Landkreis Ebersberg:Wo die Straßen Buckelpisten sind

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Risse, Schlaglöcher, Unebenheiten: Mehr als ein Drittel des 120 Kilometer umfassenden Kreisstraßennetzes ist in schlechtem Zustand. Besonders betroffen ist der Landkreis-Süden.

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Die Kreisstraßen im Landkreis sind in einem wesentlich schlechteren Zustand als angenommen. An 17 Straßenkilometern müsste eigentlich recht zügig etwas gemacht werden, weitere 28 Kilometer geben ebenfalls Anlass zur Sorge und sollten zumindest einmal genauer unter die Lupe genommen werden. Das hat eine Untersuchung ergeben, die der Landkreis im Juli 2014 in Auftrag gegeben hat. "Die Ergebnisse sind zugegeben etwas überraschend", sagte Frank Ruckdäschel vom Staatlichen Bauamt Rosenheim, das Straßenbaumaßnahmen im Landkreis federführend betreut, im Umweltausschuss des Kreistags. 6,75 Millionen Euro würde es kosten, alle Straßen sofort wieder in einen guten Zustand zu versetzen. Jetzt soll aber zunächst einmal eine Prioritätenliste erarbeitet werden.

Nicht alle bemängelten Straßen sind voller Schlaglöcher, manche sind recht komfortabel zu befahren. Doch auch kleine Risse können Schäden verursachen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Um einmal flächendeckend zu erkennen, wie es um die Straßen im Landkreis bestellt ist, hatte der Kreis Firmen mit speziellen Messfahrzeugen beauftragt, die Asphaltdecken genau unter die Lupe zu nehmen. Mit Kameras, Ultraschall-Sensoren und Laser-Scannern wurden Risse, Wellen, Spurenvertiefungen und Unebenheiten entdeckt. Gekostet hat die Untersuchung 30 000 Euro, die laut Landrat Robert Niedergesäß (CSU) gut angelegt waren. Sehr oft sei es wesentlich günstiger, frühzeitig in Straßenreparaturen zu investieren als abzuwarten, bis teure Totalsanierungen nötig würden, unterstrich der Landrat.

Doch es wäre schon jetzt eine Menge zu tun, wie Frank Ruckdäschel den Ausschussmitgliedern anhand mehrerer Karten zeigte. Weite Strecken des Kreisstraßennetzes leuchteten in Rot und Gelb auf. Rot bedeutet dabei, dass eine "Einleitung von Maßnahmen" erforderlich ist. Gelb heißt, dass eine genaue Beobachtung und Analyse der fraglichen Straßenabschnitte in Angriff genommen werden sollte, nicht immer muss hier gleich gehandelt werden.

Vor allem im Süden des Landkreises sieht die Lage relativ kritisch aus: Die EBE 13 südlich von Bruck etwa besteht fast nur aus rot markierten Streckenabschnitten, selbiges gilt für die EBE 15 nördlich und südlich von Baiern. Nur zwischen Netterndorf und Antholing und südlich von Kulbing sind hier einige Streckenabschnitte in einem guten Zustand. Die EBE 14 unmittelbar vor und hinter Egmating ist ein weiterer Abschnitt, bei dem es zu viel zu tun gibt. Hier ist lediglich die Ortsdurchfahrt in einem sehr guten Zustand.

Weitere kritische Stellen im Süden: die EBE 9 westlich von Jakobneuharting und östlich von Grafing sowie die EBE 8 nordwestlich von Grafing. Im Norden des Landkreises weist vor allem die EBE 1 zwischen Poing und Heimstetten viele rote Flecken auf, ebenso die EBE 17 zwischen Parsdorf und Weißenfeld. Die EBE 4 zwischen Weißenfeld und Wolfesing ist ebenfalls nur in kleinen Teilen gut in Schuss.

Dabei ist es nicht so, dass die Autofahrer notwendigerweise überall auf den Straßen, die als problematisch angesehen werden, über eine Holperstrecke voller Schlaglöcher rattern, wie Ruckdäschel erläuterte. Risse, die der Straßensubstanz auf Dauer durchaus schaden, seien beispielsweise beim normalen Überfahren gar nicht zu erkennen.

Der Landkreis hat nun mehrere Möglichkeiten, auf den Schadensbericht zu reagieren. Auf 6,75 Millionen Euro bezifferte Ruckdäschel den "Nachholbedarf", also die Kosten, die nötig wären, um sich um Straßen der oberen beiden Schadenskategorien zu kümmern. Allerdings wäre laut Ruckdäschel schon mit 2,5 Millionen Euro viel erreicht, damit könnte man die kritischsten Stellen reparieren.

Ganz oben auf der Liste stünde dabei die Straße zwischen Antholing und der Grenze zum Landkreis Rosenheim, die "irre viele Risse" aufweise, wie Ruckdäschel sagte. Die Reparatur dieses Stücks würde voraussichtlich mit 300 000 Euro zu Buche schlagen. Für einige der Instandhaltungsarbeiten hingegen könnte sich der Kreis auch mehr Zeit lassen. Würden in den nächsten 20 Jahren jährlich 1,2 Millionen in den Straßenunterhalt investiert, könnte man nach Einschätzung des Experten viel ausrichten.

"Wir müssen das jetzt erst einmal sacken lassen", kommentierte der Landrat die neuen Erkenntnisse. In seiner Juli-Sitzung wird sich der Ausschuss erneut mit dem Thema beschäftigen, dann wird es auch schon eine Einschätzung darüber geben, in welcher Reihenfolge die Sanierungsarbeiten in Angriff genommen werden sollten. Aus dem Ausschuss gab es Lob für dieses Vorgehen. "Es hat an der Sanierung leider immer gehapert. Gut, dass man jetzt am Ball bleibt", sagte Ilke Ackstaller (Grüne).

Auch manche Gemeinden haben sich bereits moderner Technik bedient, um den Zustand des Straßennetzes zu erforschen - mit unerfreulichen Ergebnissen. Würde etwa Poing alle wünschenswerten Maßnahmen in Angriff nehmen, müsste die Kommune 16,5 Millionen Euro investieren.

© SZ vom 17.03.2015 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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