Moosach:Durchgefallen

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Wollte die Montessori-Schule durch Erweiterung zukunftsfähig machen: Geschäftsführer Mathias Wilke. (Foto: Privat)

Aufsichtsrat der Montessori-Schule Niederseeon entlässt Geschäftsführer Mathias Wilke nach nur einem Jahr

Von Anja Blum, Moosach

So gerne würde die Montessori-Schule in Niederseeon wieder einmal mit ihrem alternativen pädagogischen Konzept Schlagzeilen machen - doch es will einfach nicht gelingen. Erst vergangene Woche hatte man zum Pressegespräch geladen, um ein neues Austausch-Programm und die von Kindern betriebene Schulküche vorzustellen. Doch nun wird das alles schon wieder überlagert von einem weiteren Personalwechsel: Geschäftsführer und Vorstand Matthias Wilke wurde nach gerade mal einem Jahr seiner Ämter enthoben. Sehr zur Überraschung des Betroffenen: "Ich habe erst am Donnerstagabend, also kurz vor dem Urlaub, davon erfahren", sagt Wilke, und zwar durch ein dürres Schreiben. Über die Gründe seiner Entlassung könne er daher nur spekulieren: "Ich wurde salopp abgesägt - aber warum, das weiß ich auch nicht so genau." Er jedenfalls hätte seine Arbeit gerne fortgesetzt. Von 1. Juni an wird Karl-Heinz Schubert die Rolle Wilkes übernehmen. Schubert war bereits einmal Geschäftsführer in Niederseeon, bis er 2013 aus familiären Gründen ausschied. "Er hat einen guten Ruf", sagt Wilke über seinen Nachfolger.

Bei der Montessori-Schule handelt es sich um eine Privatschule, deren Träger ein gemeinnütziger Verein ist. Die Leitung der Schule beziehungsweise des Vereins wurde erst im Jahr 2013 - nach einem großen Eklat um den damaligen Schulleiter - von einem ehrenamtlichen an einen hauptamtlichen Vorstand übertragen. Dieser besteht aus der Schulleitung, derzeit Birgit Melz-Schmidt, und dem Geschäftsführer, also bislang Matthias Wilke. Sie ist zuständig für alle pädagogischen Fragen, er für alle wirtschaftlich-rechtlichen Belange. Beide Vorstände berichten der jährlichen Mitgliederversammlung des Trägervereins. Darüber hinaus gibt es einen ehrenamtlichen Aufsichtsrat, der "keine operative Aufgabe" habe, wie 2013 betont wurde. Nun hat er über den Personalwechsel entschieden. "Im Aufsichtsrat sitzen derzeit drei Schulväter, ein ehemaliger Vorstand, der auch im Montessori-Landesverband aktiv ist, und eine Lehrerin", erklärt Wilke die Zusammensetzung des Gremiums.

Er selbst sei vor einem Jahr als Unternehmensberater ohne Montessori-Vorgeschichte eingestellt worden, berichtet Wilke. "Das schien so gewollt - und hat mit dem Team und den Eltern hier auch gut geklappt." Doch nicht so mit dem Aufsichtsrat: In dieser Zusammenarbeit habe es "offensichtlich unüberbrückbare Differenzen über Strategie und Ziele der Weiterentwicklung" gegeben, so Wilke. "Mir war es vor allem wichtig, dass die Schule wettbewerbsfähig bleibt - und dazu gehört, dass sie ausgelastet ist", erklärt Wilke, der unter anderem plante, erstmals eine eigene Turnhalle und eine neue Mensa zu bauen. "Aber vielleicht hat mein pragmatischer Blick den einen oder anderen auch verschreckt." Schließlich gebe es in der Schulfamilie durchaus eine "Hard-Core-Montessori-Fraktion", der vor allem an visionären Konzepten gelegen sei. So gebe es die Idee, sich an einem Bauernhof zu beteiligen, auf dem die Schüler in einem rotierenden System je sechs Wochen verbringen sollen. "Aber das hätten meine Baupläne wohl blockiert", sagt Wilke. Vermutlich hätten Dinge wie dies den Aufsichtsrat nun dazu veranlasst, Tatsachen zu schaffen, ohne die Mitgliederversammlung miteinzubeziehen. Diesem Gremium - laut Wilke der "Souverän" der Schulfamilie - wird der Aufsichtsrat den Personalwechsel aber am 17. Juni erklären müssen.

Dass es dabei zum Eklat kommt, hofft Wilke indes nicht. "Es ist zwar rechtlich fragwürdig, ob der Aufsichtsrat so eine Entscheidung alleine treffen kann, aber ein Rückfall in die alten Grabenkämpfe wäre alles andere als wünschenswert", sagt der Noch-Geschäftsführer. "Ich wollte das Lagerdenken immer überwinden - das soll sich jetzt nicht an mir wieder entzünden." Er persönlich nehme die Geschehnisse ohnehin sportlich: "Das ist in solchen Positionen ein ganz normaler Vorgang. Deswegen bin ich weder beleidigt noch verärgert."

Von allen verabschiedet hat sich Wilke noch am Freitag im Newsletter der Schule, woraufhin ihn viele bestürzte Mails und Anrufe erreicht hätten. "Aber die beantworte ich nicht mehr - alles weitere muss sich in der Mitgliederversammlung zeigen." Schulleitung und Aufsichtsrat waren wegen der Ferien am gestrigen Dienstag leider nicht zu erreichen.

© SZ vom 27.05.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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