"Denn alles, was entsteht, ist wert, dass es zugrunde geht." Mit unter anderem diese Worten macht Mephisto bekanntlich bei Dr. Faust in Goethes gleichnamigem Drama seine Aufwartung. Auch gut 215 Jahre nach dessen Ersterscheinung ist dem Satz nicht zu widersprechen. Dies zeigt sich nun auch wieder in einer an sich unauffälligen Meldung aus dem Landratsamt: Kommende Woche machen die Komposthöfe wieder auf.
Während das erste Grün, der erste Flor des neuen Frühlings sich zaghaft ans Licht wagt, ist für dessen Dahinmodern bereits gesorgt, aus dem dann aber wieder die Grundlage für neues Grünen und Blühen wird, und so weiter und so fort. Was nun auf den ersten Blick vielleicht wie eine höchstens für Gartenfreunde relevante Information klingt, ist also bei näherem Hinsehen ein geradezu exemplarisches Beispiel für das Thema des Werdens und Vergehens, gewissermaßen ein Memento Mori - das natürlich auch hervorragend in die nun begonnene vorösterliche Fastenzeit passt.
In früheren Zeiten, gut eineinhalb Jahrhunderte bevor es Goethe seinen Mephisto so passend formulieren ließ, also im Barock, hatte diese Thematik eine eigene Kunstform hervorgebracht: Das Vanitas-Stilleben. Angelehnt an ein Bibelzitat - "Vanitas vanitatum et omnia vanitas", was sich grob mit "Es geht alles vorüber, es geht alles vorbei" übersetzen lässt - bemühten sich im 17. und 18. Jahrhundert zahlreiche Maler, diesen Gegensatz von Leben und Tod darzustellen. Die klassische Herangehensweise ist ein Arrangement aus Totenschädel, diversen Wertgegenständen sowie Früchten und Blumen.
Und auch mehr als drei Jahrhunderte später ist dieser ewige Kontrast noch zu beobachten, dargebracht mit einfachsten Mitteln wie Schneeglöckchen, Krokusse, Rasenschnitt und Gemüseschalen.