In dieser Zeitung war vor einiger Zeit ein Interview mit dem britischen Schriftsteller Ian McEwan zu lesen, in dem dieser auch über das Verhältnis zwischen dem belebten und dem unbelebten Teil der Welt philosophierte. Und zu dem Ergebnis kam, dass das Verhältnis nicht unbedingt das beste sei: "Les choses sont contre nous." Eine Bestätigung, dass die Dinge gegen uns sind, gab es nun in Poing, dort schien sich gleich eine ganze Wohnung gegen die lebendigen Nachbarn zur Wehr zu setzen.
Es begann am frühen Morgen mit lauter Musik. Die aber nicht von einem laute Musik liebenden Frühaufsteher aufgedreht worden war, denn die lebendigen Bewohner der Wohnung waren gar nicht zu Hause. Zu diesem Schluss kam auch eine von den aus dem Schlaf gerissenen Nachbarn gerufene Polizeistreife. Deren Versuche, die Bewohner der lauten Wohnung telefonisch zu erreichen, waren nicht erfolgreich - ob die sich selbst aktivierende Musikanlage eine entsprechende Absprache mit Dingen zur fernmündlichen Kommunikation getroffen hatte, muss Spekulation bleiben.
Um die Musikanlage doch noch zum Schweigen zu bringen, wurde schließlich die Feuerwehr gerufen, um die Wohnungstür zu öffnen. Was sich für die immerhin acht Feuerwehrleute, die dann anrückten, als ein gutes Stück schwieriger herausstellte als zunächst gedacht. Denn die Dinge haben gut zusammengearbeitet, um Nachbarn und Einsatzkräfte zu ärgern - oder, wie die Polizei in ihrem Bericht prosaischer schreibt, die Wohnung war "mit modernen Dreischichtfenstern und weiteren Sicherungen gegen Einbruch versehen" - was der Musikanlage ein einigermaßen langes Solo ermöglichte: Erst knapp eineinhalb Stunden nach Beginn des "Konzertes" kam die Feuerwehr in die Wohnung und konnte den Stecker ziehen.
Dabei, so schreibt die Polizei weiter, "konnte nicht verhindert werden, dass an einem Fenster sowie einem elektrischen Rollo ein Schaden entstand".Man kann sicher sein, dass die Dinge sich dafür rächen werden, irgendwann, irgendwie...