Kommunalwahl in Bruck:Klein, aber oho

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Die kleine Gemeinde Bruck hat nicht nur landschaftlich viel zu bieten. Doch wie man mit der Landschaft umgeht, ist umstritten

Von Franziska Langhammer, Bruck

Fast wie auf der Postkarte: Die Kirchtürme von Bruck (vorne) und Alxing mit Maibaum. (Foto: Christian Endt)

Die kleinste Gemeinde im Landkreis Ebersberg scheint in manchen Dingen auch die innovativste: Auf ihrem Gebiet ist derzeit das einzige Windrad im Landkreis in Betrieb. Erst vor wenigen Wochen nun brachten die Brucker den Vorschlag für ein zweites, von Bürgern betriebenes Windrad ein, das zusammen mit Moosach auf gemeindlichem Grenzgebiet errichtet werden soll. Rund 1300 Einwohner hat das idyllische Dörfchen mit seinen dazugehörigen Ortschaften wie Alxing, Pienzenau oder Taglaching; etwa 1000 von ihnen sind wahlberechtigt. Die Brucker CSU zieht - sehr zum Bedauern des CSU-Ortsvorsitzenden Michael Kiekhöfer - nur mit Männern in die Kommunalwahl, die "Freie Wählergemeinschaft Einigkeit" und die "Bürgerliste Bruck" ohne Bürgermeister-Kandidaten. Erstmals stellt sich die Vereinigung "Offene Politik in Bruck" zur Wahl und wartet mit Angela Felzmann-Gaibinger als Kandidatin um das Bürgermeisteramt auf.

Angela Felzmann-Gaibinger (Offene Politik in Bruck)

Wie die ehemalige und langjährige Direktorin des Amtsgerichts Ebersberg zur Kommunalpolitik kam, das kann sie in drei Worte fassen: "Durch unser Gewerbegebiet." Die gebürtige Passauerin lebt seit 35 Jahren mit ihrem Mann auf einem Bauernhof in Taglaching. Vor etwa sechs Jahren erfuhr sie mehr oder minder durch Zufall von dem dort geplanten Gewerbegebiet. Die meisten Taglachinger, so erzählt Felzmann-Gaibinger, seien überrascht und bestürzt gewesen. Auf Nachfrage beim Rathaus seien die Befürchtungen bestätigt worden. Daraufhin wurde eine Versammlung im Taglachinger Wirtshaus einberufen, auf der nun alle Bürger offiziell über das Gewerbegebiet unterrichtet wurden. Eine Gemeinderätin habe sinngemäß gesagt, so Felzmann-Gaibinger, man brauche sich nicht wundern, wenn man nicht in die Sitzungen des Gemeinderats gehe. "Stimmt, da hat sie Recht", habe sie sich gedacht und seitdem fast keine der monatlichen Sitzungen verpasst.

Relativ schnell habe sie festgestellt, dass ihr Vieles dort nicht gefiel. "Um etwas zu ändern, muss man sich engagieren", sagt Felzmann-Gaibinger. Und so gründete sie mit ihren Mitstreitern vor vier Jahren die unparteiliche Wählervereinigung Offene Politik in Bruck mit dem Ziel, nach der Wahl 2020 auch den ein oder anderen aus der Vereinigung in den Gemeinderat schicken zu können.

Ihre Heimat Taglaching beschreibt die Mutter einer erwachsenen Tochter als wunderschöne ländliche Gegend mit einem reizvollen Blick über die kleine Hügelkette. "Der Charme ist leider etwas angekratzt", sagt sie mit Blick auf das Gewerbegebiet. Mit ihrer Kandidatur um das Bürgermeisteramt will Felzmann-Gaibinger auch den weiblichen Aspekt in der Brucker Kommunalpolitik verstärkt einbringen, beispielsweise durch die Unterstützung etwaiger Initiativen.

Felzmann-Gaibinger engagierte sich viele Jahre ehrenamtlich im Rotary Club Ebersberg-Grafing, war auch zwischenzeitlich dort Präsidentin. Außerdem war sie eine der Gründerinnen des Vereins Sonntagsidee, der seit zwölf Jahren Kunstausstellungen im Grundbuchamt Ebersberg organisiert. Als ihr größtes Hobby bezeichnet Felzmann-Gaibinger ihren Garten; außerdem spielt sie Bridge, macht Keramik und besucht gerne Theater sowie Opern.

Josef Schwäbl (CSU)

Etwas verwundert reagiert Schwäbl auf die Frage, ob er gebürtiger Brucker sei. "Wenn man da aufgewachsen ist und lebt, will man da nicht mehr weg", sagt er. Nicht zuletzt die schöne Lage und der Bergblick machten für ihn seine Heimatgemeinde lebenswert. Der 65-jährige Schwäbl ist seit zwölf Jahren Bürgermeister von Bruck und muss weit zurückgreifen, um die Anfänge seiner politischen Laufbahn zu schildern. "Ich bin einer von denen, die schon am längsten dabei sind", sagt er.

Mit 27 war er schon Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Landwirtschaft in der CSU Bruck, später war er jahrelang ordentliches Mitglied des Kreisvorstands und elf Jahre lang Kreisobmann des Bauernverbands. 1990 kam er in der Kreistag. "Fast jede Straße, jede Leitung hat damals auf landwirtschaftlichen Flächen stattgefunden", so Schwäbl. Schon früh befasste sich so Schwäbl, selbst Landwirt und nebenbei im Pflasterbaugeschäft tätig, mit kommunalpolitischen Themen und kannte sich bestens mit Straßen- und Wegerecht aus. Als politisches Steckenpferd bezeichnet Schwäbl den kommunalen Finanzhaushalt. "Dass man umsichtig schaut, dass an jedem Eck etwas gemacht wird", das habe ihn schon immer sehr interessiert. Auch in diversen Vereinen habe er in den vergangenen Jahrzehnten verschiedene Ämter übernommen, so Schwäbl: "Da wächst man so mit rein."

Neben der Politik kann Schwäbl, verheiratet und Vater von drei Kindern, auch auf eine lange musikalische Karriere zurückblicken. Von Anfang an sei er bei den in den 70ern gegründeten Brucker Sängern dabei gewesen, 22 Jahre lang auch als Chef, erzählt er. Erst vor etwa sechs Jahren habe er dort aufgehört. "Eine hervorragend schöne Zeit", so Schwäbl. Auch mit Freunden und Verwandten habe er jahrelang gemeinsam gesungen, immer die erste Stimme. Und so hört Schwäbl auch heute noch gern jede Art von Musik, "wenn sie gut gemacht ist". Ob Operette in München oder Schlager, Qualitätsgesang sei ihm wichtig.

© SZ vom 09.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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