Manche Eltern gewöhnen sich mit den Kindern eine Sprache an, die nach außen irritierend wirken mag: "Mein liebes kleines Schnuckibärli!" Solcherlei Koseworte stellen zum einen Nähe her; außerdem, so steht es in einschlägigen Foren und Fachblättern, fördern sie den Spracherwerb.
Dass manchmal verniedlichende Sprache benutzt wird, um Schreckliches schön zu verpacken, dieser Verdacht beschleicht einen, als man kürzlich durch das neu ausgeliehene Bastelbuch der siebenjährigen Tochter blättert. Neben "Funkellichterketten" und "Wärme-Eulen" zum Selbermachen wird man bei einem Kapitel plötzlich stutzig. "Kuschel-Trophäen", steht dort als Überschrift, auf dem Bild dazu sind die Köpfe von Kuschelbär, Kuscheltiger und Kuschelelefant zu sehen. Präsentiert auf Trophäen-Brettern, so wie sie in alten Wirtsstuben hängen, dort meist mit Geweihen oder Wildschweinköpfen.
Noch größer wird die Verwunderung, als man weiterliest. "Für diese Kuscheltier-Trophäen musst du nicht einmal auf die Jagd gehen", steht dort. Bestimmt nämlich würde man bei einem Griff in die Kuscheltierkiste fündig. Beim Weiterlesen traut man seinen Augen kaum: Zeit, sich um die Tiere zu kümmern, steht dort: "Schneide ihnen vorsichtig den Kopf mit einer Schere ab - wirklich!" Natürlich, das muss eingeräumt werden, solle hierfür nicht das Lieblingskuscheltier verwendet werden.
Auch wenn es treuherzige Plüschtiere sind, die einen aus den Bastelseiten anschauen, bekommt man ein schlechtes Gefühl. War Großwildjagd nicht etwas aus einer anderen Zeit? Eine kurze Recherche zeigt: Nein, leider überhaupt nicht. Donald Trump Junior macht es, der ehemalige spanische König Juan Carlos, die Royals. Außerdem boomen Reiseveranstaltungen, bei denen Tüpfelhyänen, Steppenzebras, Flusspferde geschossen werden können.
Während man den Gedanken nachhängt, gesellt sich die Tochter dazu und schaut neugierig ins Buch. "Wollen die wirklich, dass ich meinem Hamsti den Kopf abschneide?", fragt sie ungläubig. "Hm", sagt man genauso ungläubig. Gemeinsam blättert man lieber schnell weiter zu den "Tellertäschchen".
Manches wird nicht weniger anachronistisch und grausam, nur weil man es mit einem schönen Namen und Kuscheltieraugen versieht. Verniedlichungen sollten ein Privileg der Nähe bleiben, und nicht der Verfremdung. Stimmt's , Butzibärli?