Konzert in Glonn:Fröhliche Stimmen zu Gaudete

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Voller Klang, volles Haus: Thomas Pfeiffer, Glonns Kirchenmusiker und zugleich Lehrer an der Musikschule, kombiniert beim großen Adventskonzert geschickt seine erwachsenen, jugendlichen und ganz jungen Sängerinnen und Sänger. (Foto: Christian Endt)

Sanft glänzende Melodien erfüllen beim "Alpenländischen Adventssingen" mit drei Chören, Solisten und dem "Ensemble Zinneberg" die Glonner Pfarrkirche

Von Ulrich Pfaffenberger, Glonn

"Es wird scho glei dumpa". Eines jener weihnachtlichen Lieder, denen man sich nicht entziehen kann, nicht entziehen will. Also beginnt zuerst die Seele mitzusummen, dann springt der Funke auf die Lippen über. Mag der Chor am Altarraum auch noch so schön singen, mögen die Musiker auch noch so fein ihre Instrumente streicheln: Befreit von jeder Tonart-Treue schwingt die zärtliche Melodie durch den Raum und entfaltet ihre beruhigende Wirkung bei den Nachbarn in den dicht besetzten Kirchenbänken, irgendwann auch bei einem selbst: "Hei hei, hei hei! Schlaf süaß, herzliabs Kind!"

Manches der Lieder, die in der Glonner Pfarrkirche Sankt Johannes Baptist beim "Alpenländischen Adventssingen" erklangen, hatte, wie das genannte, jenen sanften, unaufgeregten Ton, wie er Wiegenlieder auszeichnet. Wie viele kindgerechte Gebete auch bergen solche Melodien darüber hinaus ein ebenso schlichtes wie ermutigendes Versprechen: Dass auf die beginnende dunkle Nacht auch wieder das Licht des Tages folgen wird. In ihren Tonfolgen gewähren sie einen kleinen Vorgeschmack darauf: im hellen Klang der Hackbrett-Saiten, im fröhlichen Pfiff der Flöte oder im engelsgleichen Strahlen des Soprans.

Mit dem Miniatur-Krippenspiel in Form des Liedes "Wer klopfet an?" stand eine archetypische Melodie der Bergweihnacht im Mittelpunkt des Programms, vorgetragen als formvollendeter und kunstvoller Dreigesang von Christina Deml, Stephan Ametsbichler und Sepp Biesenberger. Drei frische, unverbrauchte Stimme, klar im Ausdruck, behutsam in der Dramaturgie - das reine Vergnügen beim Zuhören. Der Sopranistin und dem Publikum waren dann noch ein zweiter Auftritt geschenkt, "Still, still, still, weil's Kindlein schlafen will", das bei Deml bestens aufgehoben war.

Thomas Pfeiffer hat für den bunten Teller, den er dem Publikum zum dritten Adventssonntag "Gaudete" - "Freuet Euch!" - kredenzte, eine feine Mischung aus Bekanntem und beinahe schon Vergessenem, aus Heiterem und Nachdenklichem zusammengestellt. Mit den Stimmen von Kirchenchor, dem Jugendchor Carmina Mundi sowie den Chorkindern der Musikschule im Zweckverband Kommunale Bildung aus Glonn verfügte er über ein breites Spektrum an Stimmen und Variationsmöglichkeiten, die er geschickt und entspannt ins Spiel brachte. Die Mischung aus Unbefangenheit und Erfahrung verlieh schlichten Melodien wie "Als Maria übers Gebirge ging" einen vorweihnachtlich-hoffnungsfrohen Beiklang und gab vielschichtigen Tonsätzen wie "A Liachterschein liegt überm Land" oder "Advent is a Leuchtn" die erwünschte Leichtigkeit und Transparenz. Anerkennung verdient dabei die Selbstverständlichkeit, mit der Pfeiffer den Kinderchor als eigene Stimme ins Klangbild einfügte, statt auf idyllische Effekte zu spekulieren.

Dass auch ein altes Volkslied erklang, dessen Sprache manchen rätseln ließ, darf zu den schönen Überraschungen des Konzerts gerechnet werden: Wenn die Hirten angesichts des heiligen Kindes in der Krippe singen, "Es blühen die Maien", dann spielen sie nicht nur auf den himmelhohen, gottgemachten Klimawandel in kalter Weihnachtszeit an; sie erinnern auch daran, woher der alte Brauch der Barbarazweige rührt, dessen blühende Triebe - die "Maien" - genauso wie der Heiland die Welt zum Leuchten bringen. Ein Gedanke, auf den auch Pfarrer Siegfried Schöpf anspielte, der mit kurzen Texten die musikalischen Botschaften spirituell begleitete.

Prägend für die Atmosphäre des Konzerts waren die Instrumentalisten, das Ensemble Zinneberg. Theresa Huber, Ulrike Klages, Monika Sauer, Anja Weyrauch und Andreas Fischer schufen mit Harfe und Flöte, mit Akkordeon und Hackbrett, mit Kontrabass, Klarinette und Gitarre den unverkennbaren Stubenmusi-Klang, der neben der Herkunft der Lieder charakteristisch ist für das Genre "alpenländisch". Dieses Prädikat und seine wohltemperierte Umsetzung waren bei ihnen in besten Händen, wie sie nicht nur beim "Orgel Landler" und beim "Orgel Boarischer" bewiesen. Die kleinen und großen Zuhörer im vollbesetzten Gotteshaus lohnten ihnen, den Solisten, den Chören und dem dirigierenden Programmgestalter das stimmungsvolle Konzert mit langem, aufrichtigem Beifall - und sangen beim Andachtsjodler als Zugabe kräftig mit.

© SZ vom 17.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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