Politik im Landkreis Ebersberg:Wahl-Verwandtschaften

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In Hohenlinden, Egmating und Steinhöring hat das politische Engagement familiären Hintergrund. Dort sitzen Eltern und Kinder gemeinsam im Gemeinderat

Von Daniela Gorgs

Mutter und Sohn: Martina und Vitus Lietsch. (Foto: Privat)

Politik liegt in den Genen. Ein Blick in die Kandidatenlisten der Kommunalwahl im Landkreis Ebersberg könnte diese These bestätigen. In einigen Gemeinden finden sich Bewerber, die eng miteinander verwandt sind. Und, es gibt Fälle, in denen Familienmitglieder zusammen im Gemeinderat sitzen. In Hohenlinden zum Beispiel. Ludwig Maurer, der wiedergewählte Bürgermeister, begrüßt seit vielen Jahren auch seine jüngere Schwester im Gemeinderat in der gleichen Fraktion: der Überparteilichen Wählergemeinschaft Hohenlinden (ÜWH). Mechtild Maurer, Steuerberaterin, ist wie ihr Bruder überaus in der Gemeinde engagiert und in sämtlichen Vereinen aktiv. Zum zweiten Mal dabei ist auch Maurers Tochter Viktoria, ausgebildete Erzieherin. Der jüngere Sohn Benedikt, Landmaschinentechniker, hat es "nur" auf Platz zwölf geschafft.

Wie Vater Maurer erzählt, soll sich die ÜWH verjüngen. Deshalb habe er seinen Sohn gefragt, ob er sich auch politisch engagieren möchte. Benedikt, Vorsitzender des Burschenvereins, komme gut in der Gemeinde an. Maurer ist gerne Bürgermeister. "Man lebt das Amt", sagt er. Natürlich sei der Arbeitsalltag nicht berechenbar, weswegen er seiner Frau sehr dankbar ist, die ihm immer den Rücken freihalte. Die Maurers haben drei Kinder, die inzwischen erwachsen sind, aber mit auf dem landwirtschaftlichen Hof wohnen.

Gleich drei Maurers treffen sich im Hohenlindener Gemeinderat

Am Küchentisch wird viel diskutiert. Früh brachten die Eltern ihren Kinder bei, selbständig zu denken und eine eigene Meinung zu haben. Darauf legt Maurer großen Wert, vor allem seit die Verwandtschaft mit im Gemeinderat sitzt. Der Bürgermeister erzählt, dass es schon kritische Situationen gegeben habe, die Familie seine Entscheidung im Gemeinderat nicht mitgetragen habe. Wenn er etwa aus Sicht der Verwaltung argumentierte, Tochter und Schwester aber die Bürgerinteressen vertraten. Derartige Konflikte kommen Maurer aber nicht unrecht. Damit es nicht den Anschein erwecke, dass die Familie gemeinsame Sache mache.

Vater und Tochter: Bernhard und Magdalena Wagner. (Foto: Privat)

Auch Bernhard Wagner, Gemeinderat in Egmating, hat seine Tochter Magdalena mit Politik angesteckt und ihr eine große Portion Selbstbewusstsein mitgegeben. Magdalena, die bereits die zweite Periode mit dem Vater zusammen die SPD-Fraktion stellt, sagt: "Es ist nicht immer so, dass er den Ton angibt." Sie findet die verwandtschaftliche Konstellation im Gemeinderat sehr spannend. Am Anfang habe der Vater, der seit 1996 als Gemeinderat engagiert ist, viel mehr Vorwissen gehabt. Jetzt sagt die Tochter: "Ich habe schon viel aufgeholt."

In Egmating stellen die beiden Wagners die SPD-Fraktion

Magdalena, Lehrerin und Schulpsychologin, hat auch den Vorsitz der oberbayerischen Jusos inne. Wagner hat vier Kinder - und alle sind Mitglied in der SPD. "Nur meine Frau nicht", sagt Wagner schmunzelnd. Auch seine jüngere Tochter Hannah kandidierte für den Gemeinderat und wurde vom neunten auf den vierten Platz hochgehäufelt, schaffte es aber nicht ins Gremium. Über das politische Engagement seiner Kinder freut sich Wagner sehr. In der Familie wird viel diskutiert, über die Gesellschaft, das Zusammenleben, Wertvorstellungen - natürlich sozialdemokratisch geprägt.

Politik war auch bei Familie Lietsch schon immer Thema. Martina Lietsch, die in Steinhöring zur Bürgermeisterin gewählt wurde, hat ihren Sohn Vitus mit der Begeisterung angesteckt. Auch der Vater habe ihm das politische Engagement vorgelebt, sagt der Sohn. Als gelernter Zimmerer und aktiver Feuerwehrmann ist Vitus Lietsch im Ort bekannt. Die Bürger wählten ihn jetzt in den Gemeinderat, für den er sich erstmals beworben hatte. Er sei "wild entschlossen", sich für die Steinhöringer einzusetzen. Auf die Frage, ob die künftige Zusammenarbeit im Gemeinderat mit der Mutter als Leiterin auch Konfliktpotenzial berge, sagt er: "Ich werde so entscheiden, wie es für die Menschen passt." Es gehe um die Sache, unabhängig von Parteiinteressen. Beide gehören der Freien Liste an. Die Mutter lacht bei der Frage und sagt: "Mein Sohn hat seinen eigenen Kopf."

Und das sei gut so.

© SZ vom 18.03.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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