Energiewende und Klimaschutz im Landkreis Ebersberg sind untrennbar mit einer Person verbunden: Hans Gröbmayr. Der Glonner wurde vor neun Jahren vom Kreistag zum ersten Klimaschutzmanager des Landkreises bestimmt. Ende 2014 wurde er Geschäftsführer der neuen Energieagentur, an deren Gründung er maßgeblich beteiligt war. Diesen Posten wird er Ende Juli aus Altersgründen aufgeben. Zum Start der neuen kommunalen Wahlperiode hat er einen offenen Brief an alle geschrieben, die ein Haupt- oder Ehrenamt in der Kommunalpolitik des Landkreises ausüben:
"Am 1. Mai werden Sie Ihr verantwortungsvolles Amt antreten. Als Sie sich für Ihre Kandidatur entschieden haben, konnten Sie nicht wissen - nicht einmal ahnen, wie die Corona-Krise unser Leben derzeitig prägt. Die Politik handelt in dieser Krise sehr verantwortungsvoll und macht das Richtige. Sie hört auf die Wissenschaft und schützt dadurch das Leben von vielen. Diese Krise wird uns noch lange verfolgen - mutmaßlich, bis wir das Virus besser kennenlernen und uns Medikamente oder ein Impfstoff ermöglichen, wieder angstfreie Nähe zu anderen Menschen aufzubauen. Es ist zu hoffen, dass diese Krise endlich ist.
Eine andere Krise, bei der kein Ende absehbar ist, wird Sie in Ihrer Amtszeit auf jeden Fall dauerhaft begleiten: die Klimakrise. Hier warnt die Wissenschaft schon lange vor einem Zustand der Erde, bei dem es kein Zurück in einen Normalzustand mehr geben wird. Wir haben nicht mehr viel Zeit, das Unsere zu tun, um diese existenzielle Bedrohung des Lebens auf der Erde zu verhindern. Die Wissenschaftler sprechen von einem Zeitraum von zehn Jahren - weniger als zwei Legislaturperioden.
Klimarelevante Gase, vor allem CO₂, reichern sich in der Atmosphäre an und bauen sich erst in Hunderten von Jahren wieder ab. In dieser langen Zeit tragen sie dazu bei, den Erdball aufzuheizen. Jeder von uns spürt die Auswirkungen schon jetzt. Ohne Corona-Krise würden wir vom letzten nicht vorhandenen Winter, von der schon wieder bedrohlichen Trockenheit und vielleicht auch von den Waldbränden in Australien oder rund um Tschernobyl sprechen. Wenn wir die Erderhitzung vor Erreichen der sogenannten Kipppunkte nicht aufhalten können, gibt es nichts mehr zu retten.
Die Corona-Krise hat gezeigt, dass wir bereit sind, erhebliche Einschränkungen hinzunehmen: zum Schutz der Gesellschaft und damit von uns allen. Wir alle leisten derzeit unseren - zum Teil schmerzlichen - Beitrag, um andere vor Krankheit zu bewahren, auch wenn sie uns selbst vielleicht verschont. Bedingung dafür ist, dass die notwendigen Veränderungen nachvollziehbar erklärt und konsequent umgesetzt werden.
Die Klimakrise bedroht unser Leben scheinbar nicht so unmittelbar. Doch ist die Klimakrise wissenschaftlich eindeutig erwiesen, Ursachen und Auswirkungen einschließlich drohender Kipppunkte sind bekannt. Sicher ist: Ihre Folgen werden wesentlich dramatischer sein. Aber sicher ist auch: Das Verhindern dieser Krise wäre mit wesentlich geringeren Einschränkungen verbunden als wir jetzt bereit sind hinzunehmen.
Wir alle kennen die richtigen Maßnahmen und die erforderlichen Wege schon. Der massive Ausbau von erneuerbaren Energien ist Voraussetzung für eine zukünftige Wasserstoffstrategie und die Ausschöpfung der Einspar- und Effizienzpotenziale ist Basis dafür, dass uns der Ausbau nicht überfordern wird. Alles zusammen, Einsparpotenziale ausschöpfen, konsequenter Ausbau erneuerbarer Energie und Speichertechnologien einschließlich Wasserstofftechnik wird dazu beitragen, dass wir eine maximale Versorgungssicherheit haben und optimale Wertschöpfung in unserer Region. Zudem schaffen und sichern die zukunftsfähigen Technologien Arbeitsplätze, die wir dringend benötigen. Auch die Zusammenhänge zwischen Gesundheitsschutz, Artenschutz und Klimaschutz sind eindeutig belegt und wirken sich gravierend auf unser Wohlergehen aus. Wir sollten die derzeit zur Bewältigung der Krise zur Verfügung gestellten Finanzmittel als Rettungsschirm und Chance zum Aufbau einer klimafreundlichen, zukunftssicheren und nachhaltigen Wirtschaft begreifen.
Mit Ihrer Wahl haben Bürgerinnen und Bürger das Vertrauen in Sie gesetzt, der großen Verantwortung gerecht zu werden. Lassen Sie uns alle gemeinsam daran arbeiten, die Klimakrise zu verhindern. Jetzt. Denn wenn es zu spät ist, können wir nichts mehr tun."