Kurioser Unfall in Grafing:Zug kracht in Auto

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72-jährige Frau umfährt in Grafing eine gesenkte Bahnschranke

Von Korbinian Eisenberger, Grafing

Selbst die Einsatzkräfte taten sich schwer bei der Suche nach einer Erklärung. Wie konnte es zu diesem Crash kommen? Am Montagabend wurden mehr als 100 Polizisten, Feuerwehrler und Rettungsdienstmitarbeiter an den beschrankten Bahnübergang in Grafing-Stadt gerufen. Um 19.08 Uhr ging die Mitteilung der Feuerwehr bei der SZ ein: Zug mit Auto kollidiert. Am Ort des Geschehens war die Verwirrung zunächst groß. Unfall oder Kalkül? Gibt es Verletzte oder gar Tote? Warum blieben die beiden Bahnschranken unbeschädigt? Um 20.30 Uhr gibt die Polizei Ebersberg auf Nachfrage Entwarnung. Bei dem Unfall wurde niemand verletzt. Die Fahrerin hatte das Auto bereits verlassen, als der Zug es erfasste.

Was genau ist passiert? Dem abendlichen Kurzbericht am Telefon lässt die Polizei am Dienstagmorgen ein Update folgen. Demnach war die 72 Jahre alte Autofahrerin mit ihrem Kleinwagen gegen 19 Uhr vom Grafinger Stadtpark Richtung Marktplatz unterwegs. Dabei war die Frau so auf ihr Navigationsgerät konzentriert, dass sie die Verkehrssituation am Bahnübergang in der Grafinger Bahnhofstraße in der Dunkelheit nicht mehr registrierte. Das Problem daran war, dass sich zu diesem Zeitpunkt bereits die Bahnschranken für Autos wie Fußgänger gesenkt hatten und die rote Ampel blinkte. Statt sich hinter den wartenden Autos einzuordnen, fuhr sie an der Schlange sowie an der geschlossenen Bahnschranke vorbei in den Gleisbereich. Offenbar erkannte sie erst jetzt, dass sich in diesem Moment die S 6 Richtung Ebersberg näherte.

Als der Zugführer die Situation kurz vor dem Bahnhof Grafing-Stadt erkannte, war es bereits zu spät. Er konnte die S-Bahn nicht mehr rechtzeitig anhalten - es kam zum Zusammenstoß. Noch am Abend erklärte die Polizei, dass sich die Frau rechtzeitig in Sicherheit bringen konnte, indem sie aus dem Auto sprang. Ihr Fahrzeug allerdings wurde vor allem an der Frontseite stark demoliert und vor die Fußgängerschranke geschoben. Verletzt wurde niemand, auch nicht in der S-Bahn.

Der Sachschaden beträgt ersten Schätzungen nach etwa 18 000 Euro. Im Einsatz waren die Freiwilligen Feuerwehren aus Grafing, Ebersberg, Nettelkofen und Aßling. Gegen die Autofahrerin wurde ein Verfahren wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eröffnet. Um 19.45 Uhr konnte die S-Bahn in den Bahnhof gefahren werden.

© SZ vom 25.11.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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