Wertstoffhof:Steinhörings Mülltouristen kommen gerne nach Ebersberg

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Seit diesem Frühjahr gelten am Ebersberger Wertstoffhof längere Öffnungszeiten und die nutzen nicht nur die Einwohner der Kreisstadt. (Foto: Christian Endt)

Am Ebersberger Wertstoffhof ist jeder zehnte Nutzer ein Steinhöringer. Das soll nun Konsequenzen haben.

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Wertstoffhof der Kreisstadt hat ein Problem, das andere gerne hätten: Er ist zu attraktiv. Jedenfalls legen das nun in der Sitzung des Umweltausschusses vorgestellte Zahlen nahe. Demnach sind zwar die meisten der Nutzer Ebersberger, gut ein Viertel kommt jedoch aus einer Nachbargemeinde, die meisten davon aus Steinhöring.

Die Stadt hatte an einem Freitag und Samstag Anfang Mai einmal die Autokennzeichen der Wertstoffhofkunden erfassen lassen. Diesen wurden dann von der Zulassungsstelle die Heimatgemeinden der Besitzer zugeordnet, Namen und genaue Adressen seien dabei nicht erfasst worden, so die Auskunft der Verwaltung in der Sitzung. Insgesamt 631 Fahrzeuge wurden an den beiden Tagen gezählt, 438 sind auf eine Adresse im Gebiet der Stadt Ebersberg gemeldet.

Aus Steinhöring kamen ausweislich ihrer Kennzeichen 62 Nutzer, 22 aus einer Kommune im südlichen Landkreis, also Grafing, Aßling, Frauenneuharting und Emmering, 16 aus Kirchseeon und noch einmal 22 aus anderen Landkreisgemeinden. Insgesamt 72 Fahrzeuge hatten das Kennzeichen eines anderen Landkreises. Deren Halter wurden nicht weiter ermittelt, aber laut Verwaltung sei davon auszugehen, dass die meisten davon als Firmen- oder Mietwagen von Ebersberger Bürgern genutzt wurden.

Die Zahlen seien insgesamt zwar keine Überraschung, so Grünen-Stadtrat Philipp Goldner im Ausschuss, allerdings sei der doch recht hohe Anteil von Steinhöringern interessant. "Das sollte man nicht unter den Tisch fallen lassen." Goldner regte an, die Nachbargemeinde in irgendeiner Form am Ebersberger Wertstoffhof zu beteiligen. Entweder mit einem Zuschuss, oder vielleicht könnten die Nachbarn an den Wochenenden ein paar Bauhofmitarbeiter nach Ebersberg schicken, um das dortige Personal zu entlasten.

"Von mir aus können wir dann auch Wertstoffhof Ebersberg-Steinhöring drüberschreiben." Auch Christoph Münch (SPD) unterstrich, man solle "mit den Steinhöringern reden", schließlich sei es nicht zu vernachlässigen, dass elf Prozent der Kunden am Ebersberger Wertstoffhof aus der Nachbargemeinde kommen. Bürgermeister Walter Brilmayer (CSU) kündigte an, sich zu dem Thema mit seinem Amtskollegen in Steinhöring zu besprechen, dämpfte aber auch die Erfolgserwartungen: "Wir haben kein Druckmittel."

Für Steinhörings Bürgermeister Alois Hofstetter (CSU) ist die Beteiligung seiner Gemeinde am Betrieb des Ebersberger Wertstoffhofes eher unwahrscheinlich. Entsprechende Gespräche mit den Nachbar habe es zwar noch nicht gegeben, erklärte er auf Nachfrage, Hofstetter hält eine Zusammenarbeit allerdings für schwierig, besonders was die Planung angeht. "Wir wissen doch nicht am Donnerstag, ob am Wochenende viele Steinhöringer zum Wertstoffhof nach Ebersberg kommen", oder ob überhaupt viel los sein werde. Die Gemeinde könne nicht aufs Geratewohl Mitarbeiter abstellen, die dann vielleicht nichts zu tun hätten.

Ob der Anteil der Steinhöringer dauerhaft ein Zehntel der Nutzer ausmacht, wird wohl unbekannt bleiben. Abgesehen von der einmaligen Aktion wird am Ebersberger Wertstoffhof nicht kontrolliert, wer dort entsorgt. Und das soll sich auch nicht ändern. Wie CSU-Stadtrat Alexander Gressierer im Ausschuss sagte, sei der Aufwand zu hoch, "da kommt keine Kostenersparnis raus". Wenn die Mitarbeiter dann noch mit den Leuten diskutieren müssten, "würde das den ganzen Verkehr nur aufhalten".

In anderen Kommunen ist man da weniger zimperlich. Grafing habe beispielsweise schon gelegentliche Einlasskontrollen vorgenommen, sagt Wolfgang Bilo, in der Stadt zuständig für die Abfallwirtschaft. Dabei habe sich gezeigt, dass etwa jeder Siebte kein Grafinger war - die habe man dann alle wieder heimgeschickt. Was durchaus auch zu Streitereien und Diskussionen geführt habe, letztlich sei die Zahl der auswärtigen Entsorger aber gesunken. Inzwischen werde nur noch stichprobenartig kontrolliert. Dies machen auch die Mitarbeiter des Wertstoffhofes in Vaterstetten, wie Wolfgang Kuhn, Leiter des dortigen Umweltamtes, erklärt.

Zwar sei für Ausweiskontrollen aller Nutzer keine Zeit. Wenn die Mitarbeiter aber den Verdacht hätten, dass jemand, der in Vaterstetten keine Müllgebühren zahlt, dort seinen Sperrmüll entsorgen will, werde derjenige kontrolliert und notfalls weggeschickt. So macht man es auch in Grasbrunn, das mit Ebersberg, Grafing und Vaterstetten die gute Erreichbarkeit und die komfortablen Öffnungszeiten gemein hat. Seit den 1990er Jahren würden an den Wertstoffhöfen der Gemeinde stichprobenartig die Ausweise kontrolliert, sagt Bürgermeister Klaus Korneder (SPD), und auch in Grasbrunn müssen die Auswärtigen ihren Müll dann wieder mitnehmen.

© SZ vom 07.06.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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