Glückliche Sängerinnen und Sänger auf der Bühne, tanzende und jubelnde Erwachsene und Kinder vor der Bühne. Freude, die auch das heraufziehende Gewitter nicht dämpfen konnte. Dieses Bild bot sich am Samstagabend im Klosterbauhof Ebersberg. Beim fulminanten Abschlussevent des Ebersberger Kulturfeuers verzauberten Chöre, Solistinnen und Solisten der Ebersberger Musikschule die rund 350 Besucher mit klangvollen Stimmen.
"Das war ein Chor-Event, den unsere Sängerinnen und Sänger so schnell nicht vergessen werden", sagt Martin Danes, Lehrkraft für Stimmbildung und Chorleitung der Ebersberger Musikschule am Tag nach dem Auftritt. "Allein das Ambiente im Klosterbauhof zu erleben und zu sehen, wie das Publikum ins Gewitter reingesungen wird: Das war ein besonderes Highlight!", freut sich Danes, hörbar zufrieden. Dabei spricht er von den letzten drei Liedern, die die Jugendchöre Choir's Crossing aus Grafing und Coro Cadence aus Markt Schwaben performten, während ein Gewitter bereits dicke Tropfen vom Himmel fallen ließ und der Wind aufzog. Doch das Wetter hinderte die Musik-Begeisterten in keiner Weise am Feiern - im Gegenteil! Spätestens beim Song "Get lucky" von Daft Punk stand die Hälfte des Publikums auf, klatschte, tanzte und sang lauthals mit. Nach eineinhalb Jahren Pandemie war die Freude der Zuschauer nicht mehr in Bann zu halten - natürlich unter Einhaltung der vorgeschriebenen Abstands- und Hygieneregelungen.
Doch nicht nur das Publikum genoss den Abend, der durch den einsetzenden Regen noch an Fahrt aufnahm. Besonders für die Sängerinnen und Sänger war die Chor Convention ein Erlebnis. Endlich einmal wieder - oder für manche sogar zum ersten Mal - auf der Bühne stehen zu dürfen! Die Euphorie ließ sich hören und sehen. "Wir haben alle gespürt, wie sehr wir es lieben, auf der Bühne zu stehen", sagt Musiklehrer Danes. "Die circa 80 Mitwirkenden haben total wertgeschätzt, die Chor Convention unter diesen besonderen Umständen und in der so begrenzten Zeit auf die Füße zu stellen. "
Dass die Chor Convention, die eigentlich jedes Jahr stattfindet, am Samstag in diesem Rahmen überhaupt aufgeführt werden konnte, war lange keine Selbstverständlichkeit. Galten Chorproben in Präsenz zu Beginn der Pandemie als "Super-Spreader"-Events, die bald vollends verboten waren, fanden sie zwischen den beiden Lockdowns nur sehr provisorisch und natürlich mit viel Abstand statt.
Manche der jungen Sängerinnen und Sänger standen angesichts dieser Umstände sogar noch nie zusammen auf der Bühne, doch das war ihnen nicht anzumerken. Die Chorkinder aus Grafing und Markt Schwaben hätten so frisch und mutig gesungen, wie er es aus den Proben gar nicht gekannt habe, sagt Danes. In den vergangenen Monaten konnten die Nachwuchs-Talente immer nur in Sechser-Gruppen üben. Auch am Samstagabend standen die jeweiligen Chöre Corona-bedingt nicht in ihrer vollen Besetzung auf der Bühne. Dies galt auch für die Chorkinder, die jedoch "aus dem Off" von einem vorab aufgezeichneten Halb-Playback ihrer Kollegen unterstützt wurden.
So stimmten die Kinder unter anderem eine kraftvolle Eigenkomposition mit dem Titel "Komische Zeit" an, das von der Pandemie handelt. Lautstark sangen sie davon, was ein Jahr Corona bedeute: Freunde nur über das Tablet sehen, ungewisse Urlaubsplänehaben, Maske tragen - eh klar. Besonders der Refrain blieb mit den Worten "Lasst uns singen ohne Angst und Schmerz" im Kopf. Als dritter Chor auf der Bühne riefen sie dem Publikum damit in Erinnerung, welche Bedeutung dieser Abend besonders für die Kleinen hatte.
Auf die Chorkinder folgte ein ebenso starker Auftritt von den Solistinnen Annika Poiger und Sofia Chatchaturian mit dem Cover von "High Hopes". Mit Engelsstimmen bewiesen die 23-Jährigen, dass sie seit vielen Jahren professionelle Stimmbildung bei der Ebersberger Musikschule lernen.
Auch die 14-jährige Solistin Florina Zinner zog das Publikum mit ihrer Stimme und ihrer Keyboard-Begleitung in den Bann. In zwei Eigenkompositionen sang sie einmal über eine falsche Liebe, das andere Mal über Freunde, die nicht zuhören, weil sie durch ihr Smartphone abgelenkt sind. Pauline Weindorf, ihre Gesangslehrerin, unterstützte ihre Schülerin nicht nur auf der Bühne, sondern auch beim Schreiben des Liedes und somit beim Verarbeiten dieser jugendlichen Themen.
Beiträge, die das Publikum zum Schmunzeln brachten, kamen vom Quartett bestehend aus Sophie Rinderknecht (17 Jahre), Viktoria Schulz (16 Jahre) mit Letizia Wallenöffer (sechs Jahre) und Johanna Rinderknecht (sieben Jahre). Euphorisch sangen sie unter anderem "Cover me in Sunshine" von Pink, zu dem die Stimmen der jungen Sängerinnen natürlich besonders gut passten. Von Nervosität, besonders bei den Jüngsten, keine Spur.
Einen souveränen Auftritt, der sichtlich Freude zu machen schien, legte auch die einzige Männer-Combo hin. Über "Männer in den besten Jahren" sangen Christian Remler, Christoph Bückers und Jean Schindler, Mitglieder von Chant & Groove. Es waren Zeilen wie "Wir sind romantisch, belesen und erfahren, nach denen die Frauen sich sehnen", die nicht nur das weibliche Publikum zum Lachen brachten.
Im Laufe des Abends folgte noch ein Auftritt des Popchores Chant & Groove, bei dem weitere Mitglieder des Chores auf der Bühne zu hören waren. Auch die Chöre Chor & More sowie der Kammerchor Con Moto überzeugten mit klassischen Stücken wie etwa "Gloria" von Vivaldi.
Eine beeindruckende Darbietung boten die Solistin Carla Quiel mit "Arcade", bei der jeder Ton, und war er noch so hoch, saß, sowie das Terzett um Magdalena Krippner, Cornelia Klamet und Lisa Eder mit einer Eigenkomposition und dem von Ed Sheeran bekannten Song "Afterglow".
Neben Martin Danes führte die elfjährige Bibo mit viel Können und Humor durch den Abend im Klosterbauhof. Nicht zuletzt diese beiden machten den Abend nach Monaten des Darbens zu etwas ganz Besonderem.