Markt Schwaben:Hoffnungen versenkt

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Markt Schwabens Geothermieprojekt droht an hohen Kosten und mangelnder Beteiligung zu scheitern

Karin Kampwerth

Markt SchwabenIn wenigen Wochen startet die neue Heizperiode, und auch in Markt Schwaben werden dann wieder die meisten Haus- und Wohnungsbesitzer ihre Öl- oder Gasheizung anstellen. Daran wird sich in der Gemeinde voraussichtlich auch in vier bis fünf Jahren nichts ändern: Die Geothermie, also das Heizen mit heißem Wasser aus den Tiefen der Erde, ist in weite Ferne gerückt, möglicherweise kommt sie gar nicht. Zu teuer, lautet die Bilanz. Denn bislang besteht unter den Markt Schwabenern kaum Interesse, sich an ein Geothermie-Netz anschließen zu lassen. Damit aber rechnet sich das Projekt nicht mehr.

Noch Anfang des Jahres waren die Initiatoren der Interessengemeinschaft (IG) Geothermie zuversichtlich. Zehn Millionen Euro wollte man von den Bürgern einsammeln - als Eigenkapital für den Bau eines Kernnetzes in der Ortsmitte samt Bohrungen. 5200 Haushalte hatte die IG angeschrieben, doch nur einhundert Rückmeldungen kamen zurück - mit Investitionszusagen in Höhe von einer Million Euro. "So lässt sich unser Bürgermodell nicht umsetzen", räumt IG-Vorsitzender Heinz Häberlein ein. Der nächste Rückschlag kommt jetzt von Bürgermeister Georg Hohmann (SPD).

Dieser befürwortet Geothermie zwar grundsätzlich. Hohe Kosten für die Bohrungen sowie teure Pannen bei der Suche nach heißem Wasser in Poing oder Sauerlach lassen jedoch seine Skepsis wachsen. Die größte Sorge bereitet Hohmann der unklare Bedarf. Bevor man 17 Millionen Euro für die Bohrung ausgebe, müsse zuverlässig geklärt werden, wie viel Wärme tatsächlich abgenommen werde, sagte Markt Schwabens Bürgermeister am Montag zur SZ. Genau das ist das Problem: "Wenn die Häuser immer energiefreundlicher gebaut werden, sind am Ende nicht genügend Verbraucher da, damit es sich rechnet." Hohmann weiter: "Wir müssen ehrlich sein und nicht auf etwas setzen, was sich dann wirtschaftlich nicht darstellen lässt."

Dennoch wird die Gemeinde den Bau eines Nahwärmenetzes in der Ortsmitte vorantreiben - um die Energiewende mit der Umstellung auf nicht fossile Brennstoffe einzuleiten. Die Schulen und der Kindergarten "Sonnenschein" könnten auf diese Weise genauso wie das Rathaus, die katholische Kirche, das neue Betreute Wohnen oder die Arbeiterwohlfahrt mit regenerativer Energie versorgt werden - etwa mit Holzpellets oder Hackschnitzeln.

Eine Bereitschaft zum Umschwenken auf regenerative Brennstoffe ist auch bei der Interessengemeinschaft Geothermie erkennbar. "Wir müssen das akzeptieren, bevor überhaupt nichts passiert", sagt Häberlein. So geht es in erster Linie darum, von Öl und Gas unabhängig zu werden. Doch selbst wenn für die Geothermie in Markt Schwaben der Zug abgefahren sein sollte, glaubt Häberlein weiter an diese Art der Wärmegewinnung. Schließlich würden die Preise für andere Energiequellen weiter steigen. Er zieht einen Vergleich zu den Benzinpreisen: "Moderne Autos brauchen nur noch die Hälfte, aber Autofahren ist deshalb nicht billiger geworden."

© SZ vom 20.09.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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