Moosach:Klarinetten zum Auftakt

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Das Meta Theater in Moosach eröffnet das Beethoven-Jahr mit einem Konzert des Trios "Blatt Art"

Von Peter Kees, Moosach

Ludwig van Beethoven wurde im Dezember 1770 geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist unbekannt. Gesichert ist, dass er am 17. Dezember getauft wurde. Man geht davon aus, dass er am 16. Dezember das Licht der Welt erblickte. Zu seinem 250. Geburtstag findet 2020 ein großes Beethoven-Jubiläumsjahr statt, das am Wochenende mit einer imposanten Auftaktaktion in ganz Deutschland begonnen hat. Unter dem Titel "Beethoven bei uns" öffneten um die 800 Wohnzimmer, kleine Konzertsäle, Vereinsräume und Ladenlokale ihre Türen zu Hauskonzerten, Lesungen oder Performances rund um den Jubilar. Mit dabei war auch das Meta Theater in Moosach. Dort gastierte das Trio Blatt Art mit Ulrich Büsing, Aloisia Hurt und David Wolf.

Das Konzert ist unbedingt eine Erwähnung wert. Einerseits, weil an diesem Abend ein Instrument zu hören war, dass man höchst selten erleben kann, das Bassetthorn, und andererseits weil drei wahrlich erstklassige Musiker am Werk waren.

Das in Tenorlage klingende Bassetthorn gehört der Klarinettenfamilie an und wurde um 1760 erstmals gebaut. Den Namen verdankt es seiner Bauform. Weil es auf Grund der für die tiefe Lage notwendigen längeren Luftsäule gekrümmt ist - nur so kann es überhaupt gespielt werden - nennt man es Horn; und Bassett bedeutet so viel wie "ein nicht ganz so tiefer Bass".

In Moosach waren gleich drei dieser seltenen Holzblasinstrumente am Start. Wer das zart und dunkel klingende Instrument sehr geliebt haben soll ist Wolfgang Amadeus Mozart. Der setzte es in mehreren großen Werken ein und schrieb u.a. auch Bassetthorntrios und -duos. Diesem Umstand ist es zu verdanken, dass sich 1999 das Trio Blatt Art gegründet hat. Und so bildete auch eines dieser Mozartschen Divertimenti den Auftakt des Moosacher Konzerts, das Divertimento Nr.3, F-Dur, KV Anh. 229 für drei Bassetthörner. Und schon der erste Satz Allegro machte deutlich, hier spielen echte Könner. Der Mozartsche Witz, seine typisch spielerischen Elemente, die scheinbare Leichtigkeit, all das musizierten die drei Holzbläser grandios. Mit warmer wie empfindsamer Tongebung wurde das Adagio interpretiert, gefolgt von einem spielerisch wie durchsichtigen Rondo sowie einem fulminant schmissigen Schlusssatz.

Doch zurück zu Beethoven, der im Mittelpunkt des Abends stand. Büsing und Wolf musizierten ein Duo für Klarinette und Bassklarinette (WoO 27), das eigentlich für Klarinette und Fagott geschrieben ist. Auch hier bewiesen die Musiker ihre Könnerschaft. Das Werk selbst ist in klassischer Kompositionssprache verhaftet, romantische Töne sind fern. Ob es wirklich aus der Feder von Beethoven stammt, ist im Übrigen umstritten. Von ihm autorisiert sind die Duos - insgesamt sind es drei - jedenfalls nicht. Von Beethoven gab es an diesem Abend noch das Trio op.87, im Original für Oboen, von Büsing für drei Bassetthörner bearbeitet, zu hören. Es klingt überzeugend, vor allem bei derart hochkarätigen Spielern.

Weil ein Bassetthornspieler natürlich alle anderen Klarinetteninstrumente beherrscht, waren in Moosach auch Klarinetten, Bassklarinetten und gar eine Kontrabassklarinette zu hören. Im ersten Teil wurden vier der dreistimmigen Inventionen von Johann Sebastian Bach, bekanntermaßen Klavierstücke, die Büsing für zwei Klarinetten und eine Bassklarinette gesetzt hat - und eine mehr als bestechende Komposition des 1922 in Paris geborenen Komponisten Patrice Sciortino gespielt. 1983 hatte der das Stück "Roseaux" für Bassetthorn, Bassklarinette und Kontrabassklarinette geschrieben. Begeisterung, gar Bravorufe kamen aus dem Publikum.

Dass man am Ende des Abends noch fünf Stücke aus den 44 Duos für zwei Violinen von Bela Bartok zu hören bekam, von Büsing für drei Bassetthörner gesetzt, machte den Abend rund. Auch wenn man meint, ein Duo auf ein Trio umzuschreiben, sei eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit, so muss man wissen, dass im Original die beiden Geigen jede Menge Doppelgriffe zu spielen haben, also zwei Noten gleichzeitig. Diese Töne hat der Arrangeur schlicht auf drei Instrumente verteilt. Und natürlich klang hier osteuropäische Volksmusik durch. Bartok hat mit seinen phonografischen Aufnahmen jede Menge davon gesammelt und in sein Oeuvre einfließen lassen. So wird der große Humanist auch im Landkreis Ebersberg gewürdigt.

© SZ vom 16.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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