Aktion im Landkreis:Radeln, bis der Eisbär kommt

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Eisbär Paul macht eine Tour durch den Landkreis. Wer errät, wo er seine Pausen einlegt, kann etwas gewinnen. (Foto: Energieagentur/oh)

Beim "Stadtradeln" im Landkreis Ebersberg wird nun wieder ordentlich in die Pedale getreten. Neben dem Ziel, möglichst viele Kilometer zu fahren, soll ein Suchspiel für zusätzliche Motivation sorgen.

Von Katrin Kastenmeier, Ebersberg

Lieferengpässe bei E-Bikes, Wartelisten für Fahrradträger und SB-Automaten gefüllt mit Ersatzschläuchen. Die Nachfrage zeigt: Radfahren ist gerade so beliebt wie nie zuvor. Es heißt sogar, einen regelrechten Fahrrad-Boom habe die Pandemie hervorgebracht. Dieser Trend zeichnet sich auch auf den Straßen und Radwegen im Landkreis Ebersberg ab. Gerade jetzt in den Sommermonaten tummeln sich Mountainbiker neben Familienausflüglern und Sonntagsradlern. Von diesem Sonntag an vermutlich sogar noch mehr. Dann nämlich fällt der Startschuss für das diesjährige "Stadtradeln".

Bereits zum fünften Mal beteiligt sich der Landkreis an der bundesweiten Aktion des Klima-Bündnisses, einem Netzwerk europäischer Kommunen und Partnerschaften, das sich lokal mit Fragen zum Klimawandel auseinandersetzt. Ziel beim Stadtradeln: In 21 Tagen möglichst viele Kilometer mit dem Fahrrad zurücklegen. "Es soll vor allem ein Anreiz sein, das Auto einfach mal stehen zu lassen und somit einen ganz simplen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten", sagt Bärbel Zankl vom Bereich der Öffentlichkeitsarbeit der Energieagentur Ebersberg. Wie in den vergangenen Jahren übernimmt diese, zusammen mit Lisa Niedermaier, die zentrale Koordination der dreiwöchigen Aktion im Landkreis. Der einfache Umstieg vom Auto aufs Fahrrad stehe klar im Vordergrund, aber neben dem CO₂-Sparen winken am Ende auch Preise für die besten Einzelpersonen, Teams, Vereine sowie Schulen und Kindergärten.

Ob privat oder beruflich, jeder Fahrradkilometer zählt. Darüber hinaus dreht es sich bei der klimafreundlichen Aktion aber immer auch um gemeinschaftliche Aktivitäten. 2019 gab es beim Auftakt zum Beispiel ein großes Festival, erinnert sich Niedermaier. "Und im letzten Jahr haben wir die Radelnden nach ihren Lieblingstouren mit Startpunkt im Landkreis gefragt, der hier entstandene Radlführer wird dieses Jahr im Laufe der Stadtradeln-Zeit veröffentlicht." Auch heuer können wieder einige Events rund um die Radl-Aktion stattfinden. So gibt es in den nächsten drei Wochen neben einer Biergartenradltour durch Glonn, einer Familien-Schnitzeljagd in Oberpframmern und einer Rundfahrt mit Josef Rüegg vom Landschaftspflegeverband noch weitere abwechslungsreiche Termine rund um nachhaltige Mobilität, Spaß und Teamgeist.

Für das Radl-Event haben sich aktuell bereits mehr als 700 Teilnehmende angemeldet, bis Sonntag würden es laut den Organisatoren bestimmt noch mehr werden. "Jeder Einzelradler kann online einem Team beitreten oder sich seiner Kommune anschließen", erklärt Zankl. Aßling, Ebersberg, Egmating, Forstinning, Glonn, Grafing, Kirchseeon, Markt Schwaben, Moosach, Oberpframmern, Pliening, Poing, Vaterstetten und Zorneding machen mit. Drei Wochen am Stück können sich so alle interessierten Radler am Wettbewerb beteiligen und beweisen, "dass die Menschen im Landkreis kräftig in die Pedale treten können", sagt Zankl. Das Eintragen der geradelten Kilometer erfolgt wahlweise im Internet, auf Formularen per Hand oder per App, die man sich herunterladen kann und die automatisch die geradelten Kilometer per GPS erfasst.

