Markt Schwaben:"Vorzeigeprojekt" eröffnet

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Die Marktgemeinde betreibt fortan den ersten und einzigen Mehrwerthof im Landkreis Ebersberg. Bei der Einweihung am Freitagnachmittag gibt es lobende Worte von dem Mann, dessen Behörde die Schließung der alten Anlage angeordnet hatte

Von Korbinian Eisenberger, Markt Schwaben

Der August 2016 war eine Zeit, in der die Beziehung zwischen dem Rathaus Markt Schwaben und dem Landratsamt Ebersberg eine Spannungsphase erlebte: Es waren jene Wochen, als die Kreisbehörde den Markt Schwabenern befahl, den ortseigenen Wertstoffhof zu schließen. Aus gutem Grund: Seit Jahren war die Anlage damals schon geduldet gewesen, längst entsprachen Bau- und Wertstoffhof nicht mehr dem, was im Jahr 2016 annähernd als Standard durchgehen würde. So hatte Bürgermeister Georg Hohmann keine Wahl: Er musste das Gelände schließen und läutete so das Ende des alten Markt Schwabener Wertstoffhofs ein - und den Anfang des Neubaus.

Der Mehrwerthof in Markt Schwaben wurde am Freitag eingeweiht. (Foto: Christian Endt)

Es braucht diesen historischen Exkurs, um zu verstehen, dass die Eröffnung des neu errichteten Wertstoffhofs am Freitagnachmittag keine sonderlich harmonische Vorgeschichte hat: Nun also trafen sie sich wieder, Markt Schwabens Bürgermeister Georg Hohmann von der SPD - und der Chef der Ebersberger Kreisbehörde Landrat Robert Niedergesäß von der CSU. Souverän lächelnd zerschnibbelten beide nahezu synchron das symbolische Eröffnungsband. Beide zeigten, dass sie gut mit Scheren umgehen können. Und so stellte sich die Frage, ob zwischen ihnen womöglich auch das Tischtuch zerschnitten ist.

In seiner Rede im nigelnagelneuen Betriebsgebäude des Bauhofs erklärte Bürgermeister Hohmann, dass der Entzug der Betriebsgenehmigung durch das Landratsamt damals alles andere als gelegen kam. "Da war erst mal der Schock groß", so Hohmann, ebenso das Unverständnis bei den Bürgern, die zwei Wochen lang auf umliegende Anlagen ausweichen mussten, ehe Hohmann und seine Gemeinde abermals erwirkten, dass der Markt Schwabener Wertstoffhof für eine begrenzte Zeit provisorisch genutzt werden dürfe. Nun war aber klar: Es musste ein Neubau her.

Den hat Markt Schwaben jetzt, und wie. Hohmann hob in seiner Rede hervor, dass es sich hierbei nicht mehr wie zuvor um eine klassische Anlange aus Bau- und Wertstoffhof handle - "sondern um einen Mehrwerthof". Verglichen zu vorher werden Stoffe nun deutlich nachhaltiger verarbeitet, geplant ist auch, die Schulen und Markt Schwabens Jugendzentrum einzubinden. Hinzu kommt: Anders als früher wird das Gelände künftig von der Münchner Firma Anderwerk betrieben, wo Menschen beschäftigt werden, die durchs soziale Raster gefallen sind - oder etwa wegen einer Behinderung benachteiligt sind.

Landrat Niedergesäß jedenfalls kam in seiner Rede aus dem Schwärmen kaum heraus. Er sprach von einem "besonderen Tag, nicht nur für Markt Schwaben, sondern für den ganzen Landkreis Ebersberg". Die neue Anlage, die einzige ihrer Art im Kreis, sei "ein Vorzeigeprojekt", so Niedergesäß. Der Bau habe "viel Geld gekostet", sagte er. Es handle sich aber aus seiner Sicht um "eine gute Investition für den Klimaschutz, Natur und Nachhaltigkeit".

Markt Schwabens Mehrwerthof ist ein millionenschweres Gemeinde-Projekt. Und auch für die Kunden wird es künftig teurer. Durchschnittlich kostet das Abgeben von Müll gut 25 Prozent mehr als an der alten Anlage - den Beschluss hat der Gemeinderat kürzlich erst getroffen. Geöffnet ist von 15. Januar an täglich außer am Dienstag und Sonntag (Details zu den Öffnungszeiten im Infokasten). Das Sagen haben dort künftig Hans Kopp und Stephanie Lerf von der Firma Anderwerk, die sich ihrerseits bei der Gemeinde für das Vertrauen bedankten. Es sei erfreulich, dass Markt Schwaben "das Risiko mit uns eingeht, um anderen die Integration in den Arbeitsmarkt zu ermöglichen", sagte Stephanie Lerf.

So kam es zur Zerreißprobe dieses mit Harmonie überladenen Nachmittags in Markt Schwaben: Es war der Moment, als der Landrat in seiner Rede zum Bürgermeister schaute und ein letztes Mal historisch wurde: "Manchmal", so Niedergesäß, "da entsteht aus einem Schockereignis etwas Produktives." Ein Satz, der im Publikum Erheiterung auslöste. Und mit am lautesten lachte Georg Hohmann.

© SZ vom 11.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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