Nach Drohbriefen in Kirchseeon:Solidarität mit griechischen Wirtspaar

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Mehr als 100 Gäste zeigen im Restaurant Athos ihre Solidarität mit Elza Athanasiou und Paskalis Hatzopoulos, die fremdenfeindliche Drohbriefe erhalten haben. Die Polizei ist unterdessen den anonymen Verfassern auf der Spur.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Als Paskalis Hatzopoulos das Mikrofon zur Seite legt, flammt gewaltiger Applaus auf: Mit einer bewegenden Rede hat der Wirt der griechischen Gastwirtschaft Athos in Kirchseeon für ein menschliches Miteinander, für eine gemeinsame Zukunft von Deutschen und Griechen appelliert. Bitter klingt er nicht - obwohl er nach mehreren fremdenfeindlichen Drohbriefen, die gegen ihn und seine Frau gerichtet waren, guten Grund dazu hätte.

Doch mehr als 100 Menschen haben dem Wirtspaar am Donnerstagabend bei einer recht kurzfristig organisierten Aktion auf beeindruckende Weise ihre Solidarität gezeigt. Bürgermeister Udo Ockel war sogar recht deutlich geworden: Die anonymen Briefeschreiber könnten nur Menschen sein, "die nicht viel in der Birne haben". Die Ermittlungen der Polizei scheinen unterdessen kurz vor dem Durchbruch zu stehen.

"Den ersten Täter haben wir schon", sagte Helmut Magis, der Rechtsanwalt des Wirtspaars, am Donnerstag unter großem Jubel. Er deutete an, dass einige der vier Briefe offenbar aus Zorneding verschickt wurden. Eine offizielle Bestätigung dafür gibt es bisher noch nicht. Es werde nach wie vor gegen Unbekannt ermittelt, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft München II am Freitag.

Doch wer auch immer es war, die Gästeschar am Donnerstagabend machte deutlich, dass die Täter mit keinerlei Verständnis rechnen können. Viele Stammgäste, aber auch etliche, die sonst eher selten im Athos essen, waren zu der von Nadine Chamberlain, Thomas Kroll, Sonja Friedmann und Tanja Lenkeit organisierten Solidaritätsaktion gekommen. "Wir alle sind hier, um Flagge zu zeigen", sagte etwa Silvia Guth-Ransmayr, Lehrerin an der Mittelschule in Kirchseeon. Viele äußerten sich ähnlich wie Werner Schmidt-Koska aus Zorneding: "Ich bin entsetzt und traurig, dass so etwas passiert ist." Rosi Reindl ist aus Glonn nach Kirchseeon gekommen, sie ist immer noch "erschüttert" über das, was das griechische Paar erleben musste.

Trübe Stimmung kam dennoch nicht auf, vielmehr feierten alle zusammen ein fröhliches Fest - ein Fest, das zeigt, dass Griechen und Bayern zusammengehören, dass Differenzen, die auf politischer Ebene gelöst werden müssen, das menschliche Miteinander nicht beeinträchtigen dürfen. "Wir sind nicht nur für das verantwortlich, was wir tun, sondern auch für das, was wir widerspruchslos hinnehmen", zitierte Gemeinderat Thomas Kroll den Philosophen Arthur Schopenhauer.

Bürgermeister Udo Ockel, die Kirchseeoner Wirtsleute Paskalis Hatzopoulos und Elza Athansaiou und Bischöflicher Vikar Apostolos Malamoussis (v. l.). (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In Kirchseeon lebten Menschen unterschiedlichster Nationalitäten friedlich miteinander, es sei wichtig, sich gegen jegliche Art von Fremdenfeindlichkeit gleich im Anfangsstadium stark zu machen. "Wir wollen ein griechisch-bayerisches Zeichen setzen!", rief Apostolos Malamoussis, Bischöflicher Vikar der griechisch-orthodoxen Metropolie in Deutschland, in die Menge. Ein Einzelfall sind die Drohungen in Kirchseeon aber nicht, das hatte er zuvor betrübt berichtet: "Überall in Deutschland haben wir solche Fälle."

Erfreut und gerührt registrierten die Wirtsleute, dass die Kirchseeoner und auch viele Menschen von außerhalb zu ihnen stehen. "So viele Leute hatte ich auf keinen Fall erwartet, das ist ein super Gefühl", sagte Elza Athanasiou. Sie hoffe nun, dass auch einmal wieder über Europa gesprochen werden könne - und nicht nur über die Gegensätze zwischen Deutschen und Griechen.

© SZ vom 21.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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