427 700 Kilometer waren es im vergangenen Jahr. Eine beachtliche Leistung, findet Zankl, denn dadurch konnten durch die 1900 Ebersberger Teilnehmer mehr als 60 Tonnen CO₂ eingespart werden. Um dieses Jahr vielleicht noch mehr Strecken auf dem Fahrradsattel zurückzulegen, hat sich die Energieagentur einen zusätzlichen Motivationsanreiz überlegt. Ein kleiner Stoffeisbär habe sich auf den Weg zu ganz unterschiedlichen Orten im Landkreis gemacht und dort Selfies geschossen, heißt es von den Verantwortlichen. Diese Hinweise werden während des Aktionszeitraums täglich auf der Stadtradeln-Homepage und den Social-Media-Kanälen der Energieagentur veröffentlicht. "Wer erkennt, wo das Foto gemacht wurde, kann sich aufs Rad schwingen, hinfahren und ein Beweisfoto machen", erklärt Zankl.

Für den Klima-Nachwuchs des Landkreises dürfte der Eisbär kein neues Gesicht sein. In Zusammenarbeit mit Erzieherinnen und Erziehern hat die Energieagentur im vergangenen Frühjahr die "Klima-Kita-Box" entwickelt. Eine Lerneinheit, in der verschiedene Module einfach und spielerisch den Klimawandel und seine Folgen erklären. Symbolfigur ist Eisbär Paul. Beim Stadtradeln soll der Bär nun aber auch die Großen motivieren. Denn unter allen Teilnehmenden, die ein Foto von sich und dem richtigen Ort einsenden wird jeden Tag ein Geschenkkorb von "Unser Land" im Wert von 50 Euro verlost.

Die Orte, an denen der Eisbär nun im Rahmen der Fahrrad-Kampagne in die Kamera schaut sind über den gesamten Landkreis verstreut. Zum einen, um Corona-konform auch weiterhin eine Anhäufung von Menschen zu vermeiden. Zum anderen soll laut Zankl, jeder die Chance haben, in nicht allzu großer Entfernung ein Ziel ansteuern und teilnehmen zu können.

Bevor es am Sonntag los geht, werde rund um die Aktion aber gerade noch "ein ganz heißes Thema" diskutiert, erzählt Zankl. Der Streitpunkt: E-Bikes. Einigen Teilnehmern seien diese ein regelrechter Dorn im Auge. "Hochachtung für jeden, der mit eigener Muskelkraft radelt", sagt Zankl, "das ist natürlich eine Riesen-Leistung." Nichtsdestotrotz wünscht sie sich mehr Toleranz gegenüber Radlern mit elektronischer Unterstützung: "Oft sind es Leute mit einem Handicap, die trotzdem nicht aufs Fahrrad verzichten, aber ihren Aktionsradius schlicht vergrößern wollen". Und auch mit Fahrrad-Motor sei der ökologische Fußabdruck bei einem E-Bike bei weitem besser als das Auto zu nehmen. Anmelden kann man sich übrigens auch, wenn der Radlzeitraum offiziell schon begonnen hat, heißt es vonseiten der Organisation. "Wir hoffen auf jeden Fall weiter auf steigende Zahlen und vielleicht knacken wir ja dieses Jahr die 2000er Marke", sagt Niedermaier. Die Kilometer, die bis zum Zeitpunkt der Anmeldung bereits geradelt wurden, lassen sich nachtragen, zur Not auch bis zu einer Woche. Ob die Ebersberger ihre Leistung vom vergangenen Jahr übertrumpfen werden, wird sich am 17. Juli zeigen. Dann ist der Zeitraum für das Kilometer-Sammeln im Landkreis vorbei. Bis dahin: Auf die Räder, fertig, los!

Das Stadtradeln dauert vom 27. Juni bis zum 17. Juli. Anmelden kann man sich online unter stadtradeln.de/landkreis-ebersberg. Die Hinweise rund um Eisbär Paul gibt es auf der Homepage und den Social-Media-Kanälen der Energieagentur.

© SZ vom 25.06.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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