle steht in der Sommerhitze, die Tresen sind seit Jahren ungenutzt, die Schreibtische verwaist. Im Raum daneben leere Bürocontainer, aneinandergeschobene Kopierer, eine ausgebaute Briefkastenfront. In den Gängen, in den Treppenhäusern, im Parkhaus: gähnende Leere. Etwa 75 Mitarbeiter der Kreissparkasse arbeiten hier eigentlich noch, vielleicht haben sich schon alle in den Feierabend verabschiedet, vielleicht haben sie aber auch keine gesteigerte Lust darauf, den neuen Besitzern des einst stolzen Hauptsitzes am Sparkassenplatz in Ebersberg in die Arme zu laufen. Denn in ziemlich genau einem Jahr wird der Bau bereits als Landratsamt II genutzt werden - und schon jetzt hat sich der Liegenschaftsausschuss des Landkreises einmal ein Bild von der neuen Immobilie gemacht.

Behördenumzug: Die große Schalterhalle ist längst ungenutzt.

Die große Schalterhalle ist längst ungenutzt.

(Foto: Christian Endt)

12,1 Millionen Euro hat der Kreis für das Gebäude gezahlt, das er von Januar 2018 an sein Eigen nennen darf, nochmals vier Millionen kommen für den Umbau und die Sanierung sowie andere Nebenkosten dazu. Zu tun ist einiges, in der Tiefgarage etwa müssen Stützen und Wände saniert werden, auch ein Wasserschaden hat seine Spuren hinterlassen. "Das ist keine Überraschung", sagt Landrat Robert Niedergesäß bei der Führung, "das wurde schon kaufpreismindernd berücksichtigt." Auch ein Nebengebäude macht einen eher drögen Eindruck, noch ist sich Monica Spachmann vom Liegenschaftsamt unschlüssig, wie man es am besten nutzen könnte. Immerhin sprudeln bei den Kreisräten die Ideen: Den Carport könnte man doch mit Wein beranken, schlägt Johann Schwaiger (CSU) vor, Fraktionskollegin Bettina Zetzl stimmt begeistert zu: "Au ja, dann haben wir daraus noch Einnahmen."

Behördenumzug: In das frühere Vorstandsbüro könnte der Landrat eigentlich gleich einziehen.

In das frühere Vorstandsbüro könnte der Landrat eigentlich gleich einziehen.

(Foto: Christian Endt)

In den oberen Geschossen des Hauptgebäudes jedenfalls werden künftig die Büros vieler Landratsamtsmitarbeiter zu finden sein. Bei der Sparkasse teilten sich jeweils vier Kollegen das Zimmer, das wird im Landratsamt eher die Ausnahme sein, die großen Räume werden durch Wände geteilt. Auch ein paar zusätzliche Zimmertüren sind notwendig. Im ehemaligen Vorstandsbereich hingegen, in dem auch künftig der Chef - der Landrat - arbeiten wird, ist vermutlich nicht allzu viel zu tun. Wer in etwa einem Jahr bei Robert Niedergesäß vorspricht, wird einen schönen Blick auf den Brunnen am Sparkassenplatz haben.

Behördenumzug: In der Tiefgarage muss noch einiges saniert werden.

In der Tiefgarage muss noch einiges saniert werden.

(Foto: Christian Endt)

Die Kreisräte beeindruckt bei ihrem Rundgang vor allem der dunkle Boden. "Nuss wahrscheinlich, vier Millimeter, darunter Fichte als Träger", konstatiert Bernhard Wieser, CSU-Kreisrat und Holzfachmann. Melanie Kirchlechner (Grüne) schlägt unterdessen die Anschaffung von Dienstfahrrädern vor, um die Distanz zwischen dem neuen und alten Landratsamt schnell zu überbrücken. Solche gebe es längst, sagt Brigitte Keller, Leiterin der Abteilung "Zentrales und Bildung", die ebenfalls ein Büro in der Nähe des Landrats beziehen wird. Ein bisschen umstellen müsse man die Arbeitsabläufe schon, sagt sie, aber das sei alles kein Problem.

Dass die Immobilie jetzt auf den Markt gekommen ist, hat mehrere Gründe: Zum einen hat die früher eigenständige Kreissparkasse Ebersberg nach der Fusion mit den Kreissparkassen in München und Starnberg im Jahr 2011 im Landkreis ihr Personal reduziert. Zum anderen hat es auch Auswirkungen, dass immer mehr Menschen sich für das Internetbanking entscheiden. Künftig sollen alle Mitarbeiter der Kreissparkasse Platz in dem Gebäude in der Altstadtpassage finden, das gerade noch saniert und vergrößert wird.

Hätte der Kreis nicht zugegriffen, hätte es zwar durchaus andere Interessenten gegeben - allerdings nicht für das Gebäude, nur für das Grundstück. Der 1991 errichtete Bau wäre wohl abgerissen worden, um Platz für hochpreisige Wohnungen zu machen, sagte der Landrat kürzlich bei einem anderen Termin: "Das hat uns nicht gefallen." Nun könne der Landkreis nicht nur seine eigenen Platzprobleme lösen, auch der Sparkassensaal werde weiter für Veranstaltungen zur Verfügung stehen. Der Geldautomat bleibt auch - das und der Name Sparkassenplatz werden die letzten Erinnerungen an die frühere Nutzung sein.

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