Es ist eine hinlänglich bekannte Tatsache, dass es genau einen guten Autofahrer auf der Welt gibt - das ist man selbst. Zumindest ergeben regelmäßig Studien ebendieses Ergebnis: Wer selbst gerade hinter dem Lenkrad sitzt, hält sich für die einzige Person, die das tun sollte. Dieses Wissen vorausgesetzt, ist man als aufgeklärter Mensch natürlich stets bemüht, entgegengesetzt zu handeln und dem - zweifellos nicht immer makellosen - Fahrstil der Mitmenschen mit wenn schon nicht Akzept- doch wenigstens Toleranz zu begegnen. Aber manchmal ist das wirklich zu viel verlangt.
So wie an einem nicht besonders verkehrsreichen Vormittag auf der Wasserburger Landstraße. So unschlüssig wie das Wetter - nicht mehr Herbst, nicht richtig Winter und noch lange nicht Frühling - ist der Fahrstil des vorausfahrenden Autos. Wäre man bei Star Trek würde Commander Data jetzt so etwas anmerken wie: "Kurs und Geschwindigkeit des Objekts sind nicht extrapolierbar." Das Fahrzeug bremst und beschleunigt ohne erkennbaren Grund, fährt Schlangenlinien, zum Glück ist man gerade innerorts und daher eher gemächlich unterwegs. Während man sich noch an die Formel aus der Fahrschule zur Berechnung des optimalen Verkehrssicherheitsabstandes zu erinnern versucht, mit dem Vorsatz das Ergebnis mindestens zu verdoppeln, hätte man schon gerne auch die Ursache für das unvorhersehbare Fahrverhalten gewusst. Für Restalkohol ist es eigentlich schon etwas zu spät, für den neuen Rausch des Tages noch ein gutes Stück zu früh, hoffentlich liegen keine medizinischen Gründe vor. Mindestens so lange her wie das - wie sich im Nachgang herausstellt nicht nachhaltige - Erlernen der Sicherheitsabstandsformel ist der Erste Hilfe Kurs. Wie war das gleich mit der Herzmassage, auf welche Seite muss bei der stabilen Seitenlage gebettet werden und bei welchen Symptomen legt man die Füße jetzt gleich wieder hoch und bei welchen nicht?
An der nächsten Ampel zeigt sich dann, der Fahrer hat kein medizinisches, sondern ein ästhetisches Problem, genauer ein frisurentechnisches. Mit großem Einsatz aber offenbar ohne wirksames Gerät versucht er einen abstehenden Haarschopf zu bändigen. Vielleicht hat er gleich ein wichtiges Vorstellungsgespräch, muss einen Vortrag halten oder trifft sich mit dem aktuellen Lebensabschnittsmenschen zu einem besonderen Irgendwas. Verständlich, dass man da nicht mit einer Haartracht auflaufen kann, die landläufig auch als Bosheitsschippel bekannt ist - koste es was es wolle. Im aktuellen Fall: Die anderen Verkehrsteilnehmer manch guten Vorsatz...