Die Backen hochrot, die Augen ganz groß: Die Aufregung lässt gar nicht nach bei den Mädchen und Jungen, die gerade noch auf der Bühne standen. "Ich war sehr aufgeregt, jetzt bin ich erlöst sozusagen", sagt Elisabeth Liebscher. Anzusehen ist der Elfjährigen, die mit ihrer Bühnenpartnerin Lisa Keipert gerade eben ihren ersten öffentlichen Auftritt beim 33. Jugend-Musikwettbewerb des Landkreises 2013 hinter sich hat, noch nicht. Nicht nur für sie war es heute eine Premiere: Zum ersten Mal wurden in diesem Jahr Duos bewertet - eine Herausforderung für die jungen Musiker: Schließlich müssen zwei Instrumente zusammenfinden.
Und so ist nicht nur Elisabeth aufgeregt. Auch die zwölf Jahre alte Lisa trommelt im Staccato mit den Händen auf ihren Knien, als die Jurymitglieder nach der Beratung wieder in den kleinen Saal in der Ebersberger Musikschule kommen. Und ihre Mutter zwickt sie bei der Ergebnisverkündung vor Freude so, dass Lisa ein kleines Kieksen entfährt. Denn sie und Elisabeth erhalten von der Jury aus Musikpädagogen den ersten Preis mit Auszeichnung in ihrer Instrumenten- und Altersgruppe. Überhaupt scheinen die Eltern und Musiklehrer den Gedanken, zu gewinnen, spannender zu finden als die Kinder und Jugendlichen: "Ich persönlich bin nicht ehrgeizig", sagt Elisabeth, ihr ist das Vorspiel vor Verwandten lieber als ein Wettbewerb.
Die Freude über den Gewinn ist dann aber doch groß. Bei den meisten der insgesamt 15 Duos, die je ein Holzblasinstrument mit einem Tasteninstrument zu kombinieren hatten, ging der Plan der Ebersberger Musikschule, die den Wettbewerb veranstaltete, offenbar auf: Denn den Organisatoren ging es ausdrücklich nicht um einen Konkurrenzkampf von "Wunderkindern", sondern um den Spaß an der Musik - und um das Zusammenspiel. "Das bringt eher weniger Wettbewerb mit sich", sagt der stellvertretende Leiter der Musikschule, Leopold Henneberger. Und so sind es auch diejenigen Bühnenpaare, bei denen sich ein persönliches Miteinander und das musikalische Zusammenspiel verschränken, die letztlich die ersten Preise in den jeweiligen Altersgruppen gewinnen.
So wie Jasmin Gärtner, 13, und Felix Dänekamp, 15. Die beiden Grafinger, die in ihrer Altersgruppe einen ersten Preis gewannen, bilden auf der Bühne ein lebendiges Duo: Jasmin am Klavier, Felix am Saxofon, führen zusammen regelrecht einen Tanz zwischen ihren Instrumenten auf. Keiner der beiden dominiert über Gebühr, in beiden Spielern schwingt eine schon gewonnene Freiheit im Körper mit und doch verlieren sich Saxofon und Klavier nicht aus den Augen. Ihr Schwung entlockt einer Zuhörerin ein "Boah" und vielen anderen anerkennendes Kopfnicken. Nach ihrem Auftritt, der das Publikum mit seinem Groove bei sich behält, sagt Jasmin mit Inbrunst: "Ja, wir sind ein gutes Team." Wer sie nach dem Umgang mit Schwächen des anderen fragt, sagt sie: "Fehler passieren ja gar nicht", und nicht nur im Spiel auf der Bühne, sondern auch im Gespräch stimmen sich Felix und Jasmin über Blicke ab. Wo ist der andere gerade, wann kann ich einsetzen? Felix ist wichtig, dass er sich stimmungsmäßig auf das Stück einlassen kann, das er wählt.
Dass ihm und Jasmin das geglückt ist, davon ist die Jury überzeugt und verleiht den beiden einen der zwei Preise der Jury, die der Landkreis vergibt: zweimaligen Meisterunterricht. Die Jury, die vor allem die Musikalität und, wie es in der Ankündigung hieß, die "menschliche Seite" bewerten sollte, hielt sich an eine ganz einfache Maßgabe: "Wenn Ihnen nicht langweilig wird beim Zuhören, daran merken Sie, ob der Spaß an der Musik da ist", sagt Jury-Mitglied Monika Sauer. Wenn es eben groovt - wie bei Felix und Jasmin. "Es ist begeisternd zu sehen, wie da ein Feuer entfacht wird", sagt Leopold Henneberger. Und da glüht es noch, das Feuer auf den Wangen.