Landkreis Ebersberg:In die Vollen

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Kein Landkreis in Bayern wächst so schnell wie Ebersberg. Laut aktuellen Daten des Statistischen Landesamtes werden bis zum Jahr 2039 insgesamt 160 200 Menschen hier wohnen, das entspräche einer Zunahme von 11,5 Prozent

Von Wieland Bögel, Ebersberg

Der Landkreis bleibt Tabellenführer, und zwar in der Disziplin Wachstum. Wie aus den nun veröffentlichten neuen Prognosen des Statistischen Landesamtes hervorgeht, nimmt in keinem anderen Landkreis oder keiner kreisfreien Stadt in Bayern die Bevölkerungszahl in den kommenden 20 Jahren prozentual so stark zu wie in Ebersberg. Die Statistiker gehen von einem Zuwachs von 11,5 Prozent aus, damit würden zwischen Anzing und Aßling Ende der 2030er Jahre dann 160 200 Leute leben, das sind 15 600 mehr als derzeit.

Zur besseren Vorstellung: Das sind fast so viele Menschen, wie derzeit in der zweitgrößten Landkreiskommune Poing wohnen, aktuell zählt man dort 16 400 Einwohner. Bis 2037 - für die Gemeinden gibt es keine aktuelleren Prognosen - sollen es um die 19 100 sein. Damit ist Poing die Gemeinde mit dem größten Zuwachs, mit einigem Abstand folgen die Nachbarn in Markt Schwaben und Vaterstetten. In der Marktgemeinde, so die Statistiker, soll die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum von derzeit 14 000 auf 16 400 und in Vaterstetten von aktuell 23 700 auf dann 25 800 steigen. Einen etwas moderateren Anstieg sehen die Prognosen für die übrigen größeren Landkreiskommunen: Grafing wird bis 2037 mit 14 900 Einwohnern um 1000 Personen wachsen, in der Nachbarstadt Ebersberg sollen es 900 mehr und damit 13 300 sein, den gleichen Zuzug erwartet man für Kirchseeon, wo 2037 dann 11 600 Menschen leben sollen. In Zorneding rechnen die Statistiker im gleichen Zeitraum mit einem Zuwachs um 700 auf dann 10 300 Einwohner.

Doch auch wenn die Bevölkerungszunahme vor allem auf die sieben größten Kommunen des Landkreises entfällt, wird auch in den kleineren ein starkes Wachstum erwartet. Etwa in Glonn, wo es bis 2037 insgesamt 900 Einwohner mehr geben soll als heute, das wären 6300. Auf die gleiche Einwohnerzahl käme auch Pliening und hätte damit etwa 600 mehr als derzeit. Für die Gemeinden mit weniger als 5000 Einwohner gibt es zwar nur Prognosen bis 2031, der Trend ist indes ähnlich. Lediglich in Baiern erwarten die Statistiker keinen Bevölkerungszuwachs in den kommenden Jahren.

Auch bayernweit ist dies eher die Ausnahme: Von einem Rückgang der Bevölkerung gehen die Prognosen nur in zwei Bezirken aus: in Unter- und Oberfranken mit minus 2,2 beziehungsweise 4,2 Prozent. Insgesamt sehen die Statistiker für den Freistaat einen Bevölkerungszuwachs von 3,2 Prozent, die höchsten Werte entfallen auf Niederbayern mit vier Prozent, Schwaben mit 4,8 und Oberbayern mit 6,6 Prozent. In diesen beiden Bezirken gibt es keinen einzigen Landkreis und keine kreisfreie Stadt mit einer negativen Wachstumsprognose. In Oberbayern liegen außerdem drei der vier Kommunen mit zweistelligem Wachstum, neben Ebersberg sind dies Dachau mit 10,8 und Pfaffenhofen mit 10,1 Prozent. Den gleichen Wert erreicht die Stadt Landshut in Niederbayern.

Neben der prognostizierten Einwohnerzahl erlauben die Daten auch Rückschlüsse auf die Bevölkerungsstruktur in den kommenden Jahren. Demnach werden im Landkreis Ebersberg in 20 Jahren deutlich mehr alte, aber auch mehr junge Leute wohnen, während der Anteil der Personen im erwerbsfähigen Alter zurückgeht. So erwarten die Statistiker, dass auf 100 Personen im Alter zwischen 20 und 64 Jahren dann 37,6 unter 20-Jährige und 43,5 über 64-Jährige kommen. Aktuell sind es 34,4 Jugendliche und 30,9 Senioren. Das Durchschnittsalter der Landkreisbürger würde von aktuell 42,8 auf dann 44,7 Jahre steigen. Dies entspricht in etwa dem Durchschnitt im Bezirk Oberbayern, hier erwartet die Prognose im Jahr 2039 pro 100 Einwohner im erwerbsfähigen Alter 42,1 Senioren und 37,5 Jugendliche. Bayernweit steigt der Seniorenanteil bis 2039 auf 48,1 und der der Jugendlichen auf 34 pro 100 im erwerbsfähigen Alter. Der Durchschnitts-Bayer ist dann 45,9 Jahre alt, derzeit sind es 43,9 Jahre. Eine Ausnahme stellt die Region München dar, hier steigt der Altersdurchschnitt langsamer, von derzeit 42,4 auf dann 43,8 Jahre. Der Anteil der Senioren pro 100 Personen im nicht-erwerbsfähigen Alter steigt von 29,5 auf 37,6, jener der Jugendlichen von 29,9 auf 32,3, was allerdings im Wesentlichen auf die Stadt München zurückzuführen ist, die übrigen S-Bahn-Landkreise haben ähnliche Werte wie Ebersberg.

Sowohl bayernweit als auch im Landkreis Ebersberg nimmt besonders die Zahl der Personen über 65 Jahre zu. Im Freistaat sind es in zwei Jahrzehnten 32,9 Prozent mehr im Vergleich zu 2019, im Landkreis sogar 43,4 Prozent. Für den Bezirk Oberbayern sind es nur 31,2 Prozent. Die Gruppe der Minderjährigen wächst sowohl im Freistaat mit 4,2, im Bezirk mit 7,6 und im Landkreis mit 11,8 Prozent etwas stärker als die Bevölkerung allgemein. Stagnierend oder sogar rückläufig ist dagegen die Zahl der Personen im erwerbsfähigen Alter: Für den Freistaat errechnet sich bei den 18- bis 40-Jährigen ein Minus von 7,2 Prozent, in Oberbayern von minus 2,7 und im Landkreis sind es minus 0,2 Prozent. Bei den 40- bis 65-Jährigen wird bayernweit ein Rückgang um 6,3 Prozent erwartet, in Oberbayern jedoch ein leichter Zuwachs um 0,1 Prozent und im Landkreis Ebersberg immerhin um 3,4 Prozent.

Was zeigt, dass ein großer Anteil des Wachstums, das dem Landkreis in den kommenden 20 Jahren bevorsteht, die Folge einer bayernweiten Binnenwanderung ist. Auch wer zuwandert, lässt sich aus der Statistik ersehen: Es sind vor allem Personen der Altersgruppen zwischen 20 und 65 Jahren und deren Kinder. Den Zuwachs in der Gruppe der Senioren machen - in etwa analog zur bayern- und bezirksweiten Entwicklung - die geburtenstarken Jahrgänge aus, die in einigen Jahren in Rente gehen werden.

© SZ vom 31.12.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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