Kommunalwahl in Ebersberg:Liste mit Überraschungseffekt

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Sieben aus 29 (von links): Markus Gräf, Lex Janssen, Rosi Reindl, Karl Schweisfurth, Renate Glaser, Katrin Wirth und Charlotte Schmid kandidieren für die Kreistagsliste der ÖDP. (Foto: Privat)

Die ÖDP tritt zur Kreistagswahl mit vielen neuen Gesichtern an. Unter den Kandidaten sind zudem alte Bekannte - wenn auch bisher bei einer anderen Fraktion

Von Barbara Mooser, Ebersberg

Momentan sitzt Renate Glaser im Kreistag noch bei ihren bisherigen politischen Weggefährten von der SPD. Für ihren Wiedereinzug in das Gremium im März 2020 bewirbt sie sich jedoch nun auf einer anderen Liste: die der ÖDP. Dass man dort noch entschiedener auf ökologische Nachhaltigkeit setze, habe sie zum Wechsel motiviert, sagt sie. Zudem reize sie, dass eine "frische, unverbrauchte Truppe" für die ÖDP antreten wolle, darunter Bio-Landwirt und Unternehmer Karl Schweisfurth von den Herrmannsdorfer Landwerkstätten.

Bis zum Ende der Legislaturperiode will Glaser weiter bei der SPD mitarbeiten, auch nach Rücksprache mit SPD-Fraktionschef Albert Hingerl, den sie als Politiker und Mentor nach wie vor sehr schätze, sagt die Ärztin aus Glonn. Was die inhaltliche Ausrichtung betreffe, habe sie in den gut fünf Jahren im Kreistag festgestellt, dass sie sich gerade bei ökologischen Themen eine entschiedenere Haltung wünsche. "Es waren meist Kleinigkeiten", an denen ihr das aufgefallen sei, sagt sie, beispielsweise, wenn man sich bei Bauprojekten aus pragmatischen Gründen doch nicht für die nachhaltigste Variante entschieden habe. Oder wenn bei der Straßenplanung eben nicht die konsequente Vermeidung von Verkehr die Prämisse sei.

Nach vielen Gesprächen mit der ÖDP-Kreisvorsitzenden Rosi Reindl und insbesondere vor dem Hintergrund des Volksbegehrens "Rettet die Bienen" und der Fridays-for-Future-Bewegung habe sie sich eben nun für diesen Schritt entschieden. Ob sie sich erneut für den Glonner Marktgemeinderat bewirbt, ist laut Glaser noch unklar. Bei der SPD/KommA werde sie jedenfalls nicht auf der Liste stehen, ob die ÖDP antrete, sei noch nicht entschieden.

Glaser startet auf Platz 2 der ÖDP-Liste, Spitzenkandidat ist Lex Janssen, Biofachhändler aus Kirchseeon. Er ist auch Vorstandsvorsitzender der E. F. Schumacher-Gesellschaft für politische Ökologie, die 1980 von dem Schriftsteller und Vordenker Carl Amery gegründet wurde. Seine Ziele bei der ÖDP: mehr Klimaschutz durch eine konsequente Energiewende in Bürgerhand, aktiver Schutz der Wälder und mehr ökologische Bildungsangebote im Landkreis Ebersberg. "Weniger ist manchmal mehr", mit diesem Motto tritt Karl Schweisfurth auf Platz 3 der Liste an. Es stelle sich die Frage, ob der Landkreis Ebersberg immer Wachstumssieger sein müsse, so Schweisfurth, der seit 1996 die Herrmannsdorfer Landwerkstätten geführt hat, 2018 aber diese Aufgabe an seine Nichte Sophie Schweisfurth abgegeben hat. Sie freue sich sehr, ihn für eine Kandidatur gewonnen zu haben, sagt Rosi Reindl, ebenso wie die anderen Kandidaten auf der Liste. Auf Platz 4 tritt Charlotte Schmid - Übersetzerin und Lehrerin aus Poing - an, auf Platz 5 Martin Störkle, Physiker aus Ebersberg.

Eine "sehr motivierte, tolle Truppe" sei das, sagt Reindl. Sie spüre generell seit dem Volksbegehren für den Artenschutz - neben Kritik von den Bauern - verstärkten Zuspruch für die ÖDP und hofft, dass sich das auch im Wahlergebnis niederschlägt. Mindestens drei Sitze für die ÖDP seien ihr Ziel, sagt sie. Damit würde man Fraktionsstärke erreichen und wäre nicht mehr auf eine Fraktionsgemeinschaft mit anderen angewiesen, um in Ausschüssen vertreten sein zu können.

Reindl selbst kandidiert zwar auch für den Kreistag, aber weit hinten auf der Liste. Priorität habe für sie nach wie vor das Engagement für gentechnik- und pestizidfreie Landwirtschaft, das sich zwangsläufig nicht auf den Landkreis konzentriere. Auch Johanna Weigl-Mühlfeld, die bisher für die ÖDP im Kreistag sitzt, verzichtet auf einen guten Listenplatz. Hintergrund sind gesundheitliche Probleme. Insgesamt hat die ÖDP 29 Kandidaten aufgestellt, einige von ihnen besetzen aber mehrere Plätze auf der ÖDP-Liste. Auch einen Landratskandidaten will die ÖDP noch präsentieren, das ist aber erst für Ende November geplant.

Zu den Hauptzielen der ÖDP gehören in den nächsten Jahren laut Reindl das Engagement für mehr Artenvielfalt und Klimaschutz, regionale Bio-Landwirtschaft, eine konsequente Energiewende in Bürgerhand und eine ökologische Verkehrswende.

Die Kandidaten: 1. Alex Janssen, 2. Renate Glaser, 3. Karl Schweisfurth, 4. Charlotte Schmid, 5. Martin Störkle, 6. Ingrid Trischler, 7. Markus Gräf, 8. Martin Baumgartner, 9. Reinhold Pelz, 10. Irmgard Mora Mora, 11. Markus Krätschmer, 12. Maria Galleneder, 13. Jakob Baumgartner, 14. Bärbel Pelz, 15. Martin Schreiner, 16. Katrin Wirth, 17. Sieglinde Wolf, 18. Katrin Podlejska, 19. Karl Gell, 20. Helmut Kirchlechner, 21. Sarah Niesner, 22. Rudi Renner, 23. Yasemin Capan, 24. Norbert Trischler, 25. Reinhard Hartthaler, 26. Rosi Reindl, 27. Agnes Ried, 29. Anton Galleneder.

© SZ vom 31.10.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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