Nach chaotischer Sitzung:Freie Wähler unzufrieden mit Reitsberger

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Parteifreunde des Vaterstettener Rathauschefs äußern Kritik an seiner Amtsführung und fordern eine klare Linie des Bürgermeisters. Aber auch mit der FW-Fraktion sind nicht alle einverstanden.

Von Wieland Bögel

Aus den Reihen der Freien Wähler gibt es Kritik an der Amtsführung von Bürgermeister Georg Reitsberger. Dessen Parteifreunde fordern, der Rathauschef müsse mehr Initiative zeigen und eine klare Linie vorgeben. Gleichzeitig gibt es in der Partei auch Beschwerden über die eigene Fraktion. Hintergrund der Kritik ist die teilweise chaotisch abgelaufene Gemeinderatssitzung in der vergangenen Woche.

Zwei Tage zuvor war im Bauausschuss über den Neubau eines Kindergartens an der Verdistraße debattiert worden. Weil es noch viel Beratungsbedarf gab, verfügte der Bürgermeister eine Denkpause von vier Wochen. Derweil sollte geprüft werden, ob man den Kindergarten mehrstöckig oder mit Keller bauen kann, um das Grundstück besser auszunutzen. Auch sollte geklärt werden, welche Probleme sich aus der direkten Nachbarschaft zur Feuerwehr ergeben könnten. Diese hatte gewarnt, dass parkende Autos der Eltern die Einsätze behindern könnten. Im Gemeinderat wurde die Denkpause dann zurückgenommen. Laut Angaben von Bauamtsleiterin Brigitte Littke und Hauptamtsleiter Georg Kast sei es unmöglich mit einer Entscheidung zu warten. Nach langer und kontroverser Debatte wurde schließlich der Auftrag für die Planung vergeben, ohne die Verbesserungsvorschläge aus dem Gremium zu berücksichtigen.

"Das war eine schlimme Sitzung", sagt FW-Pressesprecher Udo Ricke. Der Gemeinderat, aber auch der Bürgermeister seien "richtig vorgeführt worden". Statt sich ernsthaft mit dem Projekt zu beschäftigen, sei der Vorschlag der Verwaltung und der CSU durchgewunken worden. Ricke, der nicht dem Gemeinderat angehört, kritisiert auch die Fraktion der Freien Wähler. "Wir sind nicht angetreten, um im Mainstream zu versanden", ärgert sich Ricke. "Es hätte eine Mehrheit gegen die CSU geben können", doch die Freien Wähler hätten die Chance auf eine "Themen-Koalition" leider vertan. "Wenn das die nächsten sechs Jahre so weitergeht, dann gute Nacht." Auch der Bürgermeister habe keine gute Figur gemacht, beklagt Ricke. Er habe den Eindruck, dass Reitsberger "seinen Stuhl als Rathauschef wohl erst noch finden muss". Ricke, der für seine offensive Art bekannt ist, wünscht sich, dass es ihm sein Parteifreund, der Bürgermeister gleichtut und "mal auf den Tisch haut".

Dass nicht alles optimal läuft, will auch FW-Ortsvorsitzender Achim Burgstaller nicht bestreiten, eine Krise sieht er aber nicht. "Der Gemeinderat ist noch in der Findung und braucht seine Zeit." Ein Machtwort des Bürgermeisters erwartet Burgstaller eher nicht: "Es ist nicht seine Art, es krachen zu lassen." Dem stimmt auch FW-Fraktionssprecher Wolfgang Schermann zu: "Grundsätzlich wäre es richtig, dass er mal auf den Tisch hauen müsste, aber er ist halt nicht der Typ dafür." Wichtiger als ein Machtwort des Rathauschefs fände Schermann, dass Fraktion und Bürgermeister enger zusammenarbeiten, sich besser koordinieren. "Wir müssen klären, wie wir den Bürgermeister besser unterstützen können", sagt Schermann. Dazu wollen sich die Freien Wähler nach den Pfingstferien mit dem Bürgermeister zusammensetzen und darüber beraten. Dabei soll es auch um grundsätzliche Dinge gehen: "Dass der Gemeinderat einfach überhört wird, darf nicht mehr vorkommen. Dieses Vorgehen war nicht schön." Dass seine Fraktion am Ende dennoch für den Vorschlag der Verwaltung stimmte, obwohl man durchaus Bedenken hatte, erklärt Schermann mit der offensichtlichen Dringlichkeit. "Man muss für die Bürger etwas machen."

Darum habe er die im Bauausschuss verordnete Denkpause wieder aufgehoben, sagt Bürgermeister Reitsberger. Die Gemeinde habe "eine gewisse Not", genug Betreuungsplätze zu schaffen, "der Bürgermeister und die Verwaltung setzen alles daran, den Eltern behilflich zu sein". Zwar wäre es ihm auch lieber gewesen, man hätte mehr Zeit gehabt, über Verbesserungen nachzudenken, sagt Reitsberger. Doch die Verwaltung habe ihn überzeugt, dass es schnell gehen müsse. Dass er, wie von Ricke vermutete, seinen Platz im Rathaus noch finden muss, will Reitsberger nicht ganz bestreiten: "Als neuer Bürgermeister muss ich auch Rücksicht nehmen. Ich habe Vertrauen in die Verwaltung, dass sie ihre Arbeit gut macht." Die Aufforderung seiner Parteifreunde, mehr durchzugreifen, kann Reitsberger zwar verstehen, "aber das müsste auch in Richtung des Gemeinderates gehen". Denn das Gremium sei nicht ganz unschuldig daran, dass die vergangene Sitzung etwas aus dem Ruder lief.

© SZ vom 12.06.2014 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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