Gastronomie im Landkreis Ebersberg:Mit dem Impfpass ins Wirtshaus

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Korbinian Kugler, stellvertretender Sprecher des Hotel- und Gaststättenverbands im Landkreis Ebersberg, über den Restaurantbetrieb im Corona-Herbst.

Interview von Jörg Lehne, Ebersberg

Anfang August sorgte ein Hotelier aus Garmisch-Partenkirchen noch für Aufsehen, als dieser bekannt gab, bald nur noch Geimpfte und Genesene bei sich Urlaub machen zu lassen. Inzwischen haben Kanzlerin Angela Merkel und die Ministerpräsidenten unter anderem zu diesem Thema getagt. Vom 23. August an soll demnach für den Besuch in Gaststätten oder Hotels die sogenannte 3G-Regel gelten, also für Nichtgeimpfte oder -genesene der Vorweis eines negativen Testergebnisses zur Pflicht werden. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) hat Gastro-Betriebe bereits dazu ermutigt, sogar die 2G-Regel anzuwenden. Der Zutritt ist danach nur noch für Genesene und Geimpfte gestattet. Korbinian Kugler, stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga) im Landkreis Ebersberg, spricht über die jüngsten Neuerungen und seinen Ausblick für die kommenden Monate.

SZ: Kürzlich hat ein Hotelier von sich reden gemacht, weil er den Zutritt nur noch für Geimpfte und Genesene gestatten will. Wie waren die Reaktionen der Wirte im Landkreis dazu?

Korbinian Kugler: Unterschiedlich. Da gibt es keine feste Meinung, letzten Endes ist es individuell, wie das jeder aufnimmt. Keiner war glücklich damit, aber es geht auch um das Wohl und die Gesundheit von Menschen. Das muss immer vorgehen, auch vor wirtschaftlichen Interessen.

Gastronomie in Corona-Zeiten: Künftig müssen Gäste nachweisen, dass sie geimpft, genesen oder getestet sind - oder gleich wieder gehen. (Foto: Barbara Mooser/oh)

Ebenfalls in der vergangenen Woche hat der Dehoga-Landesgeschäftsführer Thomas Geppert davor gewarnt, im Innenraum die 3G-Regel einzuführen. Nun wurde auf der jüngsten Ministerpräsidentenkonferenz genau das beschlossen. Was bedeutet das für die Gastro-Branche?

Unsere Nachbarländer Italien und Österreich machen das schon, deswegen war eigentlich fest davon auszugehen, dass das passieren würde. Sonst hätte der Dehoga nicht davor gewarnt. In der Tourismus-Branche herrschen ohnehin schon enorme Auflagen. Dadurch haben wir einen sehr hohen Organisationsaufwand, zum Beispiel, um die Gäste zu registrieren. Dafür braucht es viel Personal. Einige Betriebe werden daher in den kommenden Monaten zusätzliches Personal einstellen müssen. Das Problem ist, dass nach dem letzten Lockdown fast überall Personal fehlt, weil viele sich Arbeit in krisensicheren Branchen gesucht haben. Jetzt bleibt abzuwarten, wie sich das mit der 3G-Regel entwickelt. Ungefähr 50 Prozent der Bevölkerung sind ohnehin geimpft, die werden auch weiterhin kommen. Wenn jetzt Tests aber bald noch kostenpflichtig werden, kann ich mir vorstellen, dass sich einige überlegen, ob sie so viel Geld für einen Restaurantabend ausgeben wollen. Da könnten Verluste entstehen.

Ministerpräsident Söder hat im Anschluss an die Konferenz am Dienstag bereits angemerkt, dass ihm 3G zu kurz greife und darauf hingewiesen, dass jeder Betrieb selbständig bereits jetzt die 2G-Regelung anwenden könne.

Das sehe ich kritisch. Wir in unserem Betrieb versuchen, niemanden auszuschließen. Ich halte die 3G-Regel schon für genug.

Denken Sie es ist möglich, dass sich viele Wirte diesem Aufruf anschließen werden und sagen: Bei uns nur noch mit Impfung?

Korbinian Kugler, betreibt gemeinsam mit seiner Frau Barbara in Ebersberg die beliebte "Kugler Alm". Er ist stellvertretender Vorsitzender des Hotel- und Gaststättenverbandes im Landkreis Ebersberg. (Foto: privat)

Vereinzelt vielleicht. Ich selbst bin vollständig geimpft. Ich habe aber auch Verständnis für Leute, die sich nicht impfen lassen wollen, wenn sie damit auch achtsam umgehen und sich testen lassen und so niemanden gefährden. Das gehört für mich zum gesunden Menschenverstand.

Wie blicken Sie inzwischen auf die kommenden Monate?

Mit gemischten Gefühlen. In unserem Betrieb ist die Reservierungslage für den Herbst stabil, daher kann ich für mich schon positiv in den Herbst blicken. Aber allgemein, also für die gesamte Branche gesprochen, fehlt es bislang an der Praxis. Letztes Jahr mussten wir im November schon wieder alles zumachen, daher haben wir keine Erfahrung wie die Herbstmonate laufen werden. Wir wissen nicht, ob sich die Gäste auch zum Jahresende hin weiterhin im Innenbereich wohlfühlen werden. Für den allgemeinen Tourismus wird es aber wohl eher schwierig werden. Die Hotelauslastung ist zurzeit im Allgemeinen eher problematisch. Aber wenn wir durchgängig offenbleiben dürfen, denke ich, dass es sich einspielen wird und die Touristen sich trauen werden, auch in den kalten Monaten weiterhin ins Hotel oder ins Restaurant zu gehen.

© SZ vom 12.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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