Kommunalwahl in Zorneding:Unbequeme Wahrheit

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Nachdem nun auch die finalen Wahlergebnisse für Zorneding vorliegen, steht fest: Großer Verlierer ist die SPD

Von Andreas Junkmann, Zorneding

Die technischen Macken beim Datendienstleister des Ebersberger Landratsamtes hatten am Abend der Kommunalwahl so manchem Kandidaten Schweißperlen auf die Stirn getrieben. Die Internetseite mit den Hochrechnungen ließ sich am vergangenen Sonntag zeitweise nicht öffnen, Ergebnisse waren entsprechend nicht einsehbar. Während in den meisten Kommunen aber schon bald Klarheit über die gewählten Rathauschefs und die Zusammensetzung der künftigen Gemeinderäte herrschte, waren mancherorts die Folgen des Malheurs noch in den Tagen nach der Auszählung zu sehen. So auch in Zorneding, wo zunächst 21 Gemeinderatssitze im System ausgewiesen waren, tatsächlich hat das Gremium aber nur 20 Plätze. Nun allerdings liegt mit etwas Verzögerung das endgültige Ergebnis vor - und das dürfte vor allem der SPD nicht gefallen.

Wie bereits in den Gemeinden Poing, Markt Schwaben oder Kirchseeon zu sehen war, gehen auch in Zorneding die Sozialdemokraten als großer Verlierer aus der Abstimmung hervor. Sah es zunächst danach aus, als habe die Fraktion ihre drei Sitze halten können, steht nun fest: Die SPD wird künftig nurmehr mit zwei Gemeinderäten im Gremium vertreten sein. Was ist der Grund für dieses maue Abschneiden? Nachfrage bei Bianka Poschenrieder, die für die Sozialdemokraten als Bürgermeisterin kandidiert hatte, sich aber Amtsinhaber Piet Mayr (CSU) geschlagen geben musste: "Es ist uns allen nicht ganz klar, wie das passieren konnte. Es ist schrecklich", sagt die 65-Jährige. Sie habe auch knapp eine Woche nach der Wahl noch daran zu schlucken, denn mit einem solchen Ergebnis hatte sie nicht gerechnet: "Wir haben in den vergangenen sechs Jahren eigentlich sehr engagiert gearbeitet", sagt Poschenrieder.

Nun gelte es aber, mit den Konsequenzen zu leben. Darauf, wie das aussehen könnte, gibt die wiedergewählte SPD-Kreisrätin bereits einen ersten Ausblick: Sie könne sich gut vorstellen, dass die Zusammenarbeit mit den Grünen im Gemeinderat noch enger wird. "Da gibt es ja viele Schnittmengen", so Poschenrieder, die künftig zusammen mit dem 29-jährigen Marian Nowosad die SPD in Zorneding vertreten wird.

In der Ökopartei dürfte man bei dieser Aussage die Ohren spitzen. Schließlich gehört die Fraktion, die ihre Sitze auf fünf erhöhen konnte, zu den klaren Gewinnern der Wahl. Damit könnte man zusammen mit der SPD den Christsozialen Paroli bieten - beide Bündnisse würden auf jeweils sieben Sitze kommen. Bei den Grünen ersetzt Giulia Hillebrand künftig Vincent Kalnin, der zur Linken gewechselt ist. In Stefan Obermaier - Sohn von Fraktionsvorsitzendem Helmut Obermaier - gewinnt die Umweltpartei einen weiteren Vertreter im Gremium hinzu und ist nun zweitstärkste Kraft hinter der CSU.

Einen weiteren Vertreter bekommt künftig auch die FDP, für die Peter Pernsteiner jahrelang als Einzelkämpfer unterwegs war. Bereits bei der Bürgermeisterwahl konnte der 60-Jährige mit 10,53 Prozent der Stimmen ein für die Liberalen beachtliches Ergebnis erzielen. Nun wird er im Gemeinderat durch Siad-Matthias Abdin-Bey unterstützt.

Unterstützung wird Vincent Kalnin vorerst keine haben. Er zieht als Kandidat der Linken in das Gremium ein und schafft damit eine Premiere, denn die Partei war das erste Mal bei einer Abstimmung in Zorneding angetreten. Beim Rennen um das Bürgermeisteramt waren die Linken mit ihrer Kandidatin Ramona Baumgartner noch chancenlos, für einen Sitz im Gemeinderat hat es allerdings gereicht. Etwas ungewöhnlich aber ist, dass nicht etwa Baumgartner als Spitzenkandidatin auf diesem Platz nehmen wird, sondern der ehemalige Kreisrat Kalnin, der rund 50 Stimmen mehr als seine Parteifreundin ergattern konnte.

Wenig Bewegung in der Fraktionsstärke gibt es bei der CSU, die einen Sitz einbüßen musste. Dafür wurde das Personal der Christsozialen kräftig durchgewirbelt. Dem neuen Gemeinderat nicht mehr angehören werden der bisherige Dritte Bürgermeister Christian Krumpholz, Johann Schott, Sylvia Boher und Tobias Hackl. Sie werden ersetzt durch Stephanie Mannl, Patrick Eichler und CSU-Ortsvorsitzende Jutta Sirotek. Damit hat die Fraktion ihr bei der Nominierungsveranstaltung ausgerufenes Ziel erreicht, deutlich jünger zu werden.

Wie die CSU, muss auch die andere konservative Fraktion im Zornedinger Gemeinderat personelle Abstriche machen: Die Freien Wähler schrumpfen auf drei Sitze. Franz Lenz, Wilhelm Ficker und Martin Lenz werden künftig auf Hubert Röhrl verzichten müssen.

CSU: Renate Pfluger, Stefanie Berndlmeier, Ferdinand Glasl, Stephanie Mannl, Robert Strobl, Patrick Eichler, Jutta Sirotek. Grüne: Helmut Obermaier, Moritz Dietz, Barbara Weiß, Giulia Hillebrand, Stefan Obermaier. SPD: Bianka Poschenrieder, Marian Nowosad. Freie Wähler: Franz Lenz, Wilhelm Ficker, Martin Lenz. FDP: Peter Pernsteiner, Siad-Matthias Abdin-Bey. Linke: Vincent Kalnin.

© SZ vom 21.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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