Konzert:Abendlicher Sonnenaufgang

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Vor 20 Jahren wurde der Kammerchor gegründet, inzwischen hat Benedikt Haag die Leitung übernommen. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

In der Pfarrkirche in Hohenlinden feiert der Kammerchor Con Moto sein 20-jähriges Bestehen mit einem fulminanten Vortrag von John Rutters "Gloria"

Von Carolin Schneider, Hohenlinden

Spätestens als das letzte Werk erklingt, geht in der Hohenlindener Pfarrkirche St. Josef die Sonne auf. "Gloria, in excelsis deo" klingt es mehrstimmig aus den Kehlen des Kammerchors Con Moto und des Jugendchors coro cadence, die Jungen Münchner Blechbläsersolisten spielen triumphierend, die Finger des Organisten fliegen über die Tasten, die Percussion sorgt für Rhythmus und Spannung. Das Gold des Hochaltars wird in wärmendes Licht getaucht - wie es die ersten Strahlen der Sonne am Morgen tun. Kalt scheint es in der kühlen Kirche nun niemandem mehr zu sein, der fulminante Vortrag von John Rutters "Gloria" wärmt von innen.

Das Stück des englischen Komponisten ist der Namensgeber für ein besonderes Konzert: Vor 20 Jahren wurde der Kammerchor Con Moto von Thomas Pfeiffer gegründet, inzwischen hat Benedikt Haag die Leitung übernommen. Das Repertoire des Chores reicht von Werken aus der Renaissance bis hin zu modernen Stücken. Das "Gloria" von John Rutter, das 1974 komponiert wurde, ist in drei Sätze aufgeteilt. Durch das Werk hindurch zeigen Sänger und Musiker die Bandbreite an Können, die sie erworben haben: Es beginnt mit Fanfaren der Blechbläser, der Chor setzt im gleichen Stil ein. Wie ein Dialog zwischen Chor und Bläser erscheint dieser Teil des Werkes. Dann spielt die Orgel ein Ostinato als Grundlage für ruhigeren Gesang. Noch lauter als der erste Satz erscheint der dritte als ein Feuerwerk der Noten. Das Werk findet seinen Höhepunkt in einem lauten und lang anhaltenden "Amen", bei dem sich Instrumente und Sänger immer weiter steigern und überlagern. Der Kammerchor sowie die unterstützenden Sänger des Jugendchores bringen dieses Werk mit solch einer Stimmgewalt und Präzision auf die Bühne, dass das Publikum wie verzaubert in den Reihen sitzt. Der Rhythmus des Stücks ist meist freudig, auch der Text drückt große Freude aus - "Ehre sei Gott in der Höhe". Diese ist auch in den lächelnden Gesichtern der Vortragenden zu sehen.

Viel ruhiger und andächtiger geht es zuvor zu. Werke der venezianischen Mehrchörigkeit werden vorgetragen. Alle sind in der späten Renaissance, in der Mitte des 16. Jahrhunderts, entstanden. Mit einem mystischen Klang beginnt etwa "O magnum mysterium" von Tomas Luis de Victoria. Der Kammerchor trägt das Werk a cappella vor, die Stimmen erklingen ganz leise, dennoch sehr deutlich. Das Stück erschafft eine geheimnisvolle Atmosphäre - ein Geheimnis bleibt für die meisten Zuhörer auch der Text, denn er ist, wie bei vielen Werken am Abend, auf Latein.

Lebhafter wird es als die Blechbläser ein Stück alleine spielen. Es beginnt mit einem forte, schließlich zeigen die Musiker aber, dass sie auch leiser spielen können. Der Klang der Instrumente klingt so voll, man könnte meinen, man lausche einem großen Blasorchester. Doch es sitzen nur acht Spieler vorne. Im Stück "Canzon septimi toni a 8" von Giovanni Gabrieli spielt jeder Musiker eine eigene Stimme, so entsteht der Eindruck, dass eine größere Anzahl an Musikern das Stück vortragen.

Eher düster und in Moll gehalten ist "Magnificat" von Claudio Monteverdi. Das Wort im Titel des Liedes erklingt zu Beginn von allen Stimmen, die sich gegenseitig überlagern, zusammen mit den Tönen der Orgel entsteht so ein durchgängiger Klangteppich, der sich durch das ganze Stück zieht. Durch den abwechselnden Solo- und Chorgesang entsteht fast ein Frage- und Antwort-Spiel der Sängerinnen und Sänger, während sie den Lobgesang Marias vortragen. Lebhaft erklingt die Aussage "Ehre sei dem Vater und dem Sohne und dem Heiligen Geist", man könnte meinen, der Chor sei nun erwacht, doch nur eine Liedzeile später ertönt wieder die getragenen Melodie zum Ausklang des Werkes.

Am Ende des Konzerts erheben sich die Zuschauer vor Begeisterung über ein gelungenes Jubiläumskonzert. Da können die nächsten 20 Jahre kommen - hoffentlich qualitativ genauso hochwertig.

© SZ vom 11.12.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